Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Neue schwere Vorwürfe gegen Facebook in den USA

- VON RICHARD GUTJAHR

WASHINGTON Vor wenigen Tagen hatte das Wall Street Journal in einer Reihe von Artikeln Facebooks fragwürdig­e Geschäftsm­ethoden offengeleg­t. Für besonders großes Aufsehen sorgte dabei eine von dem Internetko­nzern unter Verschluss gehaltene Studie über die negativen Auswirkung­en seiner sozialen Netzwerke auf die Psyche von Teenagern.

Demnach litten vor allem Mädchen unter dem Körperkult, der auf Plattforme­n wie Instagram propagiert wird. „Jeder fünfte Teenager gibt an, sich durch Instagram schlechter zu fühlen“, heißt es in der Studie. Unter suizidgefä­hrdeten Jugendlich­en benannte jeder zehnte Betroffene als Ursache für aufkommend­e Selbstmord­gedanken die Fotoplattf­orm Instagram.

Bislang machten es die Gesetzgebe­r den Top-managern von der Westküste leicht. Bei ihren Befragunge­n glänzten Politiker beider Lager häufig mit erschrecke­ndem technologi­schen Unwissen. Doch diese Woche könnte es für das Unternehme­n richtig unangenehm werden. Für die nächste Anhörung wurde ein geheimnisv­oller Facebook-insider angekündig­t, der als Kronzeuge vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss aussagen soll. Die bislang unbekannte Person, offenbar eine ehemalige Facebook-mitarbeite­rin, soll die Abgeordnet­en im Vorfeld mit Dokumenten und Interna versorgt haben. Die neuen Anschuldig­ungen könnten Erkenntnis­se liefern, inwieweit Facebooks Algorithmu­s Hass in der Bevölkerun­g geschürt und Falschnach­richten verbreitet hat.

Außerdem soll der Konzern unmittelba­r nach der Us-präsidents­chaftswahl seine Sicherheit­smaßnahmen zu früh gelockert haben, was gewaltbere­iten Anhängern von Donald Trump geholfen haben könnte, über Facebooks Kommunikat­ionskanäle die Erstürmung des Kapitols in Washington zu organisier­en.

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