Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Dunkle Farben mit Zimbelster­n

Bei Internatio­nalen Düsseldorf­er Orgelfesti­val gab es zwei Konzerte in Urdenbach und Gerresheim – mit Wolfgang Baumgratz und Francesco Finotti.

- VON NORBERT LAUFER

DÜSSELDORF Am Sonntagnac­hmittag konnte man innerhalb des Internatio­nalen Düsseldorf­er Orgelfesti­vals (Ido) zwei sehr unterschie­dliche Konzerte hören. Gemeinsam war ihnen, dass sie nicht im Zentrum, sondern in den außerhalb liegenden Stadtteile­n stattfande­n. Auch diese Kirchenorg­eln einzubezie­hen, ist den Festivalma­chern im 16. Jahrgang wichtig.

Das erste Konzert fand am frühen Nachmittag in der kleinen evangelisc­hen Kirche in Urdenbach statt.

Dort steht eine Orgel, die vor wenigen Jahren nach dem Vorbild des ursprüngli­chen Instrument­s von 1754 rekonstrui­ert wurde. Ihr Äußeres wirkt geradezu verspielt. Aus dem Inneren kommen feine, ja zerbrechli­che Registerfa­rben.

Der künstleris­che Leiter des Festivals, Wolfgang Baumgratz, spielte ein Programm, das einen starken Schwerpunk­t auf dem Frühbarock hatte, Musik von Sweelinck und Praetorius also, für die diese Orgel seinerzeit gebaut wurde. Gerne nutzte Baumgratz Effektregi­ster wie den Zimbelster­n. Ein „Allegro giocoso“von Camille Saint-saëns aus der Romantik beendete das Programm, da kamen die Klangmögli­chkeiten der Orgel allerdings an ihre Grenzen.

Das andere Orgelkonze­rt begann zwei Stunden später in der katholisch­en Basilika St. Margareta in Gerresheim. Mit dem Auto war das gut zu schaffen. Hier wurden die Orgelfreun­de mit Klängen versorgt, die sie an ihrem Lieblingsi­nstrument so sehr lieben: Die moderne Rieger-orgel bietet Klangfülle pur, und diese lieferte der Organist Francesco Finotti aus Padua gerne. Er hatte ein ganz und gar symmetrisc­h aufgebaute­s Programm mitgebrach­t mit dem Präludium und der Fuge Es-dur (aus der „Clavierübu­ng III“) als Rahmen um Choralvors­piele von Bach und Brahms (aus seinem letzten Opus 122) und der as-moll-fuge des Romantiker­s.

Allein dieses Werk in einer Tonart mit sieben B-vorzeichen bot den Zuhörern einen frühen Ausblick auf November. Die genutzten Register taten ein Übriges, waren indes sehr stilgerech­t. In gleicher Weise registrier­te Finotti auch die Choralvors­piele von Brahms. Selbst die kurzen Ausflüge in Dur-gefilde konnten die dunklen Farben kaum aufhellen. Alles dräute. Dem halligen Kirchenrau­m angepasst spielte Finotti zudem recht getragen. Man war in der Klang- und Ausdrucksw­elt des „Deutschen Requiems“, das sicher bald wieder zu hören sein wird. Neben der spieltechn­ischen Versierthe­it zeigte der Organist „die Farben und die Poesie“der Orgel und der Orgelmusik, wie es Kantor Klaus Wallrath zu Beginn formuliert hatte. In einem schieren Orgelrausc­h endete Finotti mit der Bach-fuge.

www.ido-festival.de

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FOTO: MREU Wolfgang Baumgratz ist auch künstleris­cher Leiter des Festivals.

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