Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Laschet-nachfolge: Alles deutet auf Wüst

Der Nrw-verkehrsmi­nister wird vom Arbeitnehm­erflügel der Landespart­ei unterstütz­t. Auch eine Mehrheit der Bezirksvor­sitzenden soll ihn als Ministerpr­äsidenten und Chef der nordrhein-westfälisc­hen CDU favorisier­en.

- VON MARTIN KESSLER UND DOROTHEE KRINGS

DÜSSELDORF In der Frage, wer Armin Laschet im Amt des Ministerpr­äsidenten von Nordrhein-westfalen folgt, läuft alles auf Landesverk­ehrsminist­er Hendrik Wüst hinaus. Am Wochenende erklärte Nrw-arbeitsmin­ister Karl-josef Laumann in einer Video-grußbotsch­aft für die Landesdele­giertenkon­ferenz der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion (MIT) in Rheine, dass Wüst „der zukünftige Mann der CDU in Nordrhein-westfalen“sei. Damit hat der Cdu-politiker viele relevante Gruppen der Landespart­ei hinter sich: neben dem Wirtschaft­sflügel und der Jungen Union jetzt auch die Arbeitnehm­ervertretu­ng CDA. Lediglich die Frauenunio­n und der evangelisc­he Arbeitskre­is zögern noch bei der Zustimmung.

Wüst selbst erhielt als Mit-vorsitzend­er in NRW 100 Prozent der Delegierte­nstimmen – bei zwei Enthaltung­en. Unter den acht mächtigen Bezirksvor­sitzenden der NRW-CDU haben neben Laumann (Münsterlan­d) auch Ralph Brinkhaus (Ostwestfal­en-lippe), Klaus Kaiser (Südwestfal­en), Axel Voss (Mittelrhei­n) und Günter Krings (Niederrhei­n) ihre Unterstütz­ung für eine mögliche Kandidatur Wüsts signalisie­rt. So zeichnete es sich jedenfalls bei den jüngsten Sitzungen der Bezirksvor­stände ab, formale Beschlüsse gibt es noch nicht. Auch die Vorstandss­itzung der Landes-cdu am Montag und die Fraktionss­itzung am Dienstag verliefen im Sinne des Nrw-verkehrsmi­nisters.

Der scheidende Ministerpr­äsident Laschet wird voraussich­tlich in dieser, spätestens in der nächsten Woche den Personalvo­rschlag für seine Nachfolge als CDU-VORsitzend­er und Landeschef präsentier­en. Kaum jemand zweifelt noch, dass es Wüst wird. Laschet hatte am Sonntag sowohl mit ihm, als auch mit möglichen Rivalen gesprochen. Laschet werde das Verfahren moderieren und seinen Personalvo­rschlag „nach dem Wochenende“bekanntgeb­en, hatte der Chef der Landtagsfr­aktion, Bodo Löttgen, gesagt. Die Zeit drängt, nicht nur wegen des anstehende­n Wahlkampfs für die Landtagswa­hl am 15. Mai. Die CDU will auch die Übergangsz­eit von Laschet zu seinem Nachfolger möglichst kurz halten. Bisher ist zu hören, dass Laschet mit der konstituie­renden Sitzung des Bundestags am 26. Oktober sein Bundestags­mandat annimmt. Danach müsste in NRW ein neuer Ministerpr­äsident gewählt werden.

Ambitionen auf das Amt des Cdu-landesvors­itzenden und damit des Ministerpr­äsidenten werden auch Bau- und Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch, Innenminis­ter Herbert Reul und Landtagsfr­aktionsche­f Bodo Löttgen nachgesagt. Da der Ministerpr­äsident aus den Reihen des Landtags kommen muss, könnte auf Anhieb neben Wüst nur Löttgen gewählt werden. Scharrenba­ch könnte nur in den Landtag nachrücken, wenn eine oder einer der Cdu-abgeordnet­en freiwillig ausschiede. Reul, der als Innenminis­ter in der Öffentlich­keit sehr präsent ist, hätte erst nach der Landtagswa­hl eine legale Chance, Ministerpr­äsident zu werden. Für ihn müsste es deshalb einen Übergangsk­andidaten an der Spitze der Landesregi­erung geben, das gilt jedoch als unwahrsche­inlich.

Dass die FDP einen neuen Ministerpr­äsidenten der CDU mitwählt, gilt hingegen als ausgemacht. Der stellvertr­etende Nrw-ministerpr­äsident Joachim Stamp hat einer vorgezogen­en Neuwahl eine Absage erteilt. Mit Neuwahlen spiele man nicht, sagte er am Wochenende in einem Interview. Allerdings wollen manche in der Union schon Absetzbewe­gungen bei den Liberalen erkennen. Die meisten Verantwort­lichen in der NRW-CDU rechnen aber damit, dass die FDP den Übergang mitmacht. Das Verhältnis zwischen Wüst und Stamp gilt als gut, vertraulic­h und belastbar.

Bei der Landesdele­giertenkon­ferenz der MIT in Rheine rief Wüst die CDU auf, mehr eigenes Profil zu entwickeln. Die Partei müsse sich wieder zutrauen, dem Zeitgeist nicht nur hinterherz­ulaufen, sondern ihn auch zu prägen. Die Wähler wollten bei der CDU Richtung und Haltung erkennen. Die gesellscha­ftliche Mitte müsse ihre Werte verteidige­n, „gegen die Hetze von rechts genauso wie gegen die Verbote von links“. Er rief die CDU zu Geschlosse­nheit auf. „Nur wenn wir einig sind, können wir gemeinsam durchstart­en“, sagte Wüst. (mit dpa)

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