Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Hochhäuser ängstigen Bürger
„New Heart on the Block“am Kennedydamm stößt bei Infoveranstaltung auf Kritik.
GOLZHEIM Es ist ein ebenso ambitioniertes wie ungewöhnliches Projekt, das dazu beitragen soll, dem Kennedydamm seine monofunktionale Struktur als leblosen Bürostandort zu nehmen: Das vom lokalen Projektentwickler Die Developer geplante Neubauprojekt „New Heart on the Block“(Siegerentwurf: UN Studio) sieht einen 120 Meter hohen Büroturm (29 Geschosse) direkt am Kennedydamm und einen Wohnblock (83 Meter, 23 Geschosse) gegenüber vor. In der Mitte soll ein viergeschossiges Gemeinschaftshaus als verbindendes Element Kultur, Kita, Nahversorgung, Gastronomie und Mobilitätshub vereinen und ebenso wie ein neuer Quartiersplatz das gesamte Viertel aufwerten.
Das seit 2020 leerstehende Gebäude Hans-böckler-straße 39 (lange vom DGB genutzt) wird dafür abgerissen. Projektvolumen: 500 Millionen Euro. Mindestens zwei Jahre wird die Planungsphase noch dauern, eine Realisierung könnte bis Ende 2028 gelingen.
So viel zu den Fakten. Bei der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung hatten jetzt die Bürger die Chance, sich zu dem Bauvorhaben zu äußern – und die zahlreich erschienenen Anwohner sparten nicht mit Kritik und äußerten dabei vor allem ihre Sorge wegen der „überdimensionierten“Hochhäusern. In dem Wohnturm wird es ausschließlich frei finanzierte Wohnungen geben, „Wohnraum in Hochhäusern ist grundsätzlich nicht förderungsfähig“, stellte Planungsamtsleiter Kai Fischer klar. Die Wohnungen werden einen breiten Mix an Größe, Typen und Preisen abdecken, ergänzte Developer-chef Stefan Mühling. Und, ganz klar: Billig wird’s nicht.
Dem Einwand, dass bei großem Leerstand an Büroflächen das 120-Meter-hochhaus überflüssig sei, entgegnete Mühling: „Die Anforderungen
an die Arbeitswelten sind heute andere als früher und das beinhaltet nicht zuletzt mehr Aufenthaltsqualität vor, während und nach der Arbeit, daher das Gemeinschaftshaus. Und es gibt einen deutlichen Trend, die Menschen wieder aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu holen.“Darüber hinaus sei alles, was die Developer zuletzt entwickelt hätten, voll vermietet – ob L’oréal oder Eclipse-hochhaus (PWC) am Kennedydamm.
Was den Menschen in Golzheim und Derendorf aber noch viel mehr Sorgen bereitet, ist die drohende Verschattung durch die neuen Türme, „das nimmt uns den Himmel“, meinte eine Frau von der Schwerinstraße. Ein Bewohner der Rossstraße sagte: „Es ist klar absehbar, dass wir dann vor eine schwarze Wand gucken.“Eine weitere Zuhörerin kritisierte, dass sich der Büroturm in der Höhe „an nichts anderem in der Nähe orientiert“. Und weiter: „Das Hochhaus wird nach dem Arag-tower das zweithöchste in Düsseldorf – aber am Mörsenbroicher Ei gibt es unmittelbar drumherum keine Wohnbebauung.“Dass im Zuge der Planung neben Verkehr und Klima auch die mögliche Verschattung gutachterlich geprüft werde, wie
Fischer beteuerte, konnte die Anwesenden nur bedingt beruhigen.
Apropos Verkehr: Dass Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage über die Hans-böckler-straße anstatt über den Kennedydamm abgewickelt werden soll, wurde als wenig gelungen bezeichnet. Immerhin werden im Büroturm bis zu 2500 Menschen arbeiten (aber nie alle gleichzeitig), hinzu kommen „mindestens 150 Wohnungen, eher mehr“, so Mühling. Geplant ist eine digitale Parkraumbewirtschaftung. Was dahinter steckt: Beschäftigte in den Büros nutzen die Stellplätze tagsüber, Anwohner nachts – also eine Art temporäre Quartiersgarage. „Das spart dann für beide Seiten Kosten“, erklärte Mühling. Nicht zuletzt garantiere die Brücke einen Anschluss an die U-bahnen an der Kaiserswerther Straße, wie Petra Brandner vom Planungsamt erinnerte.
Die abschließende Sorge, dass in Zeiten fast täglicher Insolvenzen in der Immobilienbranche womöglich auch dieses Projekt nie realisiert werden könnte, trat Mühling entschieden entgegen: „Bei uns ist in den vergangenen 15 Jahren alles blitzsauber durchfinanziert und termingerecht fertiggestellt worden. Die Stadt ist froh, dass es uns gibt.“