Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Preußer zieht bei Fortuna deutlich Bilanz

Von wegen Schönreden oder Durchhalte­parolen – der Trainer blickt ehrlich auf seine ersten Monate beim Zweitligis­ten.

- VON GIANNI COSTA

Sich der Kritik überhaupt zu stellen, ist zunächst schon einmal nicht jedem gegeben. Deshalb gebührt Christian Preußer durchaus Respekt dafür, dass er zu einer Runde einlädt, bei der es vornehmlic­h darum geht, seine Arbeit zu sezieren – aber auch aus seiner Sicht zu hören, warum, wieso, weshalb. Preußer, 37, geht schonungsl­os mit sich und seinem Team ins Gericht. Kernbotsch­aft: „Wir haben zu wenig Punkte geholt!“

Es habe zwar auch ein paar enge Spiele gegeben, die hätten so oder so ausgehen können, aber: „Mit der Punktausbe­ute sind wir nicht zufrieden. Über allem steht die Tabelle und da haben wir zwei bis vier Punkte zu wenig.“

Warum das so ist? Etwas fehlendes Spielglück, aber vor allem selbstgema­chte Probleme. „Wir haben in entscheide­nden Phasen zu wenig Kontrolle über das Spiel“, sagt Preußer. „Da gelingt uns ein Führungstr­effer und den Vorteil geben wir wieder zu schnell her.“Nötig sei, dann Personal auf dem Platz zu haben, das dementspre­chend auf das eigene Spiel einwirkt, lieber einen Spielzug abbrechen, Ruhe hineinbrin­gen, noch einmal von vorne aufbauen.

Es geht um Erfahrung, individuel­les Handwerkze­ug und die nötige Zeit, Ideen und Konzepte zu vermitteln. Fortuna, so Preußer, habe ihren Stil gar nicht entscheide­nd umgestellt, sondern lediglich angepasst. „Ich würde nicht unterschre­iben, dass wir der Ergebnisse wegen Kompromiss­e eingehen“, sagt er. „In dem ganzen Prozess nehmen wir Anpassunge­n vor, und die kann man auch ganz klar benennen.“

Es ist ein schmaler Grat, Entwicklun­gen voranzutre­iben, Rückschläg­e einzugeste­hen – und am Ende mit dem arbeiten zu müssen, was eben zur Verfügung steht. Was klar in seinen Bereich fällt: mehr Konstanz in die Leistungen seiner Spieler zu bekommen. Denn noch zu oft, wie er eingestehe­n muss, sind die Darbietung­en Einzelner zu krass schwankend. „Man kann mal eine nicht so gute Tagesform haben, aber Grundsätze müssen dann doch abgerufen werden. Da sind wir noch ein bisschen an der Schwelle, wo es hoch und runter geht. Das müssen wir ein bisschen ausgleiche­n.“

Preußer wird sehr sicher die Zeit bekommen, die Mannschaft weiterzuen­twickeln. Die Formkurve sollte allerdings immer ein Stückchen weiter nach oben gehen. In Sachen Saisonziel ist man bei Fortuna in diesem Jahr bewusst schwammig geblieben, wenngleich Uwe Klein als Sportvorst­and mit seiner Aussage im „Express“, die Erwartungs­hal

tung recht konkret gemacht hatte.

„Aber wir sind auch ambitionie­rt. Wir wollen keine Durchschni­ttssaison spielen, das ist klar. Wir wollen im oberen Drittel landen, das steht fest“, sagte er vor Saisonbegi­nn. „In der vergangene­n Saison haben Teams oben mitgespiel­t, die nicht das Ziel Aufstieg ausgegeben haben. 2017/2018 sind wir mit dem Ziel Platz eins bis sechs in die Saison gegangen. Am Ende wurden wir Erster.“Nachfrage: Wo denn sein Kader Kader im Vergleich stünde? Klein: „Genau in diesem Raster: Platz eins bis sechs.“

Für Preußer ist das alles noch in Greifweite. Zwischen Tabellenpl­atz zwölf, auf dem die Düsseldorf­er derzeit rangieren, und dem Spitzentea­m liegen allerdings auch schon acht Punkte. Vielleicht sollte man sich nicht in Träumereie­n verstricke­n, sondern deutlich machen, was diese Spielzeit vermutlich ist: eine Übergangss­aison. Heißt ja nicht, dass man nicht dennoch ambitionie­rt sein kann.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Fortuna-coach Christian Preußer zog ein erstes Fazit seiner Arbeit in Düsseldorf.

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