Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ruderer nutzen Rheinmarat­hon für Spendenfah­rt

Bei der 50. Ausgabe des Events ging es nicht nur um sportliche Erfolge. Ein Boot der RTGW aus Wesel fuhr mit besonderer Botschaft.

- VON TINO HERMANNS

Beim 50. Rheinmarat­hon des RC Germania kamen Ruderer aus England, Ruderer, die eine Botschaft hatten, Ruderer, denen es um den Sieg ging – diese Mischung macht das Event aus. Das Fazit von Regattalei­terin Melanie Ott fiel so auch positiv aus. Und auch Detlev Schlüter war zufrieden. Ihm kam im Jahr 1971 während einer Wanderfahr­t auf den letzte Kilometern die Idee zum Marathon. Unter seiner Leitung wurde er 1972 erstmals ausgefahre­n. „Ich habe noch echte Briefe geschriebe­n und telefonier­t, um den Marathon bekannt zu machen. Heute geht alles per Social Media und Whatsapp viel schneller“, meint der Rheinmarat­hon-vater. „Unsere Zeitmessun­g funktionie­rte mit mehreren zeitgleich gestartete­n Küchenweck­ern. Das stimmte natürlich vorne und hinten nicht. Heute geht alles elektronis­ch und stimmt sekundenge­nau.“

In den ersten Jahren des Rheinmarat­hons waren Zeiten aber egal, da war die 42,8 Kilometer-distanz eher eine Wander- denn eine Wettfahrt. Inzwischen aber gibt es in jedem Rennen einen Konkurrenz­kampf. Teilweise werden Boote mit Blick auf den Gesamtsieg, auf die Sonderehru­ngen „schnellste­s ausländisc­hes Boot“oder „schnellste­s nicht-rhein-boot“zusammenge­stellt. So kam zum Beispiel vom „Rob Roy Boat Club“aus Cambridge (England) Germania-mitglied Stefan Gräf mit seinem Sohn Levin, der bei britischen Rudermeist­erschaften bereits Zweiter war. Mit im Boot saß auch Chris Covey. Er hat im Jahr 2012 innerhalb von 32 Tagen den Atlantik überrudert. „Das war anstrengen­der als der Rheinmarat­hon“, verriet Covey grinsend. Die Nummer vier der „Rob Roys“war dereinst für die Uni Oxford im „The Boat Race“, dem ältesten Ruderevent der Welt, erfolgreic­h.

Andere hingegen legen nicht so viel Wert auf Sportlichk­eit, sondern nehmen ihre Rheinmarat­hon-teilnahme zum Anlass, etwas Gutes zu tun. Wie Hans-hermann und Georg Pieper, Kai König und Tim Ridder (alle RTGW Wesel). Sie haben sich für jeden geruderten Kilometer Geldgeber besorgt und unterstütz­en mit den eingegange­nen Geldern ein Kinderkran­kenhaus in Benin. Sie rudern in einem besonderen Boot – nicht vom Aufbau, aber von der Farbgebung und dem Hintergeda­nken. „Unser Boot heißt ‚Rosa Moos' und ist in rosa und grün lackiert“, sagt Hans-hermann Pieper. „Es ist nach einer 1942 im KZ Theresiens­tadt ermordeten Jüdin benannt. Im

Boot ist auch eine genaue Kopie des Stolperste­ins, der vor dem ehemaligen Wohnhaus von Rosa Moos angebracht ist, montiert.“Außerdem ist der erste Artikel des Grundgeset­zes zitiert.

So war der 50. Rheinmarat­hon mal wieder das, was er all die Jahre gewesen ist: Ein Kaleidosko­p aus Breiten und Leistungss­portlern, aus Individual­isten und Teamplayer­n, aus Altbierfan­s aus aller Welt, aus Ruderverrü­ckten und Rudereleve­n. So soll es auch die nächsten 50 Jahre sein, denn der erste OktoberSam­stag bleibt der Tag des Rheinmarat­hons.

Schnellste Crew in diesem Jahr waren zum insgesamt achten Mal Michael Ehrle, Arno Gaus, Markus Müller, Stefan Verhoeven und Steuerfrau Luisa Jaeger. Sie waren zwischen Leverkusen und Düsseldorf Hamm 2:07:06 Stunden unterwegs.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? Zum 50. Mal fand die Marathon-regatta des RC Germania Düsseldorf am vergangene­n Wochenende auf dem Rhein statt.
FOTO: HORSTMÜLLE­R Zum 50. Mal fand die Marathon-regatta des RC Germania Düsseldorf am vergangene­n Wochenende auf dem Rhein statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany