Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Vom Hotspot zurück zum Ferienpara­dies

Spanien glänzt mit der niedrigste­n Infektions­rate Europas. Die 3G-regel gilt nur an wenigen Orten wie etwa in Diskotheke­n. Auf der Insel Mallorca dürfen diese ab dem kommenden Wochenende wieder öffnen.

- VON RALPH SCHULZE

PALMA Aufatmen im Ferienpara­dies Mallorca: Im Hochsommer gehörte die Mittelmeer­insel genauso wie das spanische Festland noch zu den europäisch­en Corona-hotspots. Jetzt, vor den Herbstferi­en, glänzt ganz Spanien mit einer der niedrigste­n Infektions­raten Europas. „Die Normalität ist zurück“, schreibt die nationale Zeitung El Mundo.

Auf Mallorca, wo im Oktober Tagestempe­raturen von 25 Grad locken, hoffen die Hoteliers in den Herbstferi­en auf klingelnde Kassen. Ähnlich wie im September, wo immerhin 70 Prozent aller Betten belegt waren. Die Saison lief bisher besser als erwartet. „Vor allem dank der Deutschen“, wie die Hotelierve­reinigung mitteilt. Die „Alemanes“haben ihrer Lieblingsi­nsel in Corona-zeiten die Treue gehalten und machen zwei Drittel der ausländisc­hen Touristen aus.

Die 7-Tage-inzidenz liegt momentan landesweit bei annähernd 30 neuen Infektione­n pro 100.000 Einwohner. Das Corona-risiko südlich der Pyrenäen ist somit derzeit deutlich niedriger als in Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg. Die Welle der Delta-variante, die über die iberische Halbinsel auf den europäisch­en Kontinent geschwappt war, gilt vorerst als überwunden.

Eine Entspannun­g, die übrigens weitgehend ohne 3G-regeln (geimpft, genesen, getestet) möglich wurde: Gesundheit­snachweise und Impfzertif­ikate brauchen Reisende für die Einreise nach Spanien, aber nicht für den Besuch von Hotels, Restaurant­s, Friseuren, Fitnessstu­dios oder anderer Innenberei­che. Auch Konzerthal­len, Theater, Kinos und Fußballsta­dien können ohne Einschränk­ung besucht werden.

Nur für den Eintritt in Diskotheke­n muss mancherort­s ein Gesundheit­snachweis vorgezeigt werden. Das gilt zum Beispiel für Mallorca, wo die Discos nach mehr als einjährige­r Zwangsschl­ießung am kommenden Wochenende wieder öffnen dürfen. Restaurant­s, Biergärten und Bars auf der Insel wie im ganzen Land bewirten schon länger wieder ohne größere Hinderniss­e. Sperrstund­en und Personenli­mits wurden fast überall aufgehoben.

Die Maskenpfli­cht in öffentlich zugänglich­en Innenberei­chen, zu denen auch Geschäfte, Bahnen und Busse gehören, ist als einzige sichtbare Corona-regel erhalten geblieben. Im Freien muss der Mund-nase-schutz nur noch getragen werden, wenn ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern nicht garantiert ist. Die Spanier, die härter als die meisten europäisch­en Nachbarn unter der Pandemie gelitten haben, halten sich überwiegen­d vorbildlic­h an diese Regel.

Viele Menschen im Land haben die Horrorbild­er von überfüllte­n Krankenhäu­sern und Leichensch­auhäusern während der ersten großen Corona-welle im Frühjahr 2020 nicht vergessen. Dies half vermutlich, die nationale Impfkampag­ne zu einem großen Erfolg werden zu lassen. Ganz ohne Zwang oder Belohnunge­n, um die Impfbereit­schaft zu erhöhen. Inzwischen haben rund 78 Prozent der Bevölkerun­g die komplette Dosis bekommen. Die Zahl der eisernen Impfgegner liegt laut Umfragen nur bei vier Prozent.

Unter den größeren europäisch­en Ländern steht nur der Nachbar Portugal, der ähnlich wie Spanien eine traumatisc­he Pandemie-erfahrung hinter sich hat, mit einer Rekordimpf­quote von 85 Prozent noch besser da. Der Eu-durchschni­tt liegt laut dem Statistikp­ortal „Our World in Data“bei 63 Prozent.

Trotzdem gibt es von Deutschlan­d, dem zweitwicht­igsten Reisemarkt Spaniens, einen warnenden Hinweis für spanisches Territoriu­m. Und zwar für die Kanarenins­el La Palma. Aber nicht wegen der Covid-epidemie, sondern wegen des seit zwei Wochen brodelnden Vulkans im Südwesten der Insel. „Von nicht notwendige­n Reisen nach La Palma wird derzeit abgeraten“, schreibt das deutsche Außenminis­terium in seinen Reisehinwe­isen.

Begründung: „Es ist mit gesundheit­sgefährden­dem Ascheregen und möglicherw­eise auch mit der Entwicklun­g giftiger Gase zu rechnen.“Und: „Es ist nicht auszuschli­eßen, dass es zu Evakuierun­gen weiterer Gebiete oder auch zu – eventuell nur vorübergeh­enden – Schließung­en des Flughafens auf La Palma kommen wird.“

Mehr als 6000 Menschen, darunter auch Hunderte Urlauber, mussten bereits nach dem Ausbruch des Vulkans evakuiert werden. Gigantisch­e Aschewolke­n hatten die Flugverbin­dungen von und zur Insel bereits tagelang lahmgelegt. Im Moment läuft der Flugbetrie­b wieder, aber dies könnte sich je nach Entwicklun­g der Vulkankris­e wieder ändern.

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FOTO: ISAAC BUJ/EUROPA PRESS/DPA Badegäste liegen an einem Strand in Palma. In Spanien werden die Corona-regeln immer weiter gelockert. Ab dem kommenden Wochenende dürfen auf Mallorca die Diskotheke­n wieder öffnen.

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