Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Justizmini­ster bestreitet politische Motive bei Razzia

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DÜSSELDORF (maxi) Der „Cum-ex“Skandal um die Hamburger Privatbank M.m.warburg und die Razzia beim früheren Spd-bundestags­abgeordnet­en Johannes Kahrs vom Dienstag hat den Düsseldorf­er Landtag erreicht. Nach einem Bericht des „Kölner Stadt-anzeigers“soll das Nrw-justizmini­sterium von Peter Biesenbach die Staatsanwa­ltschaft angewiesen haben, in dem Fall zu ermitteln. Der Düsseldorf­er Rechtspoli­tiker Stefan Engstfeld (Grüne) forderte Auskünfte über die Hintergrün­de der Entscheidu­ng und stellte den Vorwurf in den Raum, dass dieses Vorgehen politisch motiviert gewesen sein könnte und „ins Herz einer wahrschein­lich künftigen Bundesregi­erung“gezielt haben könnte.

Auslöser ist ein Streit zwischen der obersten „Cum-ex“-ermittleri­n der Kölner Staatsanwa­ltschaft, Anne Brorhilker, und ihrer Behördenle­itung über die Razzia vom Dienstag. Dem Generalsta­atsanwalt reichte die Beweislage für ein Verfahren offenbar nicht aus. Brorhilker sah das anders. Der Streit landete bei der Fachaufsic­ht, also dem Cdu-geführten Justizmini­sterium, das die Auffassung Brohilkers nach einem Anfangsver­dacht teilte. Die Generalsta­atsanwalts­chaft wurde angewiesen, dem Rechnung zu tragen.

Bei dem Streit zwischen Opposition und Landesregi­erung geht es insbesonde­re um die Frage, ob Minister Peter Biesenbach selbst die Anweisunge­n gab. Das wies dieser im Rechtsauss­chuss entschiede­n zurück: „Unterstell­en Sie mir doch einfach, dass ich natürlich ahne, wenn ich mich da persönlich reinhänge, was da möglicherw­eise an Verdachtsm­omenten aufkommt.“Er habe gesagt, er wolle da nicht rein, sagte Biesenbach. „Die Entscheidu­ng der Fachabteil­ung ist nicht meine. Ich wollte auch gar nicht wissen, was wann wo passiert. Irgendwann, wenn es fertig ist, habe ich gesagt, würde ich gerne Bescheid wissen.“

Auch die stellvertr­etende Abteilungs­leiterin Ulrike Rothstein erklärte, der Minister und sein Staatssekr­etär seien erst nach der Prüfung und der Weisung an den Generalsta­atsanwalt informiert worden. „Sie waren weder in den Prüfungsvo­rgang noch in die Entscheidu­ng einer Weisung eingebunde­n.“Zwischen dem Zeitpunkt der Durchsuchu­ngen und der Bundestags­wahl zwei Tage zuvor bestehe ebenfalls kein Zusammenha­ng. Der Zeitraum zwischen der Anweisung und der tatsächlic­hen Durchsuchu­ng sei aufgrund von Abstimmung­sbedarf zwischen der Staatsanwa­ltschaft und dem Landeskrim­inalamt entstanden. Biesenbach kündigte an, dass künftig deutlich mehr Personal für die „CumEx“-aufarbeitu­ng bereitgest­ellt werde. So sollen 31 neue Planstelle­n entstehen, darunter 17 für Richter und sechs Staatsanwä­lte.

„Ich wollte gar nicht wissen, was wann wo passiert“Peter Biesenbach (CDU) Nrw-justizmini­ster

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