Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Klassenfahrt wegen Corona abgebrochen
Der Vater einer infizierten Tochter schildert uns seine Sicht der Dinge. Von rund 120 Schülern einer sechsten Jahrgangsstufe wurden 13 positiv auf das Corona-virus getestet. Die Schulaufsicht sagt, alle Regeln wurden beachtet.
DÜSSELDORF Der Umgang mit mehreren positiven Corona-tests während einer Klassenfahrt hat bei Eltern der betroffenen Schüler zu kritischen Nachfragen geführt. „Man fragt sich, ob die Fahrt nicht zu einem früheren Zeitpunkt hätte beendet werden müssen“, sagt Markus L.*, der auch das Prozedere bei der Abholung hinterfragt. „Quasi auf Zuruf mussten die Eltern am Abend des vierten Tages anrücken und die Kinder zurück nach Düsseldorf bringen, einige waren noch bei der Arbeit, andere gar nicht in der Nähe“, sagt er.
Gestartet waren die sechsten Klassen des Pempelforter Leibniz-montessori-gymnasiums am Montag vor einer Woche. Alle Schüler hatten vor Abfahrt einen Coronatest vorgelegt, sämtliche Befunde waren negativ. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Gleich nach Ankunft wurde bei einem der rund 120 Kinder ein positiver Befund festgestellt. „Dieses Kind musste von den Eltern abgeholt werden, alle anderen konnten bleiben, weil – so die Begründung – diese Kinder ihre Zimmer zu diesem Zeitpunkt noch nicht bezogen hatten“, berichtet der Vater. Gleich am Folgetag habe es einen zweiten Fall gegeben. Nach Rücksprache mit dem dortigen Gesundheitsamt und der Herbergsleitung in Nettetal seien daraufhin alle Kinder aus dem betreffenden Zimmer von ihren Familien abgeholt worden. Alle anderen hätten unter Verweis auf die täglichen Tests bleiben dürfen. Erst nach einem weiteren positiven Schnelltest und den Klagen einiger Kinder über Halsschmerzen und andere Symptome habe die Schulleitung entschieden, die komplette Fahrt abzubrechen. „Wir wurden aufgefordert, die Kinder noch am gleichen Abend abzuholen und bei einer möglichen Verhinderung, Fahrgemeinschaften zu bilden. Während der Rückfahrt sollten wir Ffp-2-masken tragen und die Fenster des Autos offenhalten“, sagt Markus L.
Nach Rückkehr habe es dann für 13 Kinder positive Corona-befunde gegeben, die komplette Jahrgangsstufe sei deshalb zu Wochenbeginn erst einmal in den Distanzunterricht geschickt worden. „Womöglich war diese Zuspitzung der Lage vermeidbar“, meint der Vater.
Das schätzt die für Düsseldorf zuständige Schulaufsicht der Bezirksregierung, die die Abläufe grundsätzlich bestätigt, allerdings anders ein. Sie antwortet für die Schulleitung des Pempelforter Gymnasiums, die sich nicht in einem persönlichen Gespräch mit dieser Redaktion äußern will. Alle aktuell bei Klassenfahrten einschlägigen Regeln des Landes habe die Schule bei der Umsetzung der Fahrt berücksichtigt, betont eine Sprecherin der Bezirksregierung. Das Gymnasium habe die Regeln im Vorfeld mit den Eltern deutlich kommuniziert.
Mit Bezug auf die Schulfahrt „stellen diese Kriterien ein verantwortungsbewusstes Handeln dar und sind nicht zu beanstanden“. So sei die Entscheidung, nach dem ersten Fall alle anderen Kinder auf ihre Zimmer zu lassen, korrekt. „Sämtliche Hygienevorschriften wurden strikt eingehalten. Es bestand kein erhöhtes Risiko gegenüber dem normalen Unterricht“, meint die Sprecherin. Auch dass beim zweiten Fall nur das konkret betroffene Zimmer abreisen musste, sei regelkonform. Im Übrigen kehre das Gros der sechsten Jahrgangsstufe von diesem Donnerstag an wieder in die Schule zurück - „sofern ein negativer Test vorliegt“.
Markus L., dessen Kind zu den 13 Infizierten gehört und sich „mit deutlichen Symptomen“in Quarantäne befindet, stellt das nicht zufrieden. „Dann muss man die Regeln neu justieren und vielleicht auch mal den gesunden Menschenverstand einschalten.“
*Name auf Wunsch des Betroffenen geändert