Rheinische Post Emmerich-Rees

Neue Ideen für Primelsonn­tag

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Händler verschoben Aktion nach Gewerkscha­ftsinitiat­ive auf den Samstag. Nächstes Jahr soll das wieder anders sein.

REES Die Primel gilt als Frühlingsb­otin. Denn gemäß ihres lateinisch­en Namens „primula veris“ist sie „die kleine Erste des Frühlings“, sprießt also früher als die anderen Blumen. Die Mitgliedsg­eschäfte der Reeser Werbegemei­nschaft (RWG) verschenkt­en jetzt wieder mehrere tausend dieser bunten Schlüsselb­lumen an ihre Kunden. Das ist eine liebgewonn­ene Tradition im Reeser Einzelhand­el. Neu war allerdings, dass die Primeaktio­n an einem Samstag stattfand. Bislang gab es dafür den Primelsonn­tag, an dem auch die Geschäfte in der Innenstadt öffneten.

Doch die Vereinte Dienstleis­tungsgewer­kschaft, kurz ver.di, geht seit 2016 konsequent gegen verkaufsof­fene Sonntage vor und hat sie in mehreren Städten per Eilverfahr­en verbieten lassen. „verdi knüpft strenge Bedingunge­n an verkaufsof­fene Sonntage”, sagt Renate Bartmann, Vorsitzend­e der Reeser Werbegemei­nschaft. „So muss eine Veranstalt­ung im Mittelpunk­t stehen, die mehr Besucher in die Stadt zieht als die bloße Öffnung der Geschäfte.” Gespräche mit der Stadt Rees und mit Vertretern von ver.di haben ergeben, dass der Primelsonn­tag und auch der erste Adventsson­ntag dieses Kriterium für Rees nicht erfüllen.

Lediglich das Stadtfest am 28. Mai und das Rheinfest am 15. Oktober rechtferti­gen laut ver.di, dass die Geschäfte an einem Sonntag öffnen und die Angestellt­en arbeiten müs- sen. So gab es jetzt am Primelsams­tag auch lebhafte Diskussion­en über das Für und Wider der ver.diForderun­gen. „Wir sind alle enttäuscht, aber wir müssen uns an die Regeln halten”, sagt Renate NannBeltin­g von Optik und Akustik Belting in der Dellstraße. „Wir haben mit unseren Angestellt­en gesprochen: Alle wären bereit, an verkaufsof­fenen Sonntagen zu arbeiten.” Anderersei­ts hat sie Verständni­s dafür, dass die Stadt Rees und die RWG kein Risiko eingehen wollen: „Es gäbe ein schlechtes Bild ab, wenn wir einen verkaufsof­fenen Sonntag organisier­en und bewerben, ihn dann aber kurzfristi­g absagen müssen.” Für das Frühjahr 2018 verspricht die Reeser Werbegemei­nschaft wieder einen Primelsonn­tag. „Es gibt bereits interessan­te Ideen für ein Rahmenprog­ramm”, sagt die RWG-Vorsitzend­e Renate Bartmann und erklärt: „Für dieses Jahr war das in der Kürze der Zeit nicht machbar.” Am 30. März wird der Rat der Stadt Rees die zwei verkaufsof­fenen Sonntage zum Stadtfest und Rheinfest beschließe­n. Alle politische­n Fraktionen haben im Vorfeld Gesetzeste­xte erhalten, um sich über die aktuelle Rechtsspre­chung zu informiere­n. Darin heißt es: „Gesetzlich dürfen Verkaufsst­ellen an jährlich höchstens vier Sonn- und Feiertagen aus Anlass von örtlichen Festen, Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstalt­ungen bis zur Dauer von fünf Stunden geöffnet sein.”

Das gilt nicht für so genannte „stille Feiertage” wie Ostern, Pfingsten, Weihnachte­n und den Tag der deutschen Einheit. Auch der 1. Mai, zwei von vier Adventsson­ntagen und der Heiligaben­d sind ausgenomme­n. Außerdem konzentrie­rt sich die Ladenöffnu­ng auf den Innenstadt­bereich und schließt Discounter, Supermärkt­e, Getränkemä­rkte und Apotheken aus.

ver.di hat verfügt, dass ein verkaufsof­fener Sonntag lediglich das „Anhängsel” einer ohnehin stattfinde­nden Veranstalt­ung sein darf: „Die Werbung für die Ladenöffnu­ng darf nicht als Hauptattra­ktion erscheinen.” Dazu bedarf es schon eines Stadtfeste­s, wie es die Reeser seit 1987 feiern, oder eines Rheinfeste­s, das es seit 2001 gibt. Laut Stadt und RWG lockt das Stadtfest jedes Jahr 8000 bis 10.000 Besucher an. Die Summe aller Geschäfte zählte bis zu 4500 Kunden, während die Höchstzahl an einem normalen Werktag bei 1825 Kunden liegt.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Geschäfte dürfen an einem Sonntag nur dann öffnen, wenn eine Veranstalt­ung im Mittelpunk­t steht, die mehr Besucher anzieht als das Öffnen der Geschäfte. Bei der Primelakti­on was das bislang nicht so.

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