Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Neue Bahnlinie für den Norden im Gespräch
ZIELKONZEPT BAHN Es gibt die Idee, Wittlaer und Angermund per Schiene besser zu verbinden. Die Bezirkspolitik reagiert mit Skepsis.
WITTLAER/ANGERMUND Bei der Suche nach neuen Straßenbahnstrecken steht bei der Verwaltung auch eine Verbindung zwischen Wittlaer und Angermund zur Debatte. Das sogenannte Zielkonzept Stadtbahn/ Straßenbahn sieht vor, dass eine neue Trasse in Fahrrichtung Norden hinter der Stadtbahnhaltestelle Wittlaer in einem Rechtsbogen von der Bestandsstrecke abzweigt und über die Angermunder Straße bis zum S-bahnhof Angermund führt. Allerdings wurde eine konkretere Linienführung noch nicht erarbeitet, da es sich bislang nur um eine Konzeptidee handelt. Deren Wirkung auf den Verkehr muss bei einer zweiten Bewertungsstufe erst vertiefend untersucht werden. Außerdem steht eine detaillierte Überprüfung der technischen Machbarkeit und des wirtschaftlichen Nutzens für jede einzelne Idee des Zielkonzepts aus. 19 Strecken haben aber bislang eine erste grobe Prüfung auf Umsetzbarkeit überstanden.
Der Nahverkehr soll ausgebaut und besser werden, da sind sich alle Akteure angesichts der angestrebten Verkehrswende einig. Aus Sicht von Jochen Kral, Düsseldorfs neuem Beigeordneten für Mobilität, passt eine Anbindung Angermunds in die Strategie, über den Schienenpersonennahverkehr auch die peripher gelegenen Stadtteile an die Kernstadt heranzuführen. Bisher ist Angermund mit seiner S-bahn-verbindung gut an den Hauptbahnhof angeschlossen, aber bekanntlich ist in den nächsten Jahren auch eine linksrheinisch verlaufende Stadtbahnlinie über die neue Rheinquerung der U81 bis nach Angermund vorgesehen. „Die Stadtverwaltung sieht nach einer ersten Prüfung der Verbindung Potenziale für eine bessere Anbindung des Düsseldorfer Nordens an die linksrheinischen Stadtteile sowie eine Stärkung des nachfragestarken Abschnitts der U79 zwischen Freiligrathplatz und Wittlaer“, teilt ein Stadtsprecher mit.
Eine neue Verbindung zwischen Wittlaer und Angermund ist laut Stadtsprecher eher als Netzergänzung zu sehen, da für die Relation Düsseldorfer Norden – Innenstadt kein oder nur wenig Zeitgewinn im Vergleich zum Bestand entsteht. Darüber hinaus sei bei der Planung zu beachten, dass eine Stadtbahnverbindung nur mit Hochflur-fahrzeugen betrieben werden kann und die städträumlichen Eingriffe in Angermund umfangreich wären, da die Infrastruktur etwa mit Hochflur-bahnsteigen entsprechend ausgebaut werden muss. Positiv hervorzuheben sei aber, „dass die Stadtbahnverbindung ein Impuls für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung des Stadtteils Angermund bildet“, sagt der Stadtsprecher.
Mehr als verhalten sind die Reaktionen auf eine mögliche Verbindung in der Politik. Jürgen Gocht (Grüne), erster stellvertretender Bezirksbürgermeister, hält das Verlegen einer Trasse zwischen den Stadtteilen in den nächsten fünf bis zehn Jahren für nicht durchsetzbar, die Vorbehalte seien zu groß. Da aber eine schnelle Lösung her müsse, sei etwa die Einrichtung einer Busverbindung abgestimmt mit den anderen Anschlüssen die bessere Wahl. Auch Norbert Biermann (CDU) hält das Projekt nur als langfristige Perspektive für denkbar. Es sei richtig, Angermund besser zu verbinden, aber um schneller die U79 zu entlasten, würden zunächst eher Schnellbusse, der Ausbau des Car-sharings, Sammeltaxis und On-demand-busse infrage kommen.