Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wolfs tiefenents­panntes Comeback

Fortunas Torhüter sieht seinem Einsatz gegen den SC Paderborn bestens gelaunt entgegen. Druck macht er sich nicht.

- VON BERND JOLITZ

Raphael Wolf hat lange auf diesen Moment warten müssen. 273 Tage, um genau zu sein. Am 16. Dezember 2020 absolviert­e der Torhüter sein bislang letztes Punktspiel für Fortuna, zu Hause gegen den VFL Osnabrück. Seinerzeit war Florian Kastenmeie­r rotgesperr­t – wie nun auch am Samstag, wenn der SC Paderborn sich um 13.30 Uhr in der Arena vorstellt. Ob es diesmal mehr wird als nur eine Partie als Stellvertr­eter? Viel wird darüber spekuliert, doch Wolf möchte darauf gar nicht erst einsteigen.

„Ich freue mich auf dieses Spiel und möchte maximalen Erfolg mit Fortuna haben“, erklärt der 33-Jährige. „Ich bin fit, mir geht's super. Ich denke, das hat man auch gesehen in den vergangene­n Monaten. Natürlich will ich spielen. Darüber hinaus möchte ich gar nicht viele Gedanken dranhängen.“Offizielle Sprachrege­lung ist: Gegen Paderborn spielt Raphael Wolf, alles Weitere sehen wir später. Und an diese Regelung hält sich auch der erfahrene Keeper.

Seine Körperspra­che während des Trainings zeigt dafür eindeutig, wie sehr er der Partie entgegenfi­ebert. Und sich dabei dennoch seine glänzende Laune bewahrt, für die er spätestens bekannt ist, seit er die gesundheit­liche Krise 2018/19 überstande­n hat. Wer eine solche Krankheit hinter sich hat, die den Gleichgewi­chtssinn nahezu vollständi­g ruiniert hatte, und sich ins normale Leben zurückkämp­fen musste – der lässt sich durch ein paar Monate auf der Ersatzbank bestimmt nicht mehr umwerfen.

Und so gibt es im Mittwochtr­aining trotz kübelweise herabfalle­ndem Regen auch die gewohnten Wolf-scherze. Als die drei Keeper in einer kurzen Trainingsp­ause an den Medienvert­retern vorbeikomm­en, ruft Wolf einem Journalist­en zu: „Kann ich mal deinen Regenschir­m haben?“Es wäre sicher interessan­t gewesen, den Fortgang der Übung mit einem Torhüter mit Schirm in der Hand beobachten zu können.

Statt dessen arbeitete Wolf vollkommen fokussiert weiter; er will seine Chance wahrnehmen, ohne große Worte darüber zu verlieren. Lieber spricht er über den Gegner, von dem er einiges erwartet. „Paderborn hat viel Selbstvert­rauen und spielt sehr gut“, sagt er. „Natürlich freue ich mich, wenn ein paar Schüsse auf mein Tor kommen und ich die dann wegfische. Aber es ist auch okay, wenn wir ein, zwei Tore schießen und ich stehe hinten und juble einfach nur. Das würde ich auch unterschre­iben.“

Wolf denkt da ganz pragmatisc­h. So wie er es auch am vergangene­n Samstag getan hat, als er nach Kastenmeie­rs Platzverwe­is den Sieg festhalten musste. „Ingolstadt war kein einfaches Spiel. Es war gut und wichtig, am Ende drei Punkte mitzunehme­n. Wir wissen selber, wie schwer es ist, die unangenehm­en und komplizier­ten Spiele gegen die vermeintli­ch Schwächere­n zu gewinnen.“

Dazu gehört der SC Paderborn nun ganz sicher nicht. Und so hofft Raphael Wolf am Samstag auf eine Zuschauerr­esonanz, die der Qualität des Gegners entspricht: „Ich habe bei Fortuna schöne Jahre verbracht, dann ein paar harte und jetzt wieder schöne. Dass wir jetzt wieder vor einer richtigen Kulisse spielen dürfen – das ist das, wofür wir unseren Job ausüben. Wir wollen Emotionen spüren und hoffen, dass wir hinterher in die Altstadt gehen können – und was Leckeres essen.“Wer am Ende ein anderes Verb erwartet hat, ist selbst schuld.

 ?? FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N ?? Raphael Wolf fischt eine Flanke vor Kris Peterson und Lex-tyger Lobinger (v. li.) weg. Trainer Christian Preußer beobachtet interessie­rt.
FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Raphael Wolf fischt eine Flanke vor Kris Peterson und Lex-tyger Lobinger (v. li.) weg. Trainer Christian Preußer beobachtet interessie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany