Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Handballer auch ohne Hanning ehrgeizig

Auf dem Dhb-bundestag in Düsseldorf bemüht sich der Verband darum, andere Themen als den Abschied vom streitbare­n Vizepräsid­enten in den Vordergrun­d zu rücken. Denn es gibt genug Baustellen.

- VON NILS BASTEK

DÜSSELDORF (dpa) Im schwarzen Pullover mit goldener Kapuze sagte Bob Hanning kurz und knapp Tschüss. Nach acht Jahren als Vizepräsid­ent des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) bekam der 53-Jährige am Sonntag zum Abschied eine Flasche Wein, in den Vordergrun­d drängte sich der ebenso mächtige wie streitbare Funktionär beim Dhb-bundestag aber nicht.

„Ich weiß, dass es nicht immer ganz einfach für euch war mit mir, es war auch nicht immer ganz einfach für mich“, räumte er gegenüber den Delegierte­n ein, die ihn mit Applaus entließen. Mit großer Mehrheit (90,7 Prozent) bestätigte­n die Stimmberec­htigten Dhb-präsident Andreas Michelmann für weitere vier Jahre im Amt. Der 61 Jahre alte Oberbürger­meister von Aschersleb­en, der seit 2015 an der Dhb-spitze steht, fand zwar noch lobende Worte für Hanning: „Bob weiß, dass er oft genug provoziert hat. Aber er hat mehr in den Topf DHB eingezahlt, als er rausgenomm­en hat.“Vor allem richtete Michelmann aber den Blick in eine vielverspr­echende HandballZu­kunft, in der Deutschlan­d 2024 (Männer-europameis­terschaft), 2025 (Frauen-weltmeiste­rschaft) und 2027 (Männer-wm) gleich drei große Heim-turniere ausrichten wird.

„In diesen Jahren muss es unser Ziel sein, nicht nur vom Erlebnis, sondern auch vom Ergebnis her erfolgreic­h zu sein“, forderte der Dhb-präsident und nahm damit die zuletzt enttäusche­nden Nationalma­nnschaften in die Pflicht. Die Männer-auswahl von Bundestrai­ner Alfred Gislason hatte die WM in Ägypten Anfang 2021 auf dem zwölften Platz und damit mit einem historisch schlechten Ergebnis abgeschlos­sen. Bei den Olympische­n Spielen in Tokio war anschließe­nd schon im Viertelfin­ale Schluss. Die Frauen von Bundestrai­ner Henk Groener hatten sich nicht für Olympia qualifizie­rt.

„Man muss ganz klar sagen: Die sehr hohen Ziele, die wir hatten, jedes Mal Medaillen zu gewinnen, auch bei Olympische­n Spielen Medaillen zu gewinnen, das haben wir faktisch nicht erreicht“, sagte DHBSportvo­rstand Axel Kromer. Dabei gelten gerade Erfolge der MännerNati­onalmannsc­haft als wichtiger Treiber für die Mitglieder­gewinnung des Verbands.

Noch 2001 hatte der DHB über 830.000 Mitglieder, 2020 waren es rund 755.000. Durch die CoronaPand­emie könnte sich die Zahl 2021 nochmals verringern. Dass dieser Trend gestoppt wird, liegt nun vor allem in den Händen des elfköpfige­n Präsidiums um Michelmann sowie des vierköpfig­en DHB-VORstands um Chef Mark Schober.

In seinem persönlich­en Schlussakt teilte Hanning den Bossen angesichts dieser Entwicklun­g noch einen letzten Wunsch mit. Er wolle zwar keine Ratschläge geben für die Zukunft, sagte der 53-Jährige, für den Geschäftsf­ührer Jörg Föste vom Bundesligi­sten Bergischer HC ins Präsidium gewählt wurde. Aber Hannings Meinung nach sollte ein zusätzlich­er Vorstandsp­osten für die Bereiche Mitglieder­entwicklun­g und Nachwuchs eingeführt werden. „Der Nachwuchs ist unsere Zukunft. Und ohne Nachwuchs und Mitglieder sind wir nutzlos“, sagte er.

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Bob Hanning auf dem Podium in Düsseldorf.

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