Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der erste Nationalpark der Bundesrepublik
Der Nationalpark Bayerischer Wald war der erste
Nationalpark in Deutschland – und seine Gründer hatten nicht nur vor, sondern auch in den Jahren nach der Gründung noch gegen Widerstände zu kämpfen. Als der bayerische Staatsminister Hans Eisenmann (Foto) den Park am 7. Oktober 1970 feierlich eröffnete, schien die Sache zunächst klar: Der Wald sollte fortan sich selbst überlassen werden und sich auf diese Weise natürlich entwickeln. Doch zu Beginn wurde dieses Konzept eher halbherzig verfolgt: Forstwirtschaft blieb in geringem Umfang erlaubt. 1983 war ein Wendepunkt in der Parkgeschichte: Mehrere Stürme hatten große Teile des Waldes zerstört. Nun stand die Frage im Raum, ob die Natur durch Aufforstung beeinflusst werden dürfe. In Bayern entschied man sich dagegen. Es solle ein „Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder“entstehen, erklärte Minister Eisenmann die von der Nationalparkverwaltung verordnete Untätigkeit. Das Totholz blieb liegen, einige Hänge blieben kahl. Kritiker fanden das unschön und forderten stärkere Eingriffe. Doch es wurde noch schlimmer: Im Totholz vermehrte sich der Borkenkäfer. Er wütete über Jahre, die meisten Fichten starben. Mit der Zeit zeigte sich aber: Andere Baumarten wuchsen nach. Der Bayerische Wald erholte sich ohne Beeinflussung durch den Menschen. Als deutlich wurde, dass auch Touristen dem neu wachsenden Urwald einiges abgewinnen konnten, verstummten die Kritiker langsam. 1997 wurde der Nationalpark erweitert, die Fläche wurde dabei fast verdoppelt. Zusammen mit dem auf der tschechischen Seite der Grenze liegenden Nationalpark Sumava bildet er die größte Waldschutzfläche Europas.