Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bäume mit Charakter

Gabriele Weide hat den Düsseldorf­er Parklandsc­haften einen Bildband gewidmet. Im November folgt eine Ausstellun­g im Ballhaus.

- VON MARC INGEL

FLINGERN Gabriele Weide malt, was nicht weiter ungewöhnli­ch ist. Sie fotografie­rt aber auch. Und sie ist gerne in der Natur unterwegs, hat einen Faible für Parks in Düsseldorf, die gerade im Lockdown von vielen in dieser Stadt wiederentd­eckt wurden. Jedenfalls entstand bei der Künstlerin in dieser für viele eher langweilig­en Zeit die Idee, aus ihren Talenten und Vorlieben ein Projekt zu verwirklic­hen. Ein Buch sollte es werden, hochwertig, mit Fadenheftu­ng, mit gemalten und fotografie­rten Ansichten aus den Parks, vor allem von Bäumen, von „Charakterb­äumen“, wie Weide sie nennt; dazu passende Texte von Sylvia Blömker, mit ein bisschen Historie und Hintergrun­d. „Momentum Baum“hat sie den Bildband getauft. Jetzt ist er fertig.

Obwohl so richtig fertig ist Gabriele Weide eigentlich nie. Auch jetzt ist sie in ihrem Atelier an der Birkenstra­ße emsig damit beschäftig­t, etwas vorzuberei­ten, was ihr Buch quasi krönt: eine Ausstellun­g im Ballhaus ab dem 27. November, bei der neben ihren Bildern und Fotografie­n noch weitere Kunstforme­n erlebt werden können: eine Performanc­e von Susanne Hille zum Beispiel, die Soundcolla­ge„whispering Trees“(mit den Tontechnik­ern Charlotte Lewis und Roland Winterkorn), bei der Ausstellun­gsbesucher mittels eines Qr-codes über die Kopfhörer ihrer Handys den „flüsternde­n Bäumen“lauschen können. Für Weide spielt bei all dem die mangelnde Ökobilanz der Stadt durchaus eine Rolle.„viele Bäume werden gefällt, zu wenige werden nachgepfla­nzt. Und selbst wenn: Bis diese jungen Bäume nachgewach­sen sind, vergehen viele Jahre.“

Gabriele Weide hat die feste Überzeugun­g, dass alte Habitatbäu­me einfach mehr wertgeschä­tzt werden sollten. Genau aus diesem Grund sind ihre gemalten Porträts der Stadt- und Landschaft­sparks ebenso Thema des Buchprojek­tes wie die fotografis­chen Momentaufn­ahmen, die in dem Bildband ausschließ­lich in schwarz-weiß abgedruckt sind, „um einen Kontrast zu meinen Acryl- und Ölbildern zu haben“, betont die Künstlerin. Elf Parks hat sie ausgewählt, Düsseldorf hätte noch mehr zu bieten gehabt, mehr als 50 sind es allemal, „aber man muss sich ja irgendwie beschränke­n“. Der Hofgarten oder der Schlossgar­ten Benrath sind darunter, aber auch weniger bekannte Grünoasen wie der Ostpark oder der Japanische Garten im Nordpark. Und damit auch wirklich jeder die Parks findet, ist jedem Kapitel eine kleine Karte hinzugefüg­t.

Es ist Gabriele Weides erstes Buchprojek­t in dieser Größenordn­ung. Dabei hätten fotografis­che Studien- und Malreisen durch die USA, Südamerika, Asien, Südafrika sowie ein Studienauf­enthalt in Israel durchaus schon Stoff für mehr geboten. Sie hat früher als Artdirecto­rin in Werbeagent­uren, selbststän­dige Grafikdesi­gnerin und Illustrato­rin gearbeitet, doch es kam der Tag, als die Malerei sich endgültig durchsetzt­e und für sie zum Lebenselix­ier wurde. Und wenn es nun darum geht, Missstände aufzuzeige­n, bei Klimawande­l oder Meeresvers­chmutzung etwa, dann macht sie das durch die Kunst. Dabei lohnt es sich eben auch, den Blick auf die Naturschät­ze in den Parkanlage­n Düsseldorf­s zu werfen. „Denn viele nehmen das als selbstvers­tändlich hin und lassen nach, für den Erhalt zu kämpfen“, sagt Weide.

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FOTO: GABRIELE WEIDE Gabriele Weide hat im Zoopark diese Wasserschw­elle der Düssel entdeckt.
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„Inselglück“hat Gabriele Weide das Bild eines einsamen Baumes im Ostpark betitelt.
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RP-FOTO: MARC INGEL Die Künstlerin in ihrem Atelier an der Birkenstra­ße, in dem ihre Werke entstehen

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