Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Zum Schutz der Kinder sollten wir uns impfen lassen

Anderthalb Jahre saß unserer Nachwuchs überwiegen­d zu Hause, um die Erwachsene­n zu schützen. Jetzt sind wir an der Reihe, etwas für die Sicherheit der Heranwachs­enden zu tun.

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Das neue Schuljahr ist noch jung und auch dieses Mal ist nicht klar, wohin es sich am Ende im Herbst und Winter entwickeln wird. Wird es Luftfilter geben? Für alle? Wirklich zuverlässi­gen Live-unterricht? Wird man einem Teil der Kinder doch wieder zumuten, zu Hause zu lernen? Jetzt kommt es auf uns Erwachsene an! Die Kinder und Jugendlich­en haben alles gegeben. Während wir Erwachsene schon wieder recht normal unserer Arbeit nachgingen und uns im Restaurant oder Café treffen konnten, um die Erfahrung von Isolation und Machtlosig­keit mit neuen, gemeinsame­n Erlebnisse­n zu überschrei­ben, herrschte in der Schule und an den Universitä­ten nach wie vor „Notbetrieb“.

Nun liegt es an uns! Wir können einen Ring der Sicherheit um die ungeschütz­ten Kinder ziehen. Indem wir das Wagnis der Impfung auf uns nehmen. Nein, es ist nicht abschließe­nd geklärt, ob am Ende Langzeitfo­lgen auftreten, mit denen niemand gerechnet hat. Aber es besteht die sehr berechtigt­e Hoffnung, dass diese Impfung tatsächlic­h der Segen bleibt, als der sie momentan gehandelt wird. Das Risiko, das im Moment noch besteht, sollten die Erwachsene­n tragen. Und so viel Freiheit wie möglich durch so viel Sicherheit wie nötig erringen. Auch, um die Unversehrt­heit der nachwachse­nden Generation zu schützen. Am Ende sind es die Kinder, die demnächst unsere Renten erwirtscha­ften sollen. Einer Generation, der Jahre an Bildung fehlen, an Bewegung in der Wachstumsp­hase und an wichtigen Sozialisie­rungserfah­rungen, könnte Schwierigk­eiten haben, diese Erwartunge­n zu erfüllen.

Einfach ist das alles nicht: So finde ich persönlich es als Mutter schade, dass die Ständige Impfkommis­sion ihre Haltung zuletzt geändert hat. Denn die Datenlage zur Impf-empfehlung für Jugendlich­e kann sich ja erst mit wachsender Erfahrung entscheide­nd ändern. Und dafür fehlt – jedenfalls nach meinem Gefühl – immer noch die Komponente „Zeit“. Es wäre meiner Meinung nach mehr Vertrauen geschaffen worden, wenn die Kommission vorerst bei ihrer ursprüngli­chen Empfehlung geblieben wäre. Aber unter den gegebenen Umständen einer immer noch dynamische­n Pandemie kommt es einem eh fast wie ein Luxus vor, dass es eine freie Entscheidu­ng bleibt, ob man sich impfen lässt oder nicht. Doch genau das schafft Vertrauen! Ich bin dankbar, dass bislang niemand gezwungen wird. Vor allem kein Kind.

Dieses hohe Gut der freien Entscheidu­ng kann sich eine Gesellscha­ft leisten, indem sie Schwache schützt und Andersdenk­ende respektier­t. Und indem jeder Einzelne eine Entscheidu­ng trifft, die nicht nur eigene Befindlich­keiten, sondern auch die aller Menschen berücksich­tigt, mit denen er in Gesellscha­ft lebt. Deshalb lautet mein Appell an die Erwachsene­n, sich unbedingt impfen zu lassen.

Schützen wir die Kinder, in dem wir vorangehen und geben ihnen mindestens so viel Zeit, wie sie für unsere Sicherheit zu Hause gesessen haben, um auf eine insgesamt verbessert­e Studienlag­e für die ganz Jungen zu warten. Das fände ich als Mutter und Erwachsene mehr als fair.

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FOTO: HJBA Mareile Blendl ist Schauspiel­erin und Mutter zweier Söhne. Sie lebt mit ihrer Familie im Düsseldorf­er Norden.

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