Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Kunst in freier Wildbahn
Rp-autorin Helga Meister hat ein Buch über die vielen bekannten und unbekannten Skulpturen im Düsseldorfer Stadtbild geschrieben.
DÜSSELDORF Beim Spaziergang durch den Park, auf dem Weg zur Arbeit oder aus der U-bahn heraus: Düsseldorfs Kunst im öffentlichen Raum ist überall. Auch wenn sie oft wenig gesehen und gewürdigt wird. Helga Meister, Kennerin der Düsseldorfer Kunstszene und Rp-autorin, hat jetzt ein Buch über eben diese Kunstwerke geschrieben.
Die 90 kurzen Kapitel über 90 Bildhauer in der Stadt gleichen einem Spaziergang durch die Großstadt am Rhein. Wer sich in Düsseldorf auskennt, wird einige Werke wiedererkennen, aber möglicherweise auch zum ersten Mal von ihrer Geschichte hören. Wer neu ist in der Stadt am Rhein, der kann sie mit dem Blick auf die 125 vorgestellten Skulpturen erkunden und kennenlernen. Kulturdezernent Hans-georg Lohe dankte Meister für ihr Buch. Es könne ein wundervoller erster Kontakt mit Kunst sein, genauso wie es auch das Bewusstsein für die Kunst im öffentlichen Raum schärfen könne.
Doch Meister geht es in dem Buch nicht ausschließlich um die Kunst. „Es soll auch die Zusammenhänge von Geschichte, Politik und Kunstgeschichte zeigen“, sagt die Autorin. Und das tut es. Der Leser erfährt zum Beispiel etwas über die Entstehungsgeschichte der „Planetengruppe“aus dem Jahr 1926 am Ehrenhof-komplex. Er erfährt aber ebenso, warum das Kunstwerk ihres Schöpfers Carl Moritz Schreiner „so sperrig ist wie sein Leben“, wie Meister schreibt.
Auch das 1899 enthüllte Bismarck-denkmal von August Bauer und Johannes Röttger am Martin-luther-platz findet Beachtung. In diesem Kapitel klingt auch an, wer die Kunst im öffentlichen Raum überhaupt geprägt hat. Neben den Künstlern selbst waren es nämlich immer wieder verschiedenste Geldgeber und Förderer, oft sogar Industrielle mit großen Namen wie Henkel oder Poensgen, die die Vielfalt überhaupt erst ermöglichten.
Doch Meister schenkt nicht nur den großen und bekannten Skulpturen ihre Aufmerksamkeit. Kleinere und weit unauffälligere Werke wie der „Beulenmann“von 2018, der etwas verträumt auf dem Vordach des Hauptbahnhofes sitzt, sind ebenfalls in ihrem Buch vertreten. Diese Skulptur der Düsseldorfer Künstlerin Paloma Varga Weisz scheint von der hektischen Geschäftigkeit unter sich keine Notiz zu nehmen. Und doch ist er das Markenzeichen der Künstlerin, so Meister. „Eine erstaunliche Ruhe und nicht ganz greifbare Aura“attestiert sie ihm. Auch so kann Kunst in Düsseldorf sein.
In Meisters Beschreibung von Peter Breuers „Adam und Eva“aus dem Jahr 1894 an der Florastraße klingt an, was die Landeshauptstadt Düsseldorf unter anderem mit der aufwendigen Restaurierung des Tritonenbrunnens in Angriff genommen hat: Die Kunst im öffentlichen Raum soll für die Zukunft bewahrt werden. Denn „die Skulpturen haben es nicht immer gut“, sagt Meister. Sie sind Schmutz, Umwelteinflüssen und Schmierereien ausgesetzt. Einigen werden nun Blumenrabatten als Abstandshalter gegönnt, das freut Meister sichtlich. Auch Kulturdezernent Lohe sieht Handlungsbedarf. Die Stadt habe eine Ankaufskommission gebildet, um nicht nur zu sanieren, sondern in Zukunft vielleicht auch mal wieder Kunst zu kaufen. Die meisten der in Meisters Buch gezeigten Werke sind Schenkungen.
Die kurzen Kapitel eignen sich zum Weglesen oder Nachschlagen. Viele der Fotos hat Meister selbst gemacht, für das der „Ellissoidale“(2001) von Roberto Cordone besuchte sie das Kunstwerk unweit des Mörsenbroicher Eis viermal. Bei den ersten drei Besuchen war der Himmel zu „rheinisch“, zu grau. Erschienen ist „Düsseldorf – Kunst im Freien“im Verlag Peter Tedden mit der Unterstützung von Udo van Meeteren und Theo Siegert.
Info Helga Meister: Düsseldorf – Kunst im Freien. 232 Seiten, 28 Euro.