Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wie Jonasson den Killepitsch entdeckte
Der schwedische Bestsellerautor machte auf einer privaten Tour mit seinen Brüdern für eine Signierstunde in der Buchhandlung Dietsch Station. Mittwoch ging es zu Underberg; in Düsseldorf probierten sie den hiesigen Kräuterlikör.
BENRATH Wie drei schwedische Brüder bei ihrer Reise zum Underberg-imperium den Killepitsch entdeckten. So würde er heißen, mein Roman – wenn ich je einen schreiben werde, was ich aber wohl nicht tun werde. Denn als Journalistin wird man oft gefragt, da man so viel schreibe, ob man sich nicht mal an ein Buch wagen wolle.
Das ist die dazugehörige Geschichte: Der Verlag Penguin Random House teilte mit, dass der schwedische Bestsellerautor Jonas Jonasson (Der Hundertjährige) eine Signierstunde in der Buchhandlung Dietsch in Benrath abhalten werde. Und nun sitzt Jonasson da und wartet, was der Nachmittag so bringt. Eine junge Mutter lässt sich ein Buch für ihren Mann signieren, der auch Jonas mit Vornamen heißt. Es soll ein Weihnachtsgeschenk werden.
Wie er denn in Benrath gelandet sei, will ich von dem Bestsellerautor wissen. Er erzählt die Geschichte einer Fahrt ins Unbekannte und dass am Mittwoch die Besichtigung des Underberg-werkes anstehe, das hätten ihm seine Brüder inzwischen verraten. Die gemeinsame Reise ist ein Geschenk zu seinem 60. Geburtstag. Er habe anfangs nur gewusst, dass er am 3. Oktober bereit zu stehen habe. Über Kopenhagen ging es nach Bremen, Zwischenstation war in Düsseldorf. Der Höhepunkt der Tour war für gestern geplant. Ein Besuch der UnderbergZentrale in Rheinberg. In seinem Erstlingswerk „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“trifft die Hauptfigur Allan Karlsson in New York den deutschen Botschafter und trinkt mit ihm einen Underberg.
Und es gibt noch eine weitere Verbindung: Ein Bruder von Jonas Jonasson ist großer Fan des deutschen Magenbitters. Er sammelt die Deckelchen der getrunkenen Fläschchen, schickt sie ein und bekommt dafür Prämien. Und so organisierten die beiden Brüder den Besuch am Underberg-stammsitz in Rheinberg. Als Gastschenk wollte Jonasson ein paar seiner Bücher in deutscher Sprache mitnehmen. Die gibt es in allen Buchläden. Und das, so dachte es sich Jonasson, kann man wunderbar mit einer Signierstunde, einem Kontakt nach der langen Corona-pause mit seinen Lesern, in Düsseldorf verbinden. Die Wahl für dieses Vorhaben fiel auf die Buchhandlung Dietsch.
Auch er möge den Magenbitter, plaudert Jonas Jonasson. Sein Bruder zieht zum Beweis zwei Fläschchen aus der Jackentasche, für den Fall der Fälle. Aber Arbeit und Alkohol vertragen sich nicht. Ich lehne ab. Dann frage ich die drei Schweden, ob sie denn schon mal etwas von Killepitsch gehört hätten. Eine
Düsseldorfer Spezialität, die, versichere ich, besser schmecke als alle anderen Kräuterliköre.
Ein Autogrammsammler betritt die Buchhandlung: Klaus Kremer heißt er, im Rucksack hat er neun Jonasson-bücher. Ob er alle signiert haben könnte?, fragt er und schließt sich der Lobeshymne auf den Killepitsch an: „Der brennt so schön, wenn er langsam die Kehle runterfließt.“Klaus Kremer überlegt nur kurz und sagt, er gehe schnell eine Flasche kaufen. Als Dank fürs Signieren der Bücher.
Unterdessen erzähle ich den drei Jonassons die Entstehungsgeschichte des Düsseldorfer Killepitschs, auf coronabedingt eingerostetem Englisch: Wie Hans Müller-schlösser und Willi Busch am Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Luftschutzbunker gesessen haben sollen und Willi auf Platt sagte, wenn sie dort heil rauskämen, also nicht kille, dann wollten sie „eene pitsche on dä kannste dann von mech us Killepitsch nenne.“Interessant, sagt Jonas Jonasson und schreibt mir eine besondere Widmung in sein Buch von „Mörder Anders“: Es sei „very nice“, mich zu treffen (Ganz meinerseits, Herr Jonasson) und „Underberg oder Killepitsch, this ist the question!“Was nun zu also beweisen wäre.
Derweil ist Klaus Kremer mit seinem Einkauf eingetroffen. Alle drei Brüder müssen probieren. „Mmmh“, „Good“, zustimmendes Nicken. Ob er nicht doch besser ist als dieser Magenbitter aus Rheinberg – so weit wollen sie nicht gehen. Der underbergliebende Bruder vergleicht den Alkoholgehalt: Killepitsch hat einen Prozentpunkt weniger. „I'm sorry, Underberg wins“, sagt er grinsend. Ob da das letzte Wort unter Brüdern gesprochen worden ist?