Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Illegale Zelte auf Grand-central-brache
Seit einigen Wochen campieren Menschen auf dem Bau-areal an der Moskauer Straße. Offenbar handelt es sich um Männer und Frauen mit starken Drogenproblemen. Ein Eigentümer sagt, dass sich das Problem bald erledigen wird.
OBERBILK Der Baustellenzaun an der Moskauer Straße ist weit geöffnet, drumherum liegen zerrissene Kleidungsstücke, kaputte Schuhe und Müll. Ein Trampelpfad führt auf die gegenüberliegende Seite des Geländes, wo ein großes Zelt aufgebaut worden ist. Eigentlich hätten auf dem Areal längst die Bauarbeiten für das Grand Central starten sollen, doch das Projekt ist zur Hängepartie geworden.
Immer mal wieder sind Menschen auf der Brache zu sehen, die von Gebüsch zu Gebüsch huschen. Zwei weitere Zelte stehen auf der Wiese neben den Stufen, die die Moskauer Straße mit dem IHZ-PARK verbinden. „Das sind bekannte Leute aus dem Hilfesystem“, sagt Johannes Dörrenbächer von der Obdachlosenorganisation Fiftyfifty. „Ein schwieriges Klientel, das stark Drogen konsumiert“, so Dörrenbächer, der davon ausgeht, dass die Ansiedlung auf dem Baustellengelände mit den Schwierigkeiten auf dem Worringer Platz zusammenhängt.
Obwohl das Grundstück schon seit Langem brachliegt, „haben sich erst in den letzten Wochen verstärkt Menschen dort niedergelassen“, bestätigt auch Klaus Franken von Catella. Der Immobilienentwickler will einen Teil des ehemaligen Postgeländes hinter dem Bahnhof bebauen, holte sich dazu Ende 2019 einen Partner ins Boot. Weil diese Gruppe danach mehrfach übernommen wurde, ist bis heute nichts passiert. Dass erst jetzt illegal Zelte aufgestellt wurden, „überrascht mich“, sagt Franken. „Das Areal hat jetzt so lange rumgelegen.“
Vor knapp zwei Wochen sei das Gelände schon einmal von Polizei und Ordnungsamt geräumt worden, „nach wenigen Stunden kamen die nächsten Zelte“, berichtet Klaus Franken, der aber zuversichtlich ist, dass die Ansiedlungen bald ein Ende haben werden. Mitte Oktober sollen zumindest die Bauarbeiten auf der Catella-fläche losgehen, „was das große Areal betrifft, heißt es immer nur bald“, bedauert Franken, der damit rechnet, dass zumindest die 147 Sozialwohnungen von Catella Ende 2023 fertig sind. Parallel werde die Stadt die Moskauer Straße verlängern.
Die Polizei verweist auf die Stadt, die Stadt stellt eine Antwort für Donnerstag in Aussicht. Johannes Dörrenbächer hat auf dem alten Postgelände neulich schon 18 Zelte gezählt, tagsüber hielten sich bis zu 60 Personen dort auf. Neben den Schwierigkeiten auf dem Worringer Platz, wo seit Monaten über einen Zaun gestritten wird, liege die Ansiedlung auch daran, „dass es zu wenig Drogenkonsumräume gibt“, sagt der Fiftyfifty-sozialarbeiter. Die Drogenhilfe an der Erkrather Straße hätte längst ihre Kapazitäten erreicht, am liebsten würde Dörrenbächer einen Drogenkonsumbus durch Düsseldorf schicken, wo die Spritzen ordentlich entsorg werden könnten und die Konsumenten ein bisschen für sich seien. Fiftyfifty ist außerdem noch auf der Suche nach einer innenstadtnahen Fläche, wo es Platz geben könnte für Menschen mit Drogenproblemen. Ideen gebe es schon, darüber sprechen will Dörrenbächer noch nicht aus Angst vor Protesten aus den Nachbarschaften. Auch Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf würde einen solchen Platz unterstützen, „und einer reicht eigentlich nicht aus“, sagt der Grünen-politiker, der sich einen Ort wünscht, an dem drogenkranke Menschen Ansprechpartner haben.
Sobald die Arbeiten für den ersten Teil des Grand Central in einigen Wochen starten, werden sich die illegalen Camper ein neues Domizil suchen. Zwangsläufig. Es kommt zu einem Verdrängungseffekt, aus der Stadt verschwinden werden Obdachlose und Drogenabhängige aber nicht. So viel steht fest.