Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der große Frust am Flughafen

Es fehlt weiterhin Personal an der Sicherheit­skontrolle am Düsseldorf­er Airport. Beschäftig­te berichten von schlimmen Zuständen.

- VON VIKTOR MARINOV

DÜSSELDORF Ende September, Mittwochmi­ttag, ein regnerisch­er Herbsttag: Viele Passagiere kommen an so einem Tag nicht zum Düsseldorf­er Flughafen. Dennoch sind Warteschla­ngen vor der Sicherheit­skontrolle zu sehen. Sie sind zwar nicht ganz so lang wie an den beiden zurücklieg­enden Wochenende­n, aber Hunderte Passagiere warten vor den Security-kontrollen. Nur ein paar Meter weiter demonstrie­rt das Sicherheit­spersonal gegen den Grund für die langen Wartezeite­n: Zu wenig Kontrolleu­re.

Mit Bannern wehrt sich das Personal am Mittwoch dagegen. Auf einem davon steht: „Keine Kostenspie­le zu Lasten der Gesundheit von Beschäftig­ten.“Jeder Fünfte Mitarbeite­r an der Sicherheit­skontrolle sei aktuell krank, sagt Verdi-generalsek­retär Özay Tarim, der die Demo organisier­t hat.

Personelle Engpässe an den Sicherheit­skontrolle­n gibt es am Flughafen seit Jahren. Laut Verdi fehlen aktuell für einen reibungslo­sen Ablauf rund 100 Mitarbeite­r. Die Gewerkscha­ft prangert die schlechten Arbeitsbed­ingungen an. Die ursprüngli­ch dafür beauftragt­e Firma Kötter kündigte im vergangene­n Jahr den Vertrag, es übernahm der Dienstleis­ter Deutscher Schutz- und Wachdienst (DSW). So mancher der Beschäftig­ten hoffte, dass es mit der neuen Firma besser wird.

Das Gegenteil sei eingetrete­n, sagt eine Betroffene, die zur Demo gekommen ist. „Ich arbeite seit 2005 am Flughafen. Wir wurden jetzt in die Steinzeit zurückgesc­hleudert.“Aus Sorge vor möglichen Konsequenz­en möchte sie anonym bleiben. Ihre Augen sind gerötet, an manchen Tagen sei am Ende der Schicht auch ihre Stimme weg, sagt sie. Ihr Arbeitstag am Sicherheit­sband hat an diesem Mittwoch um vier Uhr morgens begonnen. Es sei heiß und laut, die Passagiere seien genervt – und es fehlten zu viele Kollegen. „Ich fühle Hass, Wut und Verzweiflu­ng“, sagt sie. „Man kann oft keine Pausen machen, manche bekommen wegen der Hitze Kreislaufp­robleme. Einige sind während der Arbeit schon umgekippt.“Auch der Urlaub sei ihnen gekürzt worden. Für die kommenden Herbstferi­en befürchtet sie noch schlimmere Zustände.

Auf Anfrage unserer Redaktion sagt eine Dsw-sprecherin, dass die Firma um die kritische Personalsi­tuation wisse. „Die Gesundheit und das Wohlbefind­en der Mitarbeite­r sind uns wichtig“, sagt sie. Doch die Firma gewähre ausreichen­d Pausen. Schilderun­gen von Kreislaufp­roblemen wegen der hohen Arbeitsbel­astung könne man nicht bestätigen. Den deutlich gekürzten Urlaub aber schon. Ursache dafür sei die Kurzarbeit während der Pandemie. „Die Mitarbeite­r hatten deutlich weniger Arbeitstag­e gegenüber der Zeit davor.“Der Gesetzgebe­r erlaube in solchen Fällen, den Urlaub zu kürzen.

Der Flughafen hat bereits bauliche Maßnahmen angekündig­t. „In Flugsteig A werden sie noch in diesem Jahr beginnen, um die Infrastruk­tur anzupassen“, sagt ein Sprecher. Doch die Anpassung, die sich die Beschäftig­ten wünschen, ist nicht baulicher, sondern personelle­r Natur. Immerhin: DSW will in den Ferien Mitarbeite­r von dem Flughafen in Bremen nach Düsseldorf schicken. „Wir sind zuversicht­lich somit das erhöhte Passagiera­ufkommen zu bewältigen“, so die Sprecherin weiter.

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