Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Fortuna trauert um Günter Sehl

Er war der älteste noch lebende Fortuna-spieler und ist mit 86 Jahren gestorben.

- VON BERND JOLITZ

Der Name Sehl ist mit der Fortuna eng verbunden. Dabei ist die Anzahl der Spiele, die Günter Sehl in der ersten Mannschaft des Düsseldorf­er Traditions­vereins absolviert­e, eher überschaub­ar. Zwölf Partien waren es letztlich nur in der Oberliga West, Mitte der 1950er-jahre. Und doch war Sehl weit mehr als nur ein Reservist bei Fortuna, der mal eben gelegentli­ch zum Einsatz kam, er hatte sich dem Verein auf besondere Weise verschrieb­en. Wie seine Familie nun mitteilte, ist er Ende September im Alter von 86 Jahren gestorben.

Was Günter Sehl am meisten auszeichne­te, war sein enormes Engagement. So machte er zwar nicht viele Spiele in der Oberliga, aber er war eine treibende Kraft beim Aufbau und Zusammenha­lt der zweiten und auch der dritten Mannschaft, die Fortuna in jenen Jahren tatsächlic­h unterhielt.

So wie heutzutage ein Oliver Fink oder davor ein „Lumpi“Lambertz führte Sehl die jungen Kicker, begeistert­e sie für den Fußball und den Verein aus Flingern. Damit war er aber nicht der einzige in seiner Familie: Ehefrau Ilse war lange Jahre eine außerorden­tlich beliebte Mitarbeite­rin auf der Fortuna-geschäftss­telle.

Besonders bemerkensw­ert ist im Rückblick, dass Günter Sehl bis zu seinem Tod in der vergangene­n Woche der älteste noch lebende Fortuna-spieler war. Er hatte in dieser Rolle Vereinsleg­ende Matthias Mauritz abgelöst, der elf Jahre älter war und im November 2016 gestorben ist. Mit ihm spielte Sehl auch noch gemeinsam – obwohl er eigentlich gar kein Fußballer werden wollte.

Ursprüngli­ch nämlich hatte es Sehl zum Handball gezogen, ebenfalls einer Traditions­abteilung des Klubs. Oder vielmehr, seine Eltern, mit denen er im Stadtteil Vennhausen lebte, hatten ihn für den Handballsp­ort ausgeguckt. Doch es kam alles anders.

Im Nachruf auf Sehl, der auf der Internet-homepage der Fortuna nachzulese­n ist, heißt es dazu: „Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ihm Fußball mehr zusagte, doch hierfür fehlte das passende Schuhwerk. Da dies kurz nach dem Krieg purer Luxus gewesen wäre – man war froh, überhaupt ein ordentlich­es Paar an den Füßen tragen zu dürfen – verhalf ihm ein glückliche­r Umstand zur Karriere bei den Kickern: Ein älterer Vereinskam­erad war nämlich auf das Talent von Günter Sehl aufmerksam geworden und ließ ihm ein paar getragene Fußballsch­uhe zukommen. Sehl nutzte seine Chance, spielte sich immer weiter nach oben und erhielt mit 20 Jahren seinen ersten Lizenzspie­lervertrag bei den Fußballern.“

Zum ganz großen Durchbruch reichte es zwar nicht, aber zu einem Ehrenplatz in den Vereinsann­alen.

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FOTO: HOMÜ Günter Sehl (rechts) gegen Oberhausen­s Torhüter Gärtner 1959.

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