Zu zufrieden für den Wechsel
Rot-Rot war nicht gewünscht, lieber weiter mit der großen Koalition: Die Forschungsgruppe Wahlen erklärt das Ergebnis der Landtagswahl.
MANNHEIM (RP) Was steckt hinter den nackten Zahlen des Landtagswahlergebnisses im Saarland? Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen hat fast 20.000 Bürger befragt. Fazit: Die Saarländer sind enorm zufrieden mit ihrer schwarzroten Regierung, und die Ministerpräsidentin ist enorm beliebt.
Im Saarland sind hohes Ansehen, Sachkompetenz und eine sehr gute Regierungsbilanz Gründe für ein starkes Votum pro große Koalition. Bei einer Wahl mit regionalem Charakter und wenig bundespolitischem Einfluss kann die SPD kaum vom Schulz-Faktor profitieren, die CDU hatte dagegen mit Annegret Kramp-Karrenbauer eine erstklassige Kandidatin. Mit einer im Vergleich herausragenden Bilanz – 80 Prozent attestieren ihr gute Arbeit – erzielt die Regierungschefin auf einer Skala von plus fünf bis minus fünf mit 2,4 einen Top-Wert. Zwar wird auch SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger mit 2,1 gut bewertet, ist aber in der DirektwahlFrage klar unterlegen: 52 Prozent der Saarländer wünschten sich Kramp-Karrenbauer und 36 Prozent Rehlinger als Ministerpräsidentin.
Dass 48 Prozent als zukünftige Koalition Schwarz-Rot gut fänden, aber nur 33 Prozent Rot-Rot und 24 Prozent Rot-Rot-Grün, erklärt auch die Arbeit der parlamentarischen Kräfte: Grüne und Linke bekommen hier ebenfalls schlechte Noten, wogegen die Zufriedenheit mit der amtierenden Koalition so hoch ausfällt wie bei keiner saarländischen Regierung zuvor.
Ökonomisch sehen zwar die meisten Befragten im Bundesländer-Vergleich weiterhin Defizite, doch für inzwischen 70 Prozent (2012: 51 Prozent) hat das Saarland „nach dem Niedergang von Kohle und Stahl den Strukturwandel gut hinbekommen“; 56 Prozent (2012: 43 Prozent) sprechen von guter Zukunftsvorbereitung. Politisch wird dies am ehesten der CDU gutgeschrieben: In den Bereichen Wirtschaft, Finanzen oder Zukunftspolitik gilt sie als kompetenteste Partei.
Beim wichtigsten Thema, Bildung und Schule, sehen die Bürger den eindeutig größten Sachverstand bei der SPD, die zudem bei der sozialen Gerechtigkeit führt. Hier genießt nach der CDU auch die Linke Politikvertrauen, ansonsten bleibt die Linke sachpolitisch blass, besitzt aber mit Oskar Lafontaine weiter ein Zugpferd (mit einem Wert von 0,6 bei allen, aber 3,7 bei den Linken-Anhängern).
Das Fundament für den CDUWahlsieg legen erneut ältere Wähler: Bei allen unter 60-Jährigen unterdurchschnittlich, holt die CDU in der Generation 60 plus mit 49 Prozent ihr mit Abstand bestes Ergebnis; bei den Frauen ab 60 sind es sogar 56 Prozent.