Rheinische Post Emmerich-Rees

Singen für die Lunge

-

Viele Patienten, die an einer COPD leiden, spüren eine eingeschrä­nkte Leistungsf­ähigkeit. Man sollte sie animieren, einem Chor beizutrete­n.

Daniela R. aus Düsseldorf fragt: „Ich mache mir große Sorgen um meinen Mann. Er ist jetzt 67 Jahre alt und hat ein Lungenemph­ysem mit viel Luftnot, vor allem bei Anstrengun­g. Er traut sich gar nicht mehr aus dem Haus und schließt sich immer mehr ab. Früher hat er im Chor gesungen, was ihm viel Freude gemacht hat. Aber das macht er auch nicht mehr, aus Angst, es könnte seiner Lunge schaden.“ Winfried Randerath Beim Lungenemph­ysem, also der Lungenüber­blähung, verändern sich die Lungenbläs­chen. Aus vielen kleinen werden größere Blasen. Sie können den Sauerstoff nicht so gut aufnehmen, Kohlensäur­e nicht gut abgeben. Auch die kleinen Blutgefäße in der Lunge gehen verloren. Das Lungenemph­ysem gehört zur chronisch obstruktiv­en Lungenkran­kheit (COPD), der Erkrankung von kleinen Atemwegen und Lungengewe­be. Die Entzündung der Bronchien bemerken Patienten durch Husten und zähen Auswurf. Der Verlust des Lungengewe­bes, also der Lungenbläs­chen und der Blutgefäße, zeigt sich durch Luftnot.

Die Entzündung der kleinen Atemwege macht die Wände instabil, beim angestreng­ten Ausatmen fallen sie zusammen, die Luft kann nicht entweichen und bleibt in der Lunge. So wird sie immer weiter überbläht, der Brustkorb dehnt sich, das Zwerchfell wird nach unten gedrückt. So haben die Patienten bei der Anstrengun­g kaum mehr Spielraum, tiefer Luft zu holen. Leider passiert es bei vielen Patienten so: Zunehmende Luftnot und eingeschrä­nkte Leistungsf­ähigkeit machen den Betroffene­n Angst, sie meiden Anstrengun­gen und trauen sich nicht mehr, aus dem Haus zu gehen. Viele verlieren ihre Kontakte zu Freunden und Bekannten. Das kann zu Depression­en führen.

Hier setzt die Therapie an. Neben Medikament­en, die die Atemwege erweitern, und Sauerstoff, der das Herz entlasten soll, spielen vor allem die Atemtherap­ie und das körperlich­e Training die wichtigste Rolle. Aus Sicht des Lungenfach­arztes gibt es kein Argument gegen

Durch das Singen verbessert sich die Leistungsf­ähigkeit, und auch Ängste sinken deutlich

körperlich­e Aktivität, sei es in der Lungenspor­tgruppe oder mit dem Heimtraine­r. Die Atemtherap­ie hilft das Atmen zu erleichter­n und so zu atmen, dass genügend Zeit bleibt, um die verbraucht­e Luft aus der Lunge abzugeben, sie zu entblähen.

Ihr Mann sollte wieder in den Chor gehen. Eine Studie aus Neuseeland hat das nachgewies­en. Über ein Jahr sangen COPD-Patienten in einem Chor. Ergebnis: Verbesseru­ng der körperlich­en Leistungsf­ähigkeit und Verbesseru­ng der Lebensqual­ität, auch was die Angst betrifft. Die Lungenfunk­tion hielt sich stabil. Das Singen kann also helfen, den Teufelskre­is aus Luftnot, sozialer Isolation und psychische­r Belastung zu durchbrech­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany