„Fanta 10“macht es zum fünften Mal
Das Theaterensemble vom TIK im Schlösschen Borghees und der Lebenshilfe Emmerich mit dem nächsten Stück.
EMMERICH „Mach‘ die Namen geheimnisvoller!“, fordert Regisseurin Judith Hoymann von Dieter Tersluisen. In seiner Rolle als Schriftsteller Fritz soll er zu Beginn des Bühnenstückes alle Figuren vorstellen und charakterisieren: den Hausmeister, den Pfarrer, den Ex-Boxer, die Operndiva, die Fußpflegerin, den Bäcker und all die anderen Hausbewohner, die ihre großen und kleinen Geheimisse haben. Damit die Zuschauer sofort ins Stück hineingezogen werden, hätte die Regisseurin gern „mehr Spaß und mehr Tempo“in der Anfangsszene. „Das kommt noch“, verspricht Dieter Tersluisen, der bei der Probe im Stadttheater nicht sein ganzes Pulver verschießen möchte: „Es sind doch noch
„Nachbarn – das kann ja heiter werden“spielt in
einem Mehrfamilienhaus, dessen Bewohner
ein Fest vorbereiten
zwei Wochen bis zur Aufführung.“
Seit Januar laufen die Proben für das fünfte Stück des Theaterensembles „Fanta 10“, dem inklusiven Theaterprojekt des TIK im Schlösschen Borghees und der Lebenshilfe Emmerich. Die 16 Darsteller, knapp die Hälfte davon mit Handicap, haben ihre Ideen und Erfahrungen in das Drehbuch eingebracht, das Regisseurin Judith Hoymann niedergeschrieben hat. „Nachbarn – das kann ja heiter werden“spielt in einem Mehrfamilienhaus, dessen Bewohner ein Nachbarschaftsfest vorbereiten.
Warum die Party mit einem Polizeieinsatz endet, erfahren die Zuschauer am Samstag, 8. April, um 19 Uhr und am Sonntag, 9. April, um 16 Uhr im Stadttheater Emmerich. Außerdem plant das Ensemble ein Gastspiel im Reeser Bürgerhaus am Mittwoch, 26. April, um 19 Uhr. Karten gibt es jeweils für vier Euro an der Abendkasse.
Die inklusive Theaterarbeit liegt Judith Hoymann besonders am Herzen. Schon während ihrer Ausbildung zur Theaterpädagogin nahm sie Kontakt zur Lebenshilfe Emmerich auf. Viele der damaligen Gründungsmitglieder sind auch beim fünften Stück wieder dabei. „Unsere Darsteller platzen vor Stolz, wenn sie die Premiere hinter sich haben und den Beifall des Publikums hören“, sagt Judith Hoymann. Die Besucherzahlen seien von Jahr zu Jahr gestiegen, die besondere Atmosphäre des Stadttheaters trage entscheidend dazu bei, dass jeder Schauspieler das Beste aus sich herausholt. Wann immer die Bühne frei ist, darf das Ensemble dort pro- ben. Hausherr Michael Rozendaal überreicht dann gern den Schlüssel, Haustechniker Gideon de Graaff sorgt mit Mikrophonen für die optimale Akustik.
Bei den Proben herrscht ein angenehm freundlicher Umgangston. Hat ein Schauspieler einen Texthänger, helfen die anderen mit einem Stichwort weiter oder improvisieren. „Bei Menschen mit Handicap kann man nicht davon ausgehen, dass sie jedes geschriebene Wort umsetzen“, weiß Judith Hoymann. „Es passieren immer unvor- hergesehene Dinge, aber sie werden zunehmend besser und trauen sich immer mehr.“Erstmals beteiligen sich an den Proben auch zwei Logopädiestudenten der Fachhochschule HAN in Nimwegen. Sie führen mit den Schauspielern Übungen für Stimme und Körper durch und steigern dadurch das Theatervergnügen.
Neben der Lust am Spielen und Verkleiden steht für das „Fanta 10“Ensemble auch das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. Das wurde bei den Proben am Samstag wieder deutlich. Da Willi Bott, der den ExBoxer Christoph Rader spielt, Geburtstag hatte, wurde das Bühnenbild nach getaner Arbeit kurzerhand als private Partykulisse genutzt.
Und so feierten Carmen Melander, René Tebaay, Thorsten Overgoor, Waldtraud Boß, Ulrich Röth, Sigrid Kucznierz, Andrea Wanders, Alina Weymarshausen, Gönül Aydin, Sandra Heinzel, Frank Wienand, Anton Dries, Christof Schnetzer, Cornelia Tersluisen, Dieter Tersluisen und Judith Hoymann noch ein wenig mit dem Jubilar