Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Stadt will präziser warnen

In einer Sondersitz­ung musste sich die Verwaltung die Frage gefallen lassen, warum es eine Warnung nur für die Ostparksie­dlung gegeben hat.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF In einer Sondersitz­ung hat die Verwaltung versucht, der Politik ausschussü­bergreifen­d offene Fragen zum „Jahrtausen­dhochwasse­r“zu beantworte­n. Im Juli hatte ein Unwetter mit Starkregen große Schäden in Düsseldorf verursacht, als vor allem die Düssel über die Ufer trat. Ein Mensch kam ums Leben. Im Mittelpunk­t der Sitzung stand die Renaturier­ung der Gewässer und wie in Zukunft bei derartigen Schlecht-wetter-ereignisse­n eine bessere Warnung der Bevölkerun­g erfolgen kann.

Markus Dreist (SPD) aus der Bezirksver­tretung 8 sagte, ihm sei fast der Kragen geplatzt, als er die geplanten Renaturier­ungsmaßnah­men in der Informatio­nsvorlage gelesen habe. Seit Jahren bekomme er die gleichen Antworten, die Probleme seien nicht neu, auch jetzt würden die jeweiligen Bauabschni­tte nur aufgeliste­t, statt Tempo wegen der Dringlichk­eit zu machen. „Aber wann kommt es in der Verwaltung an, dass etwas passieren muss?“, so Dreist bei der Veranstalt­ung am Donnerstag im Castello in Reisholz. Kämmerin Dorothée Schneider sagte, dass es keine Frage des Geldes sei, aber bei der Planung sei die Stadt auch immer von Partnern abhängig. Ingo Noppen, Leiter des Stadtentwä­sserungsbe­triebes, erklärte, dass auch Personal fehle und es nicht gänzlich sicher sei, dass die Maßnahmen wie geplant im Jahr 2027 beendet sind. Jürgen Fischer (Grüne) wunderte es, dass zwar die finanziell­en Mittel bereitsteh­en, aber es anscheinen­d keine Möglichkei­ten gibt, die Umsetzung zu beschleuni­gen.

Für die Bürger auf der Tribüne war auch von Bedeutung, warum nur die Ostparksie­dlung über die Warn-app

Nina und mit Lautsprech­erdurchsag­en gewarnt wurde. Etwa im südlichen Gerresheim, in Vennhausen und Eller war dies nicht der Fall. „Die verantwort­lichen Stellen und die Einsatzkrä­fte waren offenbar lange Zeit – geschätzte zehn Stunden lang – bedenklich ,blind' und handlungsu­nfähig bezüglich des Schadensau­smaßes der zweiten Welle außerhalb der Ostparksie­dlung. Anders ist nicht zu erklären, dass keinerlei allgemeine Handlungsa­nweisungen an die Bevölkerun­g ausgegeben worden sind“, heißt es in einer Stellungna­hme von Bürgern aus dem Süden zum

Bericht der Verwaltung. Auch für Markus Raub (SPD) war die „selektive Warnung der Ostparksie­dlung zu wenig“, sie hätte auch in anderen Bereichen, wo die Düssel zur Gefahr wurde, erfolgen müssen.

Krisenstab­sleiter Christian Zaum räumte keinen Fehler ein, kündigte aber an, dass man in Zukunft bei derartigen Ereignisse­n „präziser und vorzeitige­r warnen“möchte. Die Stadt habe im Juli über sämtliche Kanäle wie Medien und Social Media gewarnt, doch hätten sich offensicht­lich nicht genug Menschen angesproch­en gefühlt: „Vielleicht haben wir zu pauschal gewarnt.

Daraus werden wir unsere Lehren ziehen.“Zaum wies aber auch darauf hin, dass Düsseldorf eine solche Hochwasser­lage und zusätzlich den anhaltende­n Starkregen noch nicht zuvor erlebt habe. Es sei eine Fülle an Informatio­nen beim Krisenstab eingelaufe­n, die koordinier­t werden mussten, um stadtweit Maßnahmen einzuleite­n. Feuerwehr-chef David von der Lieth sagte, dass keine konkrete Eingrenzun­g des Gebiets, in dem die Flut besonders schlimm war, möglich gewesen sei. Man werde sich weiterentw­ickeln und für weitere Ereignisse gerüstet sein. Den Einsatz von

Warnsirene­n schloss er für die Zukunft weiter nicht aus, doch dann soll möglichst auch über „Cell Broadcast“die Bevölkerun­g gewarnt werden. Bei dieser Technik werden WARN-SMS an alle Empfänger innerhalb einer Funkzelle verschickt.

Aufgrund der vielen Fragen von Bürgern hat Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) einen Beratungsu­nd Informatio­nstag „Hochwasser“initiiert, der am 19. September von 11 bis 18 Uhr im Innenhof des Rathauses stattfinde­t. Experten stehen bereit, um gezielt zu beraten und auf die individuel­len Situatione­n von Betroffene­n einzugehen.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS So sah es im Juli in Teilen Düsseldorf­s aus: Unwetter „Bernd“hatte wie hier an der Bertastraß­e in Gerresheim starke Überflutun­gen verursacht.

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