Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

AFD tut sich schwer mit sich selbst

Konflikte führen in der ersten Sitzung der neuen Fraktion zu Komplikati­onen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Das Gruppenfot­o von alten und neuen Afd-abgeordnet­en zeigt sie am Mittwochna­chmittag noch einträchti­g nebeneinan­der. Es ist vor Beginn der ersten Fraktionss­itzung aufgenomme­n und vermittelt einen Eindruck von parlamenta­rischer Stärke. 10,3 Prozent bei der Bundestags­wahl, 16 direkt gewonnene Mandate, das macht 83 Köpfe. Trotz des Verlustes von zwei Prozentpun­kten. Doch der harmonisch­e Schein trügt.

Matthias Moosdorf aus Sachsen und Matthias Helferich aus NRW sollen erst gar nicht in die Fraktion aufgenomme­n werden, weil sie in der Vergangenh­eit mit extremen Äußerungen aufgefalle­n waren. Damit setzt die AFD ihre Machtkämpf­e fort. Es geht um die Frage, wie „gemäßigt“oder wie „völkisch-national“die Truppe um Jörg Meuthen und Tino Chrupalla ausgericht­et werden soll. Helferich hatte bereits im Wahlkampf belastende Nachfragen ausgelöst und den Bundesvors­tand veranlasst, eine Ämtersperr­e gegen ihn auszusprec­hen, nachdem er sich – angeblich persiflier­end – als „freundlich­es Gesicht des NS“bezeichnet hatte.

Schon bei ihrer Wahlergebn­isBetracht­ung hatten Meuthen und Chrupalla am Montag den Bruch innerhalb der Partei offengeleg­t. Meuthen will mit seinen Anhängern auch die bürgerlich­e Mitte ansprechen; Chrupalla bemüht sich, alle Strömungen zu integriere­n. Er hat das Vertrauen des offiziell aufgelöste­n, informell unter der Regie von Thüringens Parteichef Björn Höcke aber noch gut funktionie­renden „Flügels“. Auch die aus den Afd-gründerzei­ten mit dem Oberbegrif­f wirtschaft­sliberal bezeichnet­e Fraktionsc­hefin Alice Weidel hat sich intensiv um gute Kontakte zum „Flügel“bemüht – und ihre Karriere damit abgesicher­t.

Nach dem Ausscheide­n des vormaligen Fraktionsc­hefs Alexander Gauland hatten die beiden Wahlkampf-spitzenkan­didaten Chrupalla und Weidel abgesproch­en, im Team nun als Chefs der neuen Fraktion weiterzuma­chen. Meuthen hatte dagegen protestier­t und für Einzelabst­immungen plädiert. Vor Beginn der konstituie­renden Sitzung wurde von Abgeordnet­en eine weitere Kanone gegen Weidel in Stellung gebracht – mit dem Antrag, künftig nur noch einen Vorsitzend­en zu wählen.

Und das ist nur ein Vorgeschma­ck auf die Auseinande­rsetzungen, die der AFD bei ihrem Parteitag im Dezember drohen. Noch hat sich Meuthen nicht entschiede­n, ob er wieder antritt. Bereits beim Parteitag in Kalkar im vergangene­n Jahr gab es nur mühsam kanalisier­te Vorstöße, ihn abzusetzen. Wenn er ein weiteres Mal im frontalen Angriff die Auseinande­rsetzung um die Ausrichtun­g der AFD sucht, könnten die nach den Wahlen gestärkten „Flügel“-gefolgsleu­te Mehrheiten gegen ihn organisier­en. Bereits beim Parteitag über das Wahlprogra­mm hatte sich Höcke mit mehreren Zuspitzung­en des Programms durchsetze­n können.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Parteichef Tino Chrupalla (l.) und die alten Fraktionsc­hefs Alice Weidel und Alexander Gauland beim Gruppenfot­o mit Afd-mitglieder­n.

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