Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Gina Mayer will als Schriftstellerin ernstgenommen werden.
Die Autorin aus Wittlaer ärgert sich über mangelnde Wertschätzung für Kinderbuchautoren. Sie selbst ist in diesem Genre sehr erfolgreich und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
WITTLAER Rund 80 Kinder undJugendbücher, von denen rund 600.000 bis 700.000 Exemplare verkauft wurden, hat Gina Mayer geschrieben und für ihre Arbeit ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. Die Autorin aus Wittlaer darf somit zu Recht als sehr erfolgreich bezeichnet werden. „Ich finde es aber sehr bedauerlich, dass ich eigentlich nur Aufmerksamkeit bekomme, wenn ich mal wieder einen Roman für Erwachsene veröffentlicht habe“, sagt Mayer.
Dabei geht es der Schriftstellerin nicht um den persönlichen Ruhm, sondern um die mangelnde Wertschätzung für Kinder- und Jugendbuchautoren im Allgemeinen. „Dabei ist unsere Arbeit doch so wichtig, um die Begeisterung bei jungen Menschen für das Lesen zu wecken. Mit 20 Jahren fängt damit wohl kaum jemand plötzlich an.“Dass das keine subjektive Wahrnehmung ist, macht Mayer an einem Beispiel deutlich: „Selten werden wir bei Lesungen genauso wertgeschätzt wie die anderen Autoren. Die bekommen zum Beispiel bessere Locations und auch mehr Geld. Beim Bücherbummel etwa wird jede Lesung auf einer Seite im Programmheft angekündigt, die KinderbuchLesungen hingegen müssen sich alle eine gemeinsame Seite teilen.“Die Frage „Sag mal, wann schreibst du denn mal wieder ein richtiges Buch?“werde Gina Mayer immer wieder gestellt. Das sei zwar nicht böse gemeint, zeige aber, dass die Kinderbuchautoren einfach nicht ernst genommen würden.
Deshalb freut sich Mayer besonders, dass 2020 ihr Buch „Das Internat der bösen Tiere – Die Prüfung” mit dem Zürcher Kinderbuchpreis ausgezeichnet wurde. Damit geht der renommierte Preis zum ersten Mal an einen Fantasy-titel und ebenfalls zum ersten Mal an den ersten Band einer Reihe. In diesem Buch hat die Schriftstellerin erneut gesellschaftliche Probleme, Themen die sie bewegt, verarbeitet. „Mich macht der Umgang mit Tieren wütend, die zum Teil ein grauenvolles Leben führen müssen, Wachstumshormone erhalten, keinen Raum zu Leben bekommen.“In ihrem Roman sieht das anders aus, da besuchen Menschen und Tiere gemeinsam und gleichberechtigt ein Internat, nur die besten ihrer Art werden dort aufgenommen: königliche Leoparden, giftige Skorpione, reißende Haie, aber auch Menschen.
Die Ideen für ihre Werke kommen Mayer häufig beim Sport, beim Laufen oder Schwimmen. „Ich habe so viele Einfälle und einfach nicht genug Zeit zu schreiben. Die nächsten drei Jahre sind bereits voll mit Projekten.“Geschrieben wird am Schreibtisch, und das täglich und ganz diszipliniert, denn gerade bei Reihen gibt es feste Abgabetermine, denn die Fans warten oft sehnsüchtig auf den nächsten Band. Nebenher hat Gina Mayer aber auch immer wieder ehrenamtlich Texte für Musicals für den Wittlaer Kinder- und Jugendchor St. Remigius geschrieben, zu denen Christoph Verhoeven die Musik komponierte. „Meine nun erwachsenen Kinder haben in dem Chor gesungen.“
Sie selbst spielt Gitarre und hat das Instrument bei den Lesungen für Kinder dabei. „Wir singen dann zum Beispiel gemeinsam ein Lied. So bleibt die Veranstaltung lebendig.“Mayer freut sich, nun wieder Lesungen gestalten zu können, allerdings werden das künftig nicht mehr so viele sein wie noch vor der Corona-zeit. Die Autorin hatte in den vergangenen Monaten durch die ausgefallenen Veranstaltungen mehr Zeit und Ruhe zu schreiben – das möchte sie beibehalten. „Messen und Festivals sind aber ganz toll, denn dann kann ich auch anderen Autoren bei Lesungen zuhören und Kollegen treffen. Das ist immer sehr bereichernd.“