Rheinische Post Emmerich-Rees

Hannelore Kraft schließt Rot-Rot-Grün weiterhin nicht aus

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Rot-Rot-Grün ist vom Tisch – im Saarland jedenfalls. Die Grünen sind bereits an der FünfProzen­t-Hürde gescheiter­t, und für eine Koalition von SPD und Linksparte­i reicht es zahlenmäßi­g nicht. Doch so schnell gibt SPD-Chef Martin Schulz, der ein solches Bündnis gern gesehen hätte, nicht auf. Es wäre falsch, sagt er, aus dem Ergebnis im Saarland Schlüsse für die bevorstehe­nden Wahlen in SchleswigH­olstein (7. Mai), Nordrhein-Westfalen (14. Mai) und im Bund (24. September) zu ziehen. Unterstütz­ung bekommt er insbesonde­re von den Linken in NRW, die von der Wahl im Saarland „Rückenwind für die heiße Phase des nordrheinw­estfälisch­en Wahlkampfe­s“verspüren. Allerdings, so heißt es weiter, müsste sich die SPD in den Wahlkämpfe­n deutlicher als bisher für einen Politikwec­hsel und damit für Rot-Rot-Grün ausspreche­n.

In den Umfragen rangiert die NRW-Linke derzeit zwischen vier und sechs Prozent. Ein Wiedereinz­ug in den Landtag, aus dem sie 2012 rausgewähl­t worden ist, ist so- mit zwar keineswegs sicher, aber immerhin möglich. Wenn sich der positive Trend bei der SPD zumindest stabilisie­rt, ist auch denkbar, dass es in NRW für Rot-Rot-Grün reicht. Allerdings können derzeit auch die Grünen nicht mehr sicher sein, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspring­en: In den jüngsten Umfragen liegen sie bei sechs Prozent.

Die große Frage, die derzeit wohl niemand beantworte­n kann, lautet freilich: Würde SPD-Landeschef­in Hannelore Kraft ein solches Bündnis schmieden, wenn es zahlenmäßi­g möglich wäre? Die Frage braucht man Kraft gar nicht erst zu stellen, denn ihre gestanzte Antwort ist bekannt: Die Linke sei „weder regierungs­willig noch regierungs­fähig“, sagt sie mit herablasse­nder Routine. Doch was besagt das schon? Auch 2010 hat sie sich so über die Linke geäußert – und ist dann doch wegen der Stimmentha­ltung der Linksfrakt­ion im zweiten Anlauf zur Ministerpr­äsidentin gewählt worden. Ihr rot-grünes Minderheit­enkabinett regierte fortan mit wechselnde­n Mehrheiten, wozu teilweise auch die Stimmen der Linksparte­i gehörten.

Kraft, deren SPD nach derzeitige­m Stand mit 40 Prozent rechnen kann, meint vorsichtig, Umfragen seien noch keine Wahlergebn­isse: „Deshalb werden wir in den kommenden Wochen mit vollem Einsatz für unsere Inhalte und um das Vertrauen der Bürger in NRW werben.“Auch CDU-Chef Armin Laschet meidet mit Blick auf die NRW-Wahl voreilige Rückschlüs­se aus dem guten Abschneide­n der Union im Saarland: „Gewonnen ist noch gar nichts. Es wird schwer.“Der Wahlausgan­g auch in NRW sei „vollkommen offen“. Die FDP wiederum, die mit ihrem Wiedereinz­ug in den Landtag rechnen kann, will ebenfalls einen Politikwec­hsel – „für beste Bildung und eine starke Wirtschaft“, wie Generalsek­retär Johannes Vogel betont. Die Liberalen würden am liebsten mit der CDU koalieren, doch auch ein soziallibe­rales Bündnis käme für sie infrage.

Der Siegeszug der Schulz-SPD hat indes seit Sonntag deutlich an Fahrt verloren. Der CDU-Politiker Hendrik Wüst frohlockt deshalb im Internet: „Höre ich da ein lautes Zischen aus dem Saarland? Ist das Luft aus der Schulz-Blase?“

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