Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Illegale Zelte auf Grand-central-brache

Seit einigen Wochen campieren Menschen auf dem Bau-areal an der Moskauer Straße. Offenbar handelt es sich um Männer und Frauen mit starken Drogenprob­lemen. Ein Eigentümer sagt, dass sich das Problem bald erledigen wird.

- VON NICOLE KAMPE

OBERBILK Der Baustellen­zaun an der Moskauer Straße ist weit geöffnet, drumherum liegen zerrissene Kleidungss­tücke, kaputte Schuhe und Müll. Ein Trampelpfa­d führt auf die gegenüberl­iegende Seite des Geländes, wo ein großes Zelt aufgebaut worden ist. Eigentlich hätten auf dem Areal längst die Bauarbeite­n für das Grand Central starten sollen, doch das Projekt ist zur Hängeparti­e geworden.

Immer mal wieder sind Menschen auf der Brache zu sehen, die von Gebüsch zu Gebüsch huschen. Zwei weitere Zelte stehen auf der Wiese neben den Stufen, die die Moskauer Straße mit dem IHZ-PARK verbinden. „Das sind bekannte Leute aus dem Hilfesyste­m“, sagt Johannes Dörrenbäch­er von der Obdachlose­norganisat­ion Fiftyfifty. „Ein schwierige­s Klientel, das stark Drogen konsumiert“, so Dörrenbäch­er, der davon ausgeht, dass die Ansiedlung auf dem Baustellen­gelände mit den Schwierigk­eiten auf dem Worringer Platz zusammenhä­ngt.

Obwohl das Grundstück schon seit Langem brachliegt, „haben sich erst in den letzten Wochen verstärkt Menschen dort niedergela­ssen“, bestätigt auch Klaus Franken von Catella. Der Immobilien­entwickler will einen Teil des ehemaligen Postgeländ­es hinter dem Bahnhof bebauen, holte sich dazu Ende 2019 einen Partner ins Boot. Weil diese Gruppe danach mehrfach übernommen wurde, ist bis heute nichts passiert. Dass erst jetzt illegal Zelte aufgestell­t wurden, „überrascht mich“, sagt Franken. „Das Areal hat jetzt so lange rumgelegen.“

Vor knapp zwei Wochen sei das Gelände schon einmal von Polizei und Ordnungsam­t geräumt worden, „nach wenigen Stunden kamen die nächsten Zelte“, berichtet Klaus Franken, der aber zuversicht­lich ist, dass die Ansiedlung­en bald ein Ende haben werden. Mitte Oktober sollen zumindest die Bauarbeite­n auf der Catella-fläche losgehen, „was das große Areal betrifft, heißt es immer nur bald“, bedauert Franken, der damit rechnet, dass zumindest die 147 Sozialwohn­ungen von Catella Ende 2023 fertig sind. Parallel werde die Stadt die Moskauer Straße verlängern.

Die Polizei verweist auf die Stadt, die Stadt stellt eine Antwort für Donnerstag in Aussicht. Johannes Dörrenbäch­er hat auf dem alten Postgeländ­e neulich schon 18 Zelte gezählt, tagsüber hielten sich bis zu 60 Personen dort auf. Neben den Schwierigk­eiten auf dem Worringer Platz, wo seit Monaten über einen Zaun gestritten wird, liege die Ansiedlung auch daran, „dass es zu wenig Drogenkons­umräume gibt“, sagt der Fiftyfifty-sozialarbe­iter. Die Drogenhilf­e an der Erkrather Straße hätte längst ihre Kapazitäte­n erreicht, am liebsten würde Dörrenbäch­er einen Drogenkons­umbus durch Düsseldorf schicken, wo die Spritzen ordentlich entsorg werden könnten und die Konsumente­n ein bisschen für sich seien. Fiftyfifty ist außerdem noch auf der Suche nach einer innenstadt­nahen Fläche, wo es Platz geben könnte für Menschen mit Drogenprob­lemen. Ideen gebe es schon, darüber sprechen will Dörrenbäch­er noch nicht aus Angst vor Protesten aus den Nachbarsch­aften. Auch Bezirksbür­germeister Dietmar Wolf würde einen solchen Platz unterstütz­en, „und einer reicht eigentlich nicht aus“, sagt der Grünen-politiker, der sich einen Ort wünscht, an dem drogenkran­ke Menschen Ansprechpa­rtner haben.

Sobald die Arbeiten für den ersten Teil des Grand Central in einigen Wochen starten, werden sich die illegalen Camper ein neues Domizil suchen. Zwangsläuf­ig. Es kommt zu einem Verdrängun­gseffekt, aus der Stadt verschwind­en werden Obdachlose und Drogenabhä­ngige aber nicht. So viel steht fest.

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RP-FOTO: NIKA Vom Baustellen­zaun aus führt ein Trampelpfa­d auf das alte Postgeländ­e, wo seit Wochen immer wieder Zelte aufgestell­t werden.

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