Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Dem Ando-campus fehlt noch ein Grundstück
Die Pläne für das Großprojekt am Mörsenbroicher Ei werden konkreter. Neben Büros und Ateliers soll es ein Hyatt-hotel geben.
DÜSSELTAL Die Berliner Euroatlantic AG verhandelt mit der Stadt, um ihr Großvorhaben eines Tadao Ando Campus & Tower ( TACT) der Realisierung einen Schritt näher zu bringen. „Wir hoffen auf einen positiven Bescheid unserer Bauvoranfrage“, sagt Arnulf Damerau, Aufsichtsratsvorsitzender der EuroAtlantic. Geplant sind ein 125 Meter hoher Turm sowie ein Campus in Riegelform und ein Hotel. Es geht um 114.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, Platz für rund 3000 Arbeitnehmer und ein Investment von rund 750 Millionen Euro. Am Mörsenbroicher Ei sind schon lange weitere Hochhäuser geplant. Der Bau des nahen Upper Nord Towers hat begonnen, liegt aber seit Monaten still.
Tadao Ando ist der stille, aber besonders einprägsame Star der internationalen Architektenelite. Seine Gebäude sind charakterisiert durch klare Formen und Linien und vermitteln Ruhe. In unserer Region hat er die Langen Foundation bei Neuss entworfen. In Düsseldorf entstünde das erste Hochhaus des Japaners überhaupt, das zugleich den Angaben zufolge das weltweit erste CO2neutrale Hochhaus im Passivhausstandard werden soll. Neu im Team ist der Schweizer Landschaftsarchitekt Enzo Enea, der fast 300 Bäume und weiteres Grün auf und in die Gebäude bringt, auf fast 10.000 Quadratmetern soll sich die Natur ausbreiten, was ungefähr doppelt so viel ist wie ursprünglich konzipiert.
Damerau und sein Team wollen im Tower eine Firmenzentrale ansiedeln, zudem möchten sie unter anderem Technologie-unternehmen und Unternehmen für Künstliche Intelligenz anziehen und Inkubator für Start-ups sein. Künstler sollen ebenfalls ihren Platz haben in Lofts und Ateliers haben, auch Ausstellungsflächen sind vorgesehen.
Zudem ist ein 300-Zimmer-hotel geplant: Die Hyatt-gruppe, mit der gerade ein Vertrag geschlossen wurde, will nach Frankfurt ab 2024 das zweite Hyatt-place im Rahmen eines Franchise-vertrages schaffen. Daneben gibt es ein Konferenzzentrum sowie Restaurants, auch eine Kita, Einzelhandel und eine Markthalle sollen zum Konzept des TACT gehören.
Öffentlich wurden die Pläne erstmals vor zwei Jahren. Dass es jedoch nach wie vor keinen Baustart gegeben hat, hat mit der komplizierten Eigentumslage zu tun. Schon damals mahnte Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, die Beteiligten müssten für eine „solide Konkretisierung“sorgen. Der Hintergrund: Damerau, der über das Grundstück für das Hochhaus verfügt, hatte lange mit einem Grundstücksnachbarn Christoph Gröner zu tun, dem er seine Fläche abkaufen wollte. Dessen Unternehmen wurde aber inzwischen von der Consus AG übernommen, die wiederum heute zur Adler-gruppe gehört. Dieser Immobilien-multi ist seit Monaten in den Schlagzeilen und sorgt an vielen
Stellen in Düsseldorf für Stillstand, etwa beim Grand Central, dem Glasmacherviertel und eben dem Upper Nord Tower.
Damerau spricht von Vereinbarungen, die ihm den Erwerb der notwendigen Flächen garantieren, wenn die Stadt für ihn Baurecht schafft. Cornelia Zuschke sähe für eine Genehmigung gerne mehr, sie fordert eine Kooperationsvereinbarung zwischen Damerau und dem potenziellen Verkäufer. „Wir sind einen Schritt weiter, aber ich erwarte eine belastbare Verbindlichkeit und ganzheitliche Klarheit für die verschiedenen Baufelder“, sagt sie.
Hier sehen auch Düsseldorfer Planungspolitiker wie Alexander
ENTWURF: TADAO ANDO/ANIMATIONEN (3): EUROATLANTIC AG
Fils (CDU) und Frank Schulz (Grüne) noch Bedarf, denn nur so seien Turm und Campus auch gemeinsam zu verwirklichen. „Nur dann macht das Projekt wirklich Sinn“, sagt Schulz, der sich viel von dem Vorhaben verspricht. Es könne der Stadtgesellschaft einen Mehrwert bringen. Der Campus und sein begrüntes Dach sollen für die Öffentlichkeit begehbar sein, ebenso soll es viele öffentliche Kulturangebote geben. So ist ein „Ando Art Space“auf mehreren Etagen vorgesehen, zudem ein digitaler „Art Experience Room“, wie es ihn beispielsweise in New York bereits gibt. Auch laufen Gespräche zur Einrichtung eines Werkkunsthauses, für das in Düsseldorf noch nach einem Standort gesucht wird.
Bei einem Spitzentreffen im Rathaus ging es diese Woche auch um eine Überarbeitung der Pläne. Der Ando-tower erhielt viel Lob, der nebenstehende Riegel aber erscheint mit seinen fast 50 Metern etwas zu hoch. Es geht um das Erscheinungsbild insgesamt, die Proportion. Eine leichte Verringerung zur südlichen Anschlussbebauung ist in der Diskussion, ebenso eine Ausdifferenzierung der Fassade zur Grashofstraße, vielleicht durch mehr Grün.
Damerau ist zu Modifikationen bereit. Den Düsseldorfern will EuroAtlantic einen Vorgeschmack auf das Projekt geben: In den Smart-tower ziehen jetzt Start-ups und Künstler ein, auf dem Freigelände daneben soll es Veranstaltungen und eine Bühne geben. Aufgebaut ist bereits eine Foto-rotunde von HG Esch. Wenn man sie betritt, hat man den Eindruck, im Prisma zu stehen, das Ando aus seinem Turm ragen lässt. Was wird einmal von dort oben zu sehen sein? In der Rotunde ist es zu erfahren.