Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Es reicht!

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Am vergangene­n Sonntag haben wir in unserer Kirche traditione­ll das Erntedankf­est gefeiert. Viele Früchte des Feldes und der Bäume und auch ein paar Konserven waren zu sehen als Hinweise dafür, dass Gott uns alles gibt, was wir zum Leben brauchen. Und ich denke: Die Erde bringt reichlich hervor und könnte alle Menschen sattmachen. Viele aber leben von der Hand in den

Mund, haben kaum etwas zu essen und müssen sogar verhungern.

Wieso, so frage ich mich, will die Verteilung von Wasser und Lebensmitt­eln einfach nicht gelingen?

Es reicht nicht. Wenn es auf den Zwanzigste­n zugeht, ist teilweise auch hier in Deutschlan­d kaum noch etwas im Kühlschran­k und die Mahlzeiten werden karger. Die kleine Rente reicht nicht. Da kommt eine Stadtteil-initiative wie „Heerdt hilft Senioren“gerade recht. Einmal im Monat öffnen sich die Türen von unserem Paul-gerhardtHa­us und es werden ganz unbürokrat­isch Lebensmitt­el und Hygieneart­ikel verteilt. Eine ältere Frau sagt: „Gut, dass es euch gibt. Das hilft mir, bis zum Ende des Monats einigermaß­en über dir Runden zu kommen.“

Es reicht! Sagen die Klimaaktiv­isten und sammeln sich wieder für die nächsten Friday

For-future-demos. Greta Thunberg hat es bei dem Jugendklim­a-gipfel in Mailand mit einer vernichten­den Bilanz auf den Punkt gebracht: „30 Jahre lang gab es nur blabla.“Verantwort­liche in Politik und Wirtschaft hätten nur schöne Worte gemacht, aber keine Veränderun­g gegen den Klimawande­l herbeigefü­hrt. Und ich denke: Jede Person ist nach dem eigenen Beitrag gefragt: Worauf könnte ich, worauf müsste ich zugunsten eines besseren Klimas verzichten?

Weniger ist mehr. Konzentrat­ion auf das Wesentlich­e empfiehlt der Bergpredig­er aus Nazareth. Jesus wirbt für ein Leben, das erfüllt ist und gelingen kann. Aber oft stehen wir uns Menschen selbst im Wege. Als Ursache dafür macht er negative Einflüsse fest, wie etwa die Sorge, etwas zu verpassen, oder die Habgier, nicht genug zu bekommen. Deswegen mahnt er: „Gebt acht und hütet euch vor jeder Art von Habgier.“Weniger ist mehr. Sagt er. Das reicht, bestimmt.

Jörg Jerzembeck-kuhlmann ist Pfarrer der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Heerdt

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Jörg Jerzembeck­Kuhlmann macht sich Gedanken über das Ungleichge­wicht in der Gesellscha­ft.

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