Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Vorsicht dämpft die Vorfreude

Mit der Maskenpfli­cht gehen Düsseldorf­s Theater unterschie­dlich um. Das Publikum hält sich beim Kartenkauf derzeit eher zurück.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF René Heinersdor­ff vom „Theater an der Kö“hat seinen Bedenken bereits öffentlich Luft verschafft: „Der Kartenverk­auf läuft bisher noch sehr zurückhalt­end an, aus meiner Sicht scheuen die Zuschauer davor zurück, während des ganzen Abends eine Maske tragen zu müssen.“Was in seinem Haus bei den hohen Sicherheit­sstandards und tadellosen Lüftungsan­lagen aber nicht länger nötig sei: „Wir erfüllen mehr als die gesetzlich­en Auflagen“, betont er.

Besonders hart trifft es die Komödie „Extrawurst“. Das glänzend zugespitzt­e Stück von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob erlebte im März 2020 gerade noch seine Generalpro­be, dann war Schluss. Im Herbst kam es zu ganz wenigen Vorstellun­gen vor dem erneuten Lockdown. Die für April 2021 erhoffte Eröffnung des Theaters blieb aus. Und jetzt, im vierten Anlauf, wo bei der „Extrawurst“eigentlich alles laufen müsste wie am Schnürchen, bleibt das Publikum dürftig. Heinersdor­ff: „Ein Jammer, wo man doch durch zahlreiche Studien weiß: Theater sind absolut sichere Orte.“

So sieht es auch Kommödchen­Chef Kay Lorentz: „Wir haben uns für die 3G-regel entschiede­n, Masken im Haus, aber nicht am Platz, und Sicherheit­sabstände. Daran wird bis 31. Oktober nicht gerüttelt.“Momentan belegt er 62 Prozent der Plätze, ab 1. November dürfen dann wieder 200 Zuschauer kommen. Doch auch Lorentz berichtet: „Die Vorverkäuf­e sind zögerliche­r als vor Corona. Bei vielen Menschen scheint die Vorsicht größer zu sein als die Vorfreude auf ein Theatererl­ebnis.“Bei Eigenprodu­ktionen des Kabaretts wie dem zur Bundestags­wahl frisch aktualisie­rten Programm „Quickies – schnelle Nummern zur Lage der Nation“sei das Interesse hoch: „Diese Vorstellun­gen sind häufig sogar ausverkauf­t. Weniger gefragt sind derzeit leider unsere Gastkünstl­er.“Eines ließe sich auf jeden Fall erkennen: „Wer kommt, ist begeistert und äußert das auch im Foyer. Nicht einer nörgelt über die Einschränk­ungen.“

Ähnliches erlebt gerade Verena Wüstkamp. Mit „Szenen einer Ehe“von Loriot gelang der Komödie ein ermutigend­er Start in die Saison. „Bei uns darf man am Platz ebenfalls die Maske abnehmen“, sagt sie: „Erst lief es etwas schleppend an, doch mit dem Tag der Premiere hat sich das Blatt gewendet, sie wirkte wie ein Befreiungs­schlag. Bei den Gastspiele­n hapert es dagegen mit der Nachfrage. Dabei habe ich so tolle Programme zu bieten.“Sie verweist auf „Sekt and the City“mit drei aufgedreht­en Frauen, „perfekt für einen lustigen Mädelsaben­d“(14. September/12. Oktober/9. November/7. Dezember) oder die gallige Gesellscha­ftssatire „Kunst“von Yasmina Reza (sieben Termine vom 22. September bis 1. Dezember).

Schon bemerkensw­ert, dass die kleineren Theater die Maskenpfli­cht aufgehoben haben, sie im Schauspiel­haus und der noch viel größeren Oper aber beibehalte­n wird. „Aus Gründen erhöhter Sicherheit gilt sie bei uns bis Ende September, ich bin mir da mit Wilfried Schulz einig“, sagt Operninten­dant Christoph Meyer und berichtet von ei

ner jetzt wieder steigenden KartenNach­frage.

Das Tragen von Masken sei im Schauspiel­haus kein Problem, bestätigt Schulz: „Unser Publikum macht super mit, es gab bisher keine Beschwerde­n.“Großes und Kleines Haus sind im Schachbret­tmuster derzeit noch zur Hälfte belegt. „Wir gehen im Oktober in den Vorverkauf und bieten ab dann wieder die komplette Platzkapaz­ität an“, ergänzt der Intendant. Die Buchungen laufen gut, einige Vorstellun­gen sind bereits ausverkauf­t. Sein Eindruck: „Die Zuschauer freuen sich auf die Saison. Neugier gepaart mit Vorsicht, so könnte man es vielleicht formuliere­n. Wir bleiben zuversicht­lich und sind guten Mutes, dass wir das Schiff bald wieder in freie Gewässer navigieren werden.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Das Theater an der Kö hatte es durch Corona-beschränku­ngen schwer mit dem Stück „Extrawurst“. Derzeit ist es wieder zu sehen.

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