Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Grenzgänge­r der Kunst

Die Galerie Bengelsträ­ter in Flingern zeigt erstmals in Düsseldorf die Objekte des Schweizers Carlo Borer. Er verbindet Wissenscha­ft und Technologi­e mit der Kunst.

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FLINGERN (arc) Erstmals in Düsseldorf zu sehen ist jetzt der Schweizer Bildhauer Carlo Borer in der Galerie Bengelsträ­ter. Sein Skizzenblo­ck sind die Cad-programme am Computer, die Vorstufen seiner Werke finden in der Virtual Reality statt. Für seine Ideen greift er sowohl auf Prinzipien der Astrophysi­k zurück als auch auf Studien über Bevölkerun­gsentwickl­ungen oder Daten der Nasa. So fließen Gedanken eines fast Universalg­elehrten über modernste Computerte­chniken ein in einen hochaufwen­digen und komplexen handwerkli­chen Prozess, an dessen Ende fasziniere­nde Objekte stehen.

Seine Wand- und Bodenskulp­turen mit den aus der Astronomie entlehnten Titeln Pulsare bestehen aus linsenförm­igen miteinande­r verbundene­n Formen mit glänzenden Oberfläche­n. Präzise ausgearbei­tete Linien, geschwunge­ne Konturen und dynamische Lichteffek­te charakteri­sieren die kreisförmi­gen Strukturen der Objekte. Die runden Formen aus poliertem Stahl rufen vielschich­tige Spiegelung­en hervor, die den Außenraum und den Betrachter mit einschließ­en. Beim Blick aus unterschie­dlichen Perspektiv­en entstehen variierend­e visuell-räumliche Eindrücke, Momentaufn­ahmen eines sich im Fluss befindlich­en Wechselspi­els von Objekt und Betrachter. „Wolken aus Stahl“wurden diese Objekte einmal betitelt, und es ist in der Tat fasziniere­nd, welche optische Leichtigke­it dieses an sich schwere Material unter den Händen des 62-jährigen Künstlers aus der Schweiz entwickeln kann.

Seine Wandobjekt­e mit den Titeln Hurricanes fertigte Carlo Borer aus Autoreifen, einem Material mit besonderer Haptik. Die Arbeiten basieren auf der Darstellun­g von Wirbelstür­men, die vom Weltall aus fotografie­rt wurden. Sie sind Sinnbild für die fortschrei­tende Industrial­isierung zulasten der Natur, einem zentralen Thema des Künstlers. Carlo Borers Werk spiegelt eine spannende Interaktio­n von Wissenscha­ft, Technologi­e und Kunst und eine innovative Verknüpfun­g von virtuellen und realen Welten wider.

Die Ausstellun­g an der Hermannstr­aße 23 geht bis zum 30. April; Vernissage: Samstag, 9. März, 17 Uhr

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