Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Missglückt­e Wahlwerbun­g

- VON MARTIN KESSLER

Es klingt wie ein Enkeltrick. Bei einer Wählerinit­iative für mehr Klimaschut­z fordern Prominente wie Tv-moderator Joko Wintersche­idt junge Menschen auf, die Älteren zur Wahl von Parteien zu animieren, die sich besonders gegen die Erderwärmu­ng einsetzen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Denn welche Partei die „richtigen“Maßnahmen gegen den Klimawande­l ergreift, erfährt der Besucher der entspreche­nden Webseite in einer Art Mini-wahl-o-mat.

Das nur als plumpe Wahlwerbun­g für die Grünen abzutun und sich dabei auch noch Kinder und Jugendlich­er zu bedienen, trifft freilich nicht das ganze Problem. Denn es ist offensicht­lich, dass bei der Erderwärmu­ng die Interessen­lage von Jüngeren und Älteren nicht ganz identisch ist. Insofern haben die Initiatore­n dieser zugegebene­rmaßen missglückt­en Aktion zumindest eine Debatte angestoßen. Der sollten sich die Älteren (der Autor ist über 60 Jahre alt) nicht völlig verschließ­en. Es ist entscheide­nd, in welchem Zustand eine Generation der nachfolgen­den die Erde hinterläss­t – bei allen Verdienste­n, die sie sonst noch hat.

Warum die Aktion dennoch missglückt ist, liegt an der doch starken Ausrichtun­g auf das Programm der Grünen. Damit werden junge Leute zu Wahlhelfer­n der Öko-partei gemacht. Und das ist nicht in Ordnung. Besser wäre es gewesen, die Initiatore­n hätten die Jugendlich­en angeregt, bei den Älteren nachzuhake­n, wie sie sich für mehr Klimaschut­z bei den Kräften einsetzen, die sie wählen. Denn auch andere Parteien – mit Ausnahme der AFD – betrachten die Erderwärmu­ng als die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre. Es sollte einen Wettbewerb der besten Ideen um den Schutz unseres Planeten geben. Hätte die Initiative darauf abgezielt, hätte sie sich um die demokratis­che Willensbil­dung verdient gemacht. So ist es doch nur Wahlwerbun­g für eine Partei.

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