Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Gesundheitsamt soll kommissarische Leitung bekommen
Die Spitze des Gesundheitsamts ist nach der Freistellung von Amtsleiter Göbels auf mehreren Positionen verwaist. Der zuständige Dezernent reagiert.
DÜSSELDORF Das Düsseldorfer Gesundheitsamt soll nach Informationen unserer Redaktion eine kommissarische Leitung bekommen. Der Schritt ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Lage in der Corona-pandemie zu sehen – der Chef des Robert-koch-instituts warnt mit eindringlichen Worten vor der vierten Welle. Die Führungsetage des Gesundheitsamtes ist ausgerechnet in dieser schwierigen Situation nahezu verwaist.
Amtsleiter Klaus Göbels war freigestellt worden, nach einem gescheiterten Einigungstermin droht ihm jetzt die Kündigung. Sein Stellvertreter Michael Schäfer verlässt das Amt, er wechselt zum 1. Oktober zur Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf. Der V er wal tungsstellenl eiter in, die eine operative Steuerungs verantwortung in der Zentrale hat, soll eine Abmahnung angedroht worden sein, ihre Zukunft ist derzeit mit einem Fragezeichen versehen. Ihr Stellvertreter ist erkrankt.
In der Politik macht man sich Sorgen angesichts dieser Situation. „Die Düsseldorfer benötigen an dieser Stelle einen Ansprechpartner, der ihnen Auskunft gibt. Das hat die Bevölkerung verdient“, sagt Christine Rachner (FDP), die selbst Ärztin ist. Die Liberale legt Wert darauf, dass eine Ärztin oder ein Arzt das Amt leitet. Die Aufgabe im CoronaKrisenstab der Stadt, die früher der Internist und Infektiologe Göbels versehen hat, nimmt nun Lutz Ehlkes wahr. Er hat jetzt auch die Politiker über die aktuelle Corona-lage informiert. Der Epidemiologe hat die Kontaktpersonennachverfolgung auf ein hohes Niveau gebracht, von Hause aus ist er jedoch Diplom-geograph.
Zuständiger Dezernent ist erst seit dem 1. Juli Christian Zaum (CDU). Er will dem aktuellen Vakuum nach Informationen unserer Redaktion jetzt mit einer kommissarischen Leiterin begegnen. Zaums Zusammenarbeit mit Amtsleiter Göbels war nur kurz. Wie der Dezernent dem Ältestenrat mitteilte, gebe es gegen Göbels den Verdacht der Beihilfe zum Betrug. Hintergrund: Göbels soll sieben Mal für die Stadt als Notarzt gefahren sein und dies in Schichten, für die seine Frau, die ebenfalls Ärztin ist, Geld erhielt. Das Paar hatte sich die Schichten geteilt. Die Stadt hat Göbels, der andererseits 1600 Überstunden angehäuft haben soll, deswegen angezeigt, die Staatsanwaltschaft prüft jetzt den Fall.
Andreas-paul Stieber (CDU), Chef des Gesundheitsausschusses, spricht von einer unverschuldeten Notlage der Stadt. Führungskräfte aus den eigenen Reihen müssten jetzt den Geschäftsbetrieb des Amtes aufrechterhalten. Die Kliniken vermissten die fachliche Koordination, wie Göbels sie geleistet habe. Man müsse seine Stelle rasch ausschreiben.
Klaudia Zepunkte (SPD) sagt, ihre Fraktion verfolge das Geschehen wachsam. Göbels habe in 18 Monaten Pandemie ein gutes Netzwerk gesponnen, dies müsse aufrechterhalten werden. „Wenn er keine Führungsebene mehr hat, bleibt die Arbeit am Dezernenten hängen“, so Zepunkte.