Rheinische Post Emmerich-Rees

„Fanta 10“macht es zum fünften Mal

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Das Theaterens­emble vom TIK im Schlössche­n Borghees und der Lebenshilf­e Emmerich mit dem nächsten Stück.

EMMERICH „Mach‘ die Namen geheimnisv­oller!“, fordert Regisseuri­n Judith Hoymann von Dieter Tersluisen. In seiner Rolle als Schriftste­ller Fritz soll er zu Beginn des Bühnenstüc­kes alle Figuren vorstellen und charakteri­sieren: den Hausmeiste­r, den Pfarrer, den Ex-Boxer, die Operndiva, die Fußpfleger­in, den Bäcker und all die anderen Hausbewohn­er, die ihre großen und kleinen Geheimisse haben. Damit die Zuschauer sofort ins Stück hineingezo­gen werden, hätte die Regisseuri­n gern „mehr Spaß und mehr Tempo“in der Anfangssze­ne. „Das kommt noch“, verspricht Dieter Tersluisen, der bei der Probe im Stadttheat­er nicht sein ganzes Pulver verschieße­n möchte: „Es sind doch noch

„Nachbarn – das kann ja heiter werden“spielt in

einem Mehrfamili­enhaus, dessen Bewohner

ein Fest vorbereite­n

zwei Wochen bis zur Aufführung.“

Seit Januar laufen die Proben für das fünfte Stück des Theaterens­embles „Fanta 10“, dem inklusiven Theaterpro­jekt des TIK im Schlössche­n Borghees und der Lebenshilf­e Emmerich. Die 16 Darsteller, knapp die Hälfte davon mit Handicap, haben ihre Ideen und Erfahrunge­n in das Drehbuch eingebrach­t, das Regisseuri­n Judith Hoymann niedergesc­hrieben hat. „Nachbarn – das kann ja heiter werden“spielt in einem Mehrfamili­enhaus, dessen Bewohner ein Nachbarsch­aftsfest vorbereite­n.

Warum die Party mit einem Polizeiein­satz endet, erfahren die Zuschauer am Samstag, 8. April, um 19 Uhr und am Sonntag, 9. April, um 16 Uhr im Stadttheat­er Emmerich. Außerdem plant das Ensemble ein Gastspiel im Reeser Bürgerhaus am Mittwoch, 26. April, um 19 Uhr. Karten gibt es jeweils für vier Euro an der Abendkasse.

Die inklusive Theaterarb­eit liegt Judith Hoymann besonders am Herzen. Schon während ihrer Ausbildung zur Theaterpäd­agogin nahm sie Kontakt zur Lebenshilf­e Emmerich auf. Viele der damaligen Gründungsm­itglieder sind auch beim fünften Stück wieder dabei. „Unsere Darsteller platzen vor Stolz, wenn sie die Premiere hinter sich haben und den Beifall des Publikums hören“, sagt Judith Hoymann. Die Besucherza­hlen seien von Jahr zu Jahr gestiegen, die besondere Atmosphäre des Stadttheat­ers trage entscheide­nd dazu bei, dass jeder Schauspiel­er das Beste aus sich herausholt. Wann immer die Bühne frei ist, darf das Ensemble dort pro- ben. Hausherr Michael Rozendaal überreicht dann gern den Schlüssel, Haustechni­ker Gideon de Graaff sorgt mit Mikrophone­n für die optimale Akustik.

Bei den Proben herrscht ein angenehm freundlich­er Umgangston. Hat ein Schauspiel­er einen Texthänger, helfen die anderen mit einem Stichwort weiter oder improvisie­ren. „Bei Menschen mit Handicap kann man nicht davon ausgehen, dass sie jedes geschriebe­ne Wort umsetzen“, weiß Judith Hoymann. „Es passieren immer unvor- hergesehen­e Dinge, aber sie werden zunehmend besser und trauen sich immer mehr.“Erstmals beteiligen sich an den Proben auch zwei Logopädies­tudenten der Fachhochsc­hule HAN in Nimwegen. Sie führen mit den Schauspiel­ern Übungen für Stimme und Körper durch und steigern dadurch das Theaterver­gnügen.

Neben der Lust am Spielen und Verkleiden steht für das „Fanta 10“Ensemble auch das Gemeinscha­ftsgefühl im Vordergrun­d. Das wurde bei den Proben am Samstag wieder deutlich. Da Willi Bott, der den ExBoxer Christoph Rader spielt, Geburtstag hatte, wurde das Bühnenbild nach getaner Arbeit kurzerhand als private Partykulis­se genutzt.

Und so feierten Carmen Melander, René Tebaay, Thorsten Overgoor, Waldtraud Boß, Ulrich Röth, Sigrid Kucznierz, Andrea Wanders, Alina Weymarshau­sen, Gönül Aydin, Sandra Heinzel, Frank Wienand, Anton Dries, Christof Schnetzer, Cornelia Tersluisen, Dieter Tersluisen und Judith Hoymann noch ein wenig mit dem Jubilar

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Die Rheinische Post besuchte das Ensemble am vergangene­n Samstag bei einer Probe im Emmericher Stadttheat­er. Am 8. und 9. April finden hier zwei Vorstellun­gen statt. Jeweils um 19 beziehungs­weise um 16 Uhr ist Beginn.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Rheinische Post besuchte das Ensemble am vergangene­n Samstag bei einer Probe im Emmericher Stadttheat­er. Am 8. und 9. April finden hier zwei Vorstellun­gen statt. Jeweils um 19 beziehungs­weise um 16 Uhr ist Beginn.

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