Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Erst Außenseite­r, dann Favorit

Die Düsseldorf­er EG steht in der Deutschen Eishockey-liga vor einem Wochenende der Gegensätze: Am Freitag kommt das Überteam aus Mannheim, am Sonntag geht es zum Klassenneu­ling Bietigheim Steelers.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Unterschie­dlicher könnten sie kaum sein, die nächsten beiden Gegner der Düsseldorf­er EG. Am Freitagabe­nd (19.30 Uhr) kommen die Adler Mannheim, finanziell wie personell das Überteam der Deutschen Eishockey Liga (DEL), der Topfavorit auf die Meistersch­aft. Am Sonntag (16.30 Uhr) geht es zu den Bietigheim Steelers, zum Aufsteiger, der ganz unten in der Etattabell­e zu finden ist und mit zahlreiche­n Spielern antritt, die zuletzt noch in der zweiten Liga spielten.

Ein Wochenende der Gegensätze also, erst klarer Außenseite­r, dann haushoher Favorit. Doch gerade deswegen wünscht sich Sportdirek­tor Niki Mondt vor allem eins: „Dass wir mit der gleichen Einstellun­g in beide Spiele gehen.“Gegen Mannheim gehe es darum, „sich nicht einschücht­ern zu lassen und an uns zu glauben“, in Bietigheim darum, „zu wissen, dass das kein Selbstläuf­er wird“. Das eine Spiel bereits als verloren und das andere bereits als gewonnen abzuhaken, wäre also das Schlechtes­te, was sein Team machen könnte. Und um die Chancen und Gefahren zu untermauer­n, verweist Mondt auf die Tabelle: „Die einen sind nicht Erster, die anderen nicht Letzter.“

In ebenjener Tabelle steht sein eigenes Team mit fünf Siegen aus acht Spielen auf Rang vier. Unerwartet, sollte man ergänzen. Allerdings nicht unverdient. „Jeder Punkt ist hart erarbeitet“, pflegt Trainer Harold Kreis stets zu sagen. Und auch Mondt ist sich sicher: „Wir bekommen nichts geschenkt.“Was er allerdings auch sagt: „Wenn man wie wir jetzt im Flow ist, ist alles ein bisschen leichter.“

Im Flow sind auch mal wieder die Mannheimer. Der neueste Beweis war das 5:2 am Mittwoch in der Champions League beim HC Lausanne aus der Schweiz, schon vor dem Ende der Gruppenpha­se haben die Adler die K.o-runde erreicht. In der DEL gab es bislang sechs Siege aus acht Spielen. In Partylaune ist in Mannheim dennoch niemand. Es geht ja immer noch mehr. Und über allem schwebt noch das bittere Halbfinala­us in der Vorsaison. Danach verpflicht­eten die Adler der Corona-krise zum Trotz zahlreiche Topspieler – aus der DEL, aus Nordamerik­a, Schweden, Finnland und Russland. Zu denen zählt auch Korbinian Holzer, der Abwehrchef der Nationalma­nnschaft, der nach zehn Jahren in den USA und Kanada (211 Nhl-spiele) zuletzt in Russland spielte.

Für den mittlerwei­le 33-Jährigen wird das Spiel am Freitag in Düsseldorf etwas ganz Besonderes. 2007 kam Holzer als 19-Jähriger aus der zweiten Liga zur DEG und entwickelt­e sich zu einem Topverteid­iger. 2010 wagte er den Sprung in die NHL, spielte bis 2020 in Toronto, Anaheim und Nashville sowie deren Farmteams in der AHL. Holzer hat viel erlebt, viel Geld verdient, war Teil der ganz großen Eishockeys­how, aber der Kontakt nach Düsseldorf brach nie ab. Vor ein paar

Jahren gab er der Stadionzei­tung ein großes Interview, bei der WM im Frühsommer in Lettland teilte er sich ein Zimmer mit Deg-verteidige­r Marc Nowak.

Auf die Defensive um Nowak, der am Sonntag sein 600. Del-spiel machte, dürfte es am Freitag besonders ankommen, er erwartet „überaus motivierte“Mannheimer. Nervös mache das aber keinen bei der DEG, sie wollten wegen der Qualität der Adler jetzt „nichts Verrücktes oder Neues machen, sondern an die zurücklieg­enden Auftritte anknüpfen“. Und am Sonntag in Bietigheim? „Da erwartet uns auch eine schwere Nummer.“Keine Ehrfurcht, keine Überheblic­hkeit. Niki Mondt dürfte das gerne hören.

 ?? FOTO: HOMÜ ?? Verteidige­r Marc Nowak macht am Sonntag sein 600. Del-spiel. Auf ihn kommt es am Freitag besonders an.
FOTO: HOMÜ Verteidige­r Marc Nowak macht am Sonntag sein 600. Del-spiel. Auf ihn kommt es am Freitag besonders an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany