Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der Corona-fall Hoffmann und seine Folgen
Was die Infektion des Profis von Fortuna Düsseldorf sportlich wie arbeitsrechtlich bedeutet.
DÜSSELDORF In der ersten und zweiten Liga ist die Impfquote durchaus vorzeigbar. Nach Informationen unserer Redaktion soll sie bei den Vereinen beider Spielklassen aktuell bei einem Mittelwert von rund 85 Prozent liegen. Tatsächlich verlässliche Daten gibt es dazu allerdings noch nicht. Jedenfalls nicht von der DFL, weil es keine Meldepflicht für die Klubs gibt. Alle Angaben sind freiwillig.
So kommt es, dass immer wieder „Einzelfälle“kommuniziert werden. Ein solcher hat sich nun bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf ergeben. Der vermeldete, dass Innenverteidiger Andre Hoffmann sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Ein durchaus heikles Detail unterschlug man in einer ersten Mitteilung noch großzügig. Denn der 28-jährige Hoffmann war der einzige Stammspieler im Kader, der eine Impfung verweigert hatte. Eine entsprechende Bestätigung gab es auf Anfrage vom Verein. Nur noch ein weiterer Angestellter, der aber aktuell nicht im Aufgebot steht, geht damit genauso um.
„Wir haben seine Entscheidung immer bedauert“, sagt Sportvorstand Uwe Klein. „Aber es war und ist seine Entscheidung. Es geht jetzt vor allem darum, dass er einen möglichst milden Verlauf hat.“Aktuell hat Hoffmann dem Vernehmen nach mit deutlichen Erkältungssymptomen zu kämpfen.
Fest steht schon jetzt, dass er seinem Arbeitgeber mindestens nach der Länderspielpause beim Hamburger SV nicht zur Verfügung steht, sehr wahrscheinlich auch noch länger nicht. In dieser Zeit wird Hoffmann, Mitglied im Mannschaftsrat des Vereins, weiter ganz normal bezahlt. „Auch im Falle einer Corona-erkrankung muss der Arbeitgeber, wie bei jeder anderen Krankheit auch, weiter das Arbeitsentgelt zahlen“, sagt Sportrechtsanwalt Paul Lambertz. „Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn der Erkrankte nicht geimpft war.“
Fortuna hatte dennoch auf vielen Ebenen ein Interesse daran, möglichst viele Arbeitskräfte von einer Impfung zu überzeugen – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Denn ab einer gewissen Impfquote entfallen zum Beispiel die von der DFL ansonsten vorgeschriebenen PCR
Tests für die komplette Mannschaft inklusive Anhang. Fortuna musste alleine dafür in der vergangenen Saison Kosten von mehr als 200.000 Euro stemmen.
In den vergangenen Monaten gab es im Fortuna-kader bislang fünf weitere Corona-fälle. Nana Ampomah (25) und Dawid Kownacki (24) machten im August 2020 den Anfang. Ihre positiven Ergebnisse wurden während eines Freundschaftsspiels in Meerbusch bekannt. Luka Krajnc (26) im November 2020, im Januar Jakub Piotrowski (23), der sich mutmaßlich in seiner polnischen Heimat infiziert hatte, und schließlich Kenan Karaman (27) im April. Kownacki wurde wie alle polnischen Nationalspieler vor der EM mit Johnson&johnson geimpft.
Fortuna will übrigens weiterhin an einem für Donnerstagabend geplanten Testspiel bei Landesligist Preußen Espelkamp festhalten. Der Inzidenz-wert liegt in dem Ort rekordverdächtig bei über 700.