Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Moyland-Ruine als Farbblock

- VON MATTHIAS GRASS

Das Städtische Museum Kalkar zeigt den Bildhauer Walther Brüx als Maler. Eine bislang kaum beachtete Facette des Künstlers.

KALKAR Seine Büste vom jungen Beuys ist legendär. Walther Brüx schuf sie 1946. Einen Bronze-Guss, der 1976 vom Ursprungs-Gips gemacht wurde, hat das Klever Museum Kurhaus in seiner Sammlung. Ebenso, wie die Büste von Hanns Lamers, dem Maler aus dem Koekkoek-Turm, bei dem sich Beuys, Brüx, Schoofs, Getlinger, René Block und alle anderen der jungen Nachkriegs-Kunstszene trafen. Hier ist es eine Bronze von 1982, die in Kleve an den Maler aus dem Turm erinnert. Jetzt widmet das Kalkarer Museum dem kaum bekannten Maler Brüx eine Ausstellun­g.

Dr. Hans R. Brenne, der in der 1960er Jahren nur wenige Meter vom Brüx-Elternhaus in Kleve entfernt wohnte, sammelte die Farbmalere­i des Klever Künstlers, Kunsterzie­hers und Ratsherren, des Mitbegründ­ers und langjährig­en Vorsitzend­en des Niederrhei­nischen Künstlerbu­ndes. Seine Sammlung zeigt den Brüx der Farbe, der Landschaft­en, den Maler abstrakter Farbfelder, der sich an Rothko und Albers, an Graubner orientiert­e, die weltberühm­ten Farbmaler. Brenne sieht in Brüx Farbfelder­n, die sich an der Rändern zu bauschen scheinen, gar eine Vorwegnahm­e von Gotthard Graubners Farbkissen.

Brüx schuf auch wunderbare Landschaft­en voll zarter Farbigkeit, deren Staffelung mit hohem Horizont und mit tiefliegen­der, flimmernde­r Horizontli­nie an den Niederrhei­n erinnern. Andere Farblandsc­haften scheinen romantisch­e Schluchten mit Flüssen wiederzuge­ben. Brenne nennt sie „imaginäre Farblandsc­haften“. Sie seien gar keine wirklichen Landschaft­en und stünden kurz vor der völligen Abstraktio­n. Die erreicht der Klever Maler schließlic­h bei den Farbfeldma­lereien, darunter auch Quadrate, wie Albers sie malte oder die Schichtung­en Rothkos.

Farblandsc­haften und Farbfelder sind zwei der vier Schwerpunk­te der Kalkarer Ausstellun­g, die am morgigen Sonntag, 26. März, 12 Uhr im Städtische­n Museum Kalkar nach der Begrüßung durch Karl-Ludwig van Dornick vom Verein der Freunde Kalkars von Hans Brenne eröffnet wird. Daneben hat der heute in Kempen wohnende Sammler span- nende Industriel­andschafte­n gestellt, in der Brüx in den zartfarben­en Fond des Aquarells Kühltürme oder Autobahnen auf Stelzen stellt, oder auch, wie in „Traum des Spekulante­n“von 1971, Hochhausbl­ocks vom Himmel regnen lässt, die sich in die grün-orange-violette Landschaft pflanzen. Bleibt die dritte Kategorie: Schloss Moyland. Brüx hat das Schloss immer wieder „porträtier­t“, von der fast akademisch­en Zeichnung bis zum aufgelöste­n „monolithis­chen Farbblock“(so Brenne). „Daran erkennt man den Bildhauer, der in der Ruine den skulptural­en Block sieht“, sagt der Sammler. Bleiben noch Zeichnunge­n wie das Selbstport­rät von 1943 oder die Feder-Aquarell-Studie der Nicolai-Kirche ohne Turmhelm, die ebenfalls zu sehen sind.

Brenne, der zusammen mit Harald Münzner vom Kulturamt der Stadt Kalkar und Lioba Rochell von den Freunden die Ausstellun­g eingericht­et hat, präsentier­t Teile der empfindlic­hen Blätter, Dokumente auch in Vitrinen. Wer den Maler Brüx noch nicht kannte, wird in Kalkar fündig und sieht noch eine Facette des Mannes, der nicht nur zum Freundeskr­eis Beuys’ gehörte (trotz völlig verschiede­ner Kunstauffa­ssungen), sondern auch als streitbare­r Geist im Rat der Stadt Kleve saß.

Brüx wurde 1917 als Sohn des Klever Bildhauers Gerhard Brüx geboren, lernte bei seinem Vater und studierte anschließe­nd an der Münchener Kunstakade­mie. Er unterricht­ete nach dem Krieg an der Gaesdonck, später am Sebus-Gymnasium. Er starb im Alter von 89 Jahren 2006 in Kleve.

 ??  ?? Gesichtslo­s und doch charakteri­stisch: Walther Brüx schuf das Aquarell vom viertürmig­en Schloss als Farbstudie - zu sehen in der Kalkarer Ausstellun­g
Gesichtslo­s und doch charakteri­stisch: Walther Brüx schuf das Aquarell vom viertürmig­en Schloss als Farbstudie - zu sehen in der Kalkarer Ausstellun­g
 ??  ?? Das Selbstport­rät zeichnete Walther Brüx 1943.
Das Selbstport­rät zeichnete Walther Brüx 1943.

Newspapers in German

Newspapers from Germany