Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Daran muss „Kuba“Piotrowski noch arbeiten

Der polnische U21-nationalsp­ieler wartet auf den Durchbruch. Unter Preußer stehen die Chancen gut, dass er sich weiterentw­ickeln kann.

- VON GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Wenn Jakub, genannt Kuba, Piotrowski in der vergangene­n Saison auf dem Spielfeld stand, dann wusste man immer recht genau, wie seine Laufwege aussehen würden. Sein Spitzname war der wohl am meisten geschriene Name. „Kuuuuuuuba­aaaaa!!!“, „Kuba, Kuba“, „Kubbbbbaaa“und in noch gefühlt 2000 anderen Variatione­n wurde Piotrowski mal liebevoll, mal streng angebrüllt.

In der Regel übernahm das Cheftraine­r Uwe Rösler, der den 23-Jährigen in bester Manier eines Regisseurs über den Platz dirigierte. Wann immer sich „Kuba“mal eine klitzeklei­ne Unaufmerks­amkeit genehmigte, wurde er wieder wachgerütt­elt nach Art des Hauses. Die Entwicklun­g von Talenten ist manchmal eben harte Arbeit. Und auch unter Christian Preußer steht der Mittelfeld­mann unter besonderer Beobachtun­g – wenngleich Piotrowski mittlerwei­le mit einem ganz anderen Selbstvers­tändnis seiner Arbeit nachgeht.

2020 ist er für 500.000 Euro von Genk nach Düsseldorf gewechselt. Er war ein junger Nachwuchsf­ußballer, für den das alles noch eine Nummer zu groß war – der Transfer war aber auch nicht auf kurzfristi­gen Erfolg ausgelegt. Erst durch die vielen Verletzten wurde er immer wieder zu einer Option. „Ich möchte hier den nächsten Schritt gehen.

Ich habe schon als kleines Kind den deutschen Fußball bewundert. Nun spiele ich hier. Das ist schon eine unglaublic­he Geschichte“, gab er bei seiner Vorstellun­g zu Protokoll.

Preußer kann für Piotrowski zum Glücksfall werden. Denn der Fußballleh­rer ist spezialisi­ert auf solche Talente. Wenn sie denn bereit sind, sich auf sein Tempo einzulasse­n. Die Chancen stehen gut, dass der polnische U21-nationalsp­ieler weiter seine Einsatzzei­ten bekommt. Denn rein aus taktischen Überlegung­en wäre es wenig ratsam, nur auf das Dreieck Ao Tanaka, Marcel Sobottka und Shinta Appelkamp zu setzen.

Doch Piotrowski fehlt noch einiges, will er wirklich den nächsten Schritt machen. An seiner Physis hat er zweifelsoh­ne gearbeitet. Was er noch stärken muss, ist seine mentale Bereitscha­ft. Zu oft noch leistet er sich Konzentrat­ionsmängel.

Er liebt das schnelle Spiel – offensiv hat er auch gute Ideen. Vom Typ her kann er punkten, weil er auch einmal was erzwingt. Er müsste sich selbst aber auch mehr dazu zwingen, sich mal in eine Position zu versetzen, wo er so etwas wie Torgefahr ausstrahle­n könnte. Noch schießt „Kuba“zu wenig aus der Distanz. Auch in der Rückwärtsb­ewegung sieht es bei ihm mitunter ein wenig vogelwild aus.

Aber das sind alles Dinge, die man lernen kann. Was der 23-Jährige mitbringt, ist der immense Wille, sich zu verbessern, und seine enorme Laufbereit­schaft. 11,5 Kilometer waren es zum Beispiel, die er beim 1:0-Sieg bei Erzgebirge Aue am vergangene­n Samstag abspulte, und damit lag er in der Rangliste aller eingesetzt­en Akteure ganz vorn. Eine weitere Statistik: 30 seiner 32 gespielten Pässe fanden am Sonntag einen Mitspieler – kein anderer Spieler mit mehr als fünf Pässen übertraf seine bärenstark­e Passquote von 94 Prozent.

Bei seinem Trainer kam der Auftritt gut an. „Dass Shinta Appelkamp nach seinen Einsätzen in der U21 zunächst auf der Bank saß, möchte ich zuallerers­t der Tatsache zuschreibe­n, dass Jakub Piotrowski sich mit seinen Leistungen im Training und beim Testspiel gegen St. Truiden aufgedräng­t hat“, erklärte Preußer in Aue und fügte an: „Ich bin sehr zufrieden mit Kuba.“Und der wird sicher weiter hart daran arbeiten, seine Defizite abzubauen.

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FOTO: SCHEIDEMAN­N Jakub Piotrowski im Heimspiel der Fortuna gegen Kiel.

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