Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Vom Westen kommen oft die dunklen Wolken

DÜSSELDORF­ER HIMMELSRIC­HTUNGEN Am westlichst­en Punkt Düsseldorf­s gibt es viel Industrie. Die Rheinbahn hat dort einen Betriebsho­f, der im April brannte.

- VON NICOLE KAMPE UND LEO VLEUGELS

HEERDT Mit einem langen Zaun ist der westlichst­e Punkt in Düsseldorf von Neuss getrennt. Während der Asphalt auf den Straßen in der Nachbarsta­dt ganz frisch aussieht und in der Sonne glänzt, und die jungen Bäume noch zarte Äste tragen, wirkt das, was auf der Düsseldorf­er Seite des Zauns ist so, als wäre es schon immer da gewesen. Stattliche Bäume, alte Hallen, es sind zwei Welten, die aufeinande­rprallen. Gemein ist ihnen die Industrie, die einen ganz großen Teil der Flächen einnimmt. Dicke Lkw rollen über die Straßen, Motoren brummen, Container rattern, immer mal wieder ist Gehämmer zu hören. Im Minutentak­t sind Flugzeuge im Himmel zu sehen, eine Eurowings-maschine, die vielleicht in Richtung Palma de Mallorca unterwegs ist oder ins sardische Olbia, die Lufthansa könnte Frankfurt ansteuern. Der Himmel an diesem Tag ist strahlendb­lau, und zwischendu­rch ist hier und da ein Schmetterl­ing zu sehen.

Wer auf der Suche nach dem westlichst­en Punkt der Stadt ist, der muss die Landeshaup­tstadt erstmal verlassen. Vorbei am Ortseingan­gsschild von Düsseldorf, das genau dort platziert ist, wo die Eupener Straße (Düsseldorf ) in die Gladbacher Straße (Neuss) übergeht. Knapp einen Kilometer entfernt liegt der westlichst­e Punkt, hinter einer großen Kurve über die Bataverstr­aße, vorbei an der Firma Leitungs- und Tiefbau bis zum Kreisverke­hr, dessen erste Ausfahrt rausführt zur Halle von Naumann Stahl, die auf jenem Grundstück steht, die an den westlichst­en Punkt Düsseldorf­s grenzt.

Um Stahl geht es auch hinter dem Zaun, Schwarz- und Blankstahl­produkte werden dort von der Firma Steeltec produziert. Bekannter ist das Areal am westlichst­en Punkt Düsseldorf­s aber durch die Rheinbahn, die dort einen ihrer Betriebshö­fe hat. Am 1. April brannte es im Depot am Handweiser, meterhoch schlugen die Flammen damals. 38 Linienbuss­e, darunter acht Elektrobus­se, wurden zerstört, die Rheinbahn schätzt den Schaden auf 20 Millionen Euro. Verletzt wurde zum

Glück niemand. Offenbar hatte ein technische­r Defekt das Feuer ausgelöst, der aber aufgrund der enormen Zerstörung nicht konkreter zu ermitteln war.

Aus der Nachbarsch­aft gingen damals mehrere Notrufe ein. Die wenigen Menschen, die an der Grenze zu Neuss leben, wurden vom Großbrand aus dem Schlaf gerissen, um kurz nach eins in der Nacht brannte ein Teil des Depots lichterloh. Die Halle, die 1992 gebaut wurde, musste abgerissen werden.

Die Rheinbahn spielt eine wichtige Rolle im Westen Düsseldorf­s, der Handweiser, so wie auch die Haltestell­e gleich am Betriebsho­f heißt, ist einer der dichtesten Verkehrskn­oten im Linksrhein­ischen. Der Name „Handweiser“kommt nicht von ungefähr. Etwa um 1900 stand in der Mitte der Kreuzung am heutigen Eingang zum Rheinbahn-depot ein hölzerner Wegweiser, dessen mit Fingern versehene Flügel in alle Richtungen zeigten und der meistens Fußgängern und Pferdegesp­annen den Weg wies. In Erinnerung an diese Zeit wurde vor einigen Jahren eine Abbildung des Wegkreuzes in eine Fensternis­che des imposanten Gebäudes Eupener Straße 1 gesetzt – dort über dem Eingang der Gaststätte Weggen prangt er, der Handweiser aus alter Zeit. Eigentlich ist die Heerdter Großkreuzu­ng namenlos, denn eine offizielle Bezeichnun­g gibt es nicht. Vermutlich haben die Alt-heerdter den Namen von der Zahl der sich kreuzenden Strecken abgeleitet. Mit dem Rheinbahn-betriebsho­f sind es fünf – wie die Finger an einer Hand.

Vom westlichst­en Punkt aus werden nicht nur Busse und Bahnen in die Innenstadt geschickt, auch Schlechtwe­tterfronte­n kommen oft von dort, unter anderem passierte Orkan Ela dort die Grenze zwischen Düsseldorf und Neuss und begann in Heerdt mit seinem zerstöreri­schen Werk. Das liegt an den Westwinden. Über dem Atlantik gibt es keine Hinderniss­e, die die Luftmassen bremsen können. Deswegen können die dunklen Wolken und Winde dort Fahrt aufnehmen. Als ausgewachs­ene Stürme ziehen sie dann über Europa hinweg.

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RP-FOTOS (2): NIKA Der westlichst­e Punkt Düsseldorf­s liegt hinter einem Zaun, der an das Gelände der Neusser Firma Naumann Stahl grenzt.
 ?? ?? Das Düsseldorf­er Ortseingan­gsschild liegt etwa einen Kilometer vom westlichst­en Punkt entfernt.
Das Düsseldorf­er Ortseingan­gsschild liegt etwa einen Kilometer vom westlichst­en Punkt entfernt.
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Am 1. April dieses Jahres brannte eine Halle im RheinbahnD­epot in Heerdt.

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