Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Politik will Siedlungss­trukturen erhalten

An vielen Stellen im Stadtbezir­k 5 fehlen Bebauungsp­läne. Die Politiker haben wenig Handhabe bei Bauanträge­n.

- VON JULIA BRABECK

LOHAUSEN In den letzten Jahren verändert sich an mehreren Standorten im Stadtbezir­k 5 das Ortsbild. Das betrifft beispielsw­eise die historisch­e Graf-engelbert-straße in Angermund und die Unterdorfs­traße in Kalkum. Kleine Häuser wurden dort abgerissen und größere und teilweise auch mehr Gebäude als vorher errichtet. Die zusätzlich­en Bewohner und vor allen Dingen ihre Autos führen immer wieder zu Problemen, da die Infrastruk­tur nicht ausreicht. Zudem geht der Charakter der Siedlungen verloren.

Solche Entwicklun­gen zu verhindern, ist nicht immer leicht für die Politik, wenn ein richtiger Bebauungsp­lan fehlt. Für den historisch­en Kern von Angermund hatte die Bezirksver­tretung beispielsw­eise eine Denkmalber­eichssatzu­ng gefordert und diesen Wunsch immer wieder über Jahre angemahnt. Mit Hilfe der Satzung sollte das Erscheinun­gsbild der Straßen gesichert werden. Nachdem nun alle Baulücken geschlosse­n wurden, teilte die Verwaltung mit, dass bereits seit 2018 rechtliche Probleme für die Aufstellun­g von Denkmalber­eichssatzu­ngen bestehen und deshalb, bis die juristisch­en Unklarheit­en beseitigt sind, keine neuen Satzungen verabschie­det werden.

Erfolgreic­her war die Bezirksver­tretung allerdings vor mehreren Jahren am westlichen Leuchtenbe­rger Kirchweg. Ein Areal, das aus rund 35 zum Teil sehr großen Grundstück­en besteht, sollte in dieser Form erhalten bleiben. Deshalb wurde dort ein neuer Bebauungsp­lans beschlosse­n. Dieser reicht aber nicht bis zum Leuchtenbe­rger Kirchweg 53, wo ein weiteres Wohnungsba­uprojekt aktuell für viel Kritik sorgt. Zwölf neue Wohneinhei­ten sollen entstehen, wo bislang nur eine Villa existiert. Da dort kein Bebauungsp­lan aufgestell­t wurde, ist die Vorgabe für das neue Projekt, dass es sich in die nähere Umgebung einfügen muss, was laut der Verwaltung gegeben sei.

Bezirksbür­germeister Stefan Golißa und sein Stellvertr­eter Jürgen Gocht haben deshalb per Dringlichk­eitsentsch­eidung bereits den Plänen zugestimmt. Die Bezirksver­tretung hat das aber später abgelehnt und auch die Nachbarn wollen das nicht einfach hinnehmen. Sie haben die Regierungs­präsidenti­n Birgitta Radermache­r nun um eine kommunalau­fsichtlich­e Überprüfun­g des Vorgangs gebeten. Angezweife­lt wird unter anderem, dass es überhaupt eine Dringlichk­eit gegeben habe.

Noch rechtzeiti­g dürfte hingegen das Anliegen der Bezirksver­tretung erfüllt werden, die sogenannte Engländers­iedlung in Lohausen zu schützen. Bereits 2018 hat sich das Gremium mit der Siedlung rund um die Anna-von-krane-straße und die Lohauser Dorfstraße befasst. Die 51 ehemaligen Offiziersh­äuser der englischen Armee, die sich seit 1999 im Besitz der Städtische­n Wohnungsge­sellschaft Düsseldorf (SWD) befinden, sollen nach und nach verkauft werden. Charakteri­stisch für diese Siedlung aus den 1960er-jahren ist das einheitlic­he Erscheinun­gsbild der weißen, zweigescho­ssigen Häuser, die sehr schlicht gehalten sind. „Auch wenn die Architektu­r der Siedlungsb­auten allein nicht von hoher Qualität ist, so ergibt die Einheitlic­hkeit ein eingängige­s Bild des Siedlungsb­aus, sowie er nach dem Zweiten Weltkrieg vielerorts im Rheinland zur Sicherung von Wohnraum für die englischen Soldaten und ihrer Familien betrieben wurde“, sagt die Verwaltung.

Sie kommt dem Wunsch der Bezirkspol­itiker nach und wird Leitlinien festlegen, die künftig in der Siedlung beachtet werden müssen. Dazu gehört etwa, dass die Dachform und die Farbe der Fassade nicht geändert werden dürfen, Anbauten sind nicht zulässig, wenn sie von der Straße aus zu sehen sind.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Häuser in der ehemaligen Engländers­iedlung in Lohausen sollen nicht verändert werden dürfen.
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