Darmkrebs in Pandemie selten diagnostiziert

Weniger Koloskopien führten zu weniger erkannten Krebserkrankungen. Mediziner sind alarmiert.

WIEN (RP) Die Zahl der diagnostizierten Darmkrebsfälle (CRC) ist während der Covid-19-pandemie in einem Jahr um 40 Prozent gesunken, wie Forschungsergebnisse zeigen, die auf der UEG Week Virtual 2021 vorgestellt wurden. In der Studie, die in mehreren spanischen Krankenhäusern durchgeführt wurde, wurden die Daten aus dem ersten Jahr der Pandemie mit denen des Vorjahres verglichen. Von den 1385 Fällen von Darmkrebs, die während des Zweijahreszeitraums diagnostiziert wurden, wurden fast zwei Drittel (868 Fälle) im Jahr vor der Pandemie bei 24.860 Koloskopien diagnostiziert. Im Gegensatz dazu wurden während der Pandemie nur 517 Fälle (37,3 Prozent) diagnostiziert. Auch die Zahl der durchgeführten Koloskopien ging um 27 Prozent auf 17.337 zurück.

Diejenigen, bei denen zwischen dem 15. März 2020 und dem 28. Februar 2021 ein CRC diagnostiziert wurde, waren auch älter als im Jahr vor der Pandemie, hatten häufiger Symptome, eine größere Zahl von Komplikationen und befanden sich in einem fortgeschritteneren Krankheitsstadium.

Nach Ansicht von Experten ist der Rückgang eine Folge der Aussetzung von Screening-programmen und des Aufschubs nicht dringender Koloskopie-untersuchungen. In der Pandemiezeit wurden bei der Darmkrebsvorsorge weniger Krebsfälle festgestellt, nämlich nur 22 im Vergleich zu 182 im Jahr vor der Pandemie. Während der Pandemie wurden mehr Patienten aufgrund von Symptomen diagnostiziert (81,2 Prozent der Diagnosen) als im Jahr davor (69 Prozent).

Die Hauptautorin der Studie, María José Domper Arnal von der Universitätsklinik und dem Gesundheitsforschungsinstitut von Aragón in Zaragoza, kommentierte: „Dies sind in der Tat sehr besorgniserregende Ergebnisse – Fälle von Darmkrebs wurden während der Pandemie zweifellos nicht diagnostiziert.“Die diagnostizierten Fälle hätten zudem meist schwerere Symptome gezeigt, als es in sonstigen Jahren der Fall war.

FOTO: DPA Schnitt durch das Gewebe eines Rektumkarzinoms.