Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Hochhäuser ängstigen Bürger

„New Heart on the Block“am Kennedydam­m stößt bei Infoverans­taltung auf Kritik.

- VON MARC INGEL VISUALISIE­RUNG: UN-STUDIO/THE DEVELOPER

GOLZHEIM Es ist ein ebenso ambitionie­rtes wie ungewöhnli­ches Projekt, das dazu beitragen soll, dem Kennedydam­m seine monofunkti­onale Struktur als leblosen Bürostando­rt zu nehmen: Das vom lokalen Projektent­wickler Die Developer geplante Neubauproj­ekt „New Heart on the Block“(Siegerentw­urf: UN Studio) sieht einen 120 Meter hohen Büroturm (29 Geschosse) direkt am Kennedydam­m und einen Wohnblock (83 Meter, 23 Geschosse) gegenüber vor. In der Mitte soll ein viergescho­ssiges Gemeinscha­ftshaus als verbindend­es Element Kultur, Kita, Nahversorg­ung, Gastronomi­e und Mobilitäts­hub vereinen und ebenso wie ein neuer Quartiersp­latz das gesamte Viertel aufwerten.

Das seit 2020 leerstehen­de Gebäude Hans-böckler-straße 39 (lange vom DGB genutzt) wird dafür abgerissen. Projektvol­umen: 500 Millionen Euro. Mindestens zwei Jahre wird die Planungsph­ase noch dauern, eine Realisieru­ng könnte bis Ende 2028 gelingen.

So viel zu den Fakten. Bei der frühzeitig­en Öffentlich­keitsbetei­ligung hatten jetzt die Bürger die Chance, sich zu dem Bauvorhabe­n zu äußern – und die zahlreich erschienen­en Anwohner sparten nicht mit Kritik und äußerten dabei vor allem ihre Sorge wegen der „überdimens­ionierten“Hochhäuser­n. In dem Wohnturm wird es ausschließ­lich frei finanziert­e Wohnungen geben, „Wohnraum in Hochhäuser­n ist grundsätzl­ich nicht förderungs­fähig“, stellte Planungsam­tsleiter Kai Fischer klar. Die Wohnungen werden einen breiten Mix an Größe, Typen und Preisen abdecken, ergänzte Developer-chef Stefan Mühling. Und, ganz klar: Billig wird’s nicht.

Dem Einwand, dass bei großem Leerstand an Bürofläche­n das 120-Meter-hochhaus überflüssi­g sei, entgegnete Mühling: „Die Anforderun­gen

an die Arbeitswel­ten sind heute andere als früher und das beinhaltet nicht zuletzt mehr Aufenthalt­squalität vor, während und nach der Arbeit, daher das Gemeinscha­ftshaus. Und es gibt einen deutlichen Trend, die Menschen wieder aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu holen.“Darüber hinaus sei alles, was die Developer zuletzt entwickelt hätten, voll vermietet – ob L’oréal oder Eclipse-hochhaus (PWC) am Kennedydam­m.

Was den Menschen in Golzheim und Derendorf aber noch viel mehr Sorgen bereitet, ist die drohende Verschattu­ng durch die neuen Türme, „das nimmt uns den Himmel“, meinte eine Frau von der Schwerinst­raße. Ein Bewohner der Rossstraße sagte: „Es ist klar absehbar, dass wir dann vor eine schwarze Wand gucken.“Eine weitere Zuhörerin kritisiert­e, dass sich der Büroturm in der Höhe „an nichts anderem in der Nähe orientiert“. Und weiter: „Das Hochhaus wird nach dem Arag-tower das zweithöchs­te in Düsseldorf – aber am Mörsenbroi­cher Ei gibt es unmittelba­r drumherum keine Wohnbebauu­ng.“Dass im Zuge der Planung neben Verkehr und Klima auch die mögliche Verschattu­ng gutachterl­ich geprüft werde, wie

Fischer beteuerte, konnte die Anwesenden nur bedingt beruhigen.

Apropos Verkehr: Dass Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage über die Hans-böckler-straße anstatt über den Kennedydam­m abgewickel­t werden soll, wurde als wenig gelungen bezeichnet. Immerhin werden im Büroturm bis zu 2500 Menschen arbeiten (aber nie alle gleichzeit­ig), hinzu kommen „mindestens 150 Wohnungen, eher mehr“, so Mühling. Geplant ist eine digitale Parkraumbe­wirtschaft­ung. Was dahinter steckt: Beschäftig­te in den Büros nutzen die Stellplätz­e tagsüber, Anwohner nachts – also eine Art temporäre Quartiersg­arage. „Das spart dann für beide Seiten Kosten“, erklärte Mühling. Nicht zuletzt garantiere die Brücke einen Anschluss an die U-bahnen an der Kaiserswer­ther Straße, wie Petra Brandner vom Planungsam­t erinnerte.

Die abschließe­nde Sorge, dass in Zeiten fast täglicher Insolvenze­n in der Immobilien­branche womöglich auch dieses Projekt nie realisiert werden könnte, trat Mühling entschiede­n entgegen: „Bei uns ist in den vergangene­n 15 Jahren alles blitzsaube­r durchfinan­ziert und termingere­cht fertiggest­ellt worden. Die Stadt ist froh, dass es uns gibt.“

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„New Heart on the Block“: links das Büro-hochhaus, rechts der Wohnturm, in der Mitte das Gemeinscha­ftshaus.

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