Rheinische Post Emmerich-Rees

Schlechte Schulnote: Bei diesem Chef ist das kein Hindernis

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André Beier von der Software-Firma ABC GmbH gibt jungen Menschen eine Chance, sich im Job zu beweisen. Fünf der heutigen zehn Mitarbeite­r im Unternehme­n haben als Praktikant angefangen.

EMMERICH (mavi) Eine Vier in Mathe. „Das ist in dem Beruf eigentlich ein Todesurtei­l“, sagt Sören Bruckmann aus Kranenburg über seine Berufsauss­ichten, wenn er mit dieser Schulnote IT-Systemkauf­mann oder Anwendungs­entwickler werden will. Aber der Kranenburg­er hat eine Perspektiv­e. Denn der 19-Jährige bewährt sich derzeit in einer Einstiegsq­ualifzieru­ng als Langzeitpr­aktikant bei der Firma ABC GmbH Profession­elle Softwarelö­sungen in Emmerich. Chef André Beier hat seit 2007 etwa 20 bis 25 jungen Menschen so eine Chance gegeben, sich im Job zu beweisen: „Etwa die Hälfte durfte bleiben. Fünf der heutigen zehn Mitarbeite­r im Unternehme­n haben als Praktikant angefangen.“

Damit geht Beier vorbildlic­h voran. Denn junge Menschen wie Bruckmann fallen oft durchs Bewerbungs­raster, weil die Noten nicht stimmen. „Manche junge Menschen haben auf dem Papier nicht beste Voraussetz­ungen. Aber wenn man ihnen eine Chance und etwas Zeit gibt, kann sich das auszahlen“, sagt Barbara Ossyra, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Wesel. Als Dank für den besonderen Einsatz in der Ausbildung hat die Agentur die Firma ABC im Rahmen der Woche für Ausbildung mit einem Zertifikat ausgezeich­net.

André Beier sagt: „Mich haben Schulnoten nie interessie­rt. Lass die Leute doch erstmal kommen.“Zugegeben, die Schüler mit den besten Noten würden meist von den großen Unternehme­n abgegriffe­n. Also muss eine kleine Firma wie ABC auch kreativ sein, um das Fachperson­al der Zukunft zu bekommen. „Bei der Anzahl an Bewerbern, die es heute gibt, dürfen wir keinen verlieren.“Beier setzt darauf, die Stärken zu stärken anstatt auf Schwächen herumzurei­ten.

Schon im ersten Kontakt bekommt Beier Hinweise, ob der Kandidat die richtige Motivation mitbringe: „Etwa wenn ich sage, dass sie morgen um 8 Uhr anfangen sollen und sie dann verwundert die Augenbraue­n hochziehen“, sagt er. Auch wer am zweiten Tag schon nach Urlaub frage, sei wohl falsch an der Lise-Meitner-Straße 3. Auf der anderen Seite hatte Beier mal einen 17-Jährigen aus Pfalzdorf, der bei Wind und Wetter mit dem Rennrad nach Emmerich zur Arbeit kam. Top motiviert!

Für den Geschäftsf­ührer sei es wichtiger, dass die Bewerber ins Team passten und sich gut konzentrie­ren können. Beier sucht die ITNerds, die sich vielleicht in der Schule etwas langweilte­n, nun aber in der Praxis aufblühten: „Die müssen Feuer fangen.“So wie Bruckmann, der begeistert erzählt, was er schon alles machen darf.

Übrigens: In Zukunft wird ABC weitere Mitarbeite­r benötigen, denn es werden viele Apps entwickelt.

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FOTO: POTTGIESSE­R Barbara Ossyra (v.l.) und Johannes Rosenberg (Agentur) übergeben André Beier das Zertifikat. Sören Bruckmann bewährt sich derzeit als Praktikant.

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