Rheinische Post Emmerich-Rees

Wo Platten unter dem Hammer landen

- VON JULIA LATZEL

Zum Record-Store-Day konnten Besucher in Haldern Schallplat­ten versteiger­n lassen. Die RP machte mit. Sie schickte die Bee-Gees-Scheibe „Children of the World“ins Bieter-Rennen. Tatsächlic­h scheint die Band noch Fans zu haben.

HALDERN Schallplat­ten – ein Tick der Eltern? Längst nicht mehr! Bands wie AnnenMayKa­ntereit veröffentl­ichen zunehmend ihre neuen Alben auch als Vinyl-Edition und treffen damit den Geist der Zeit. Das merkt auch das Team vom PopShop in Haldern, der auf den Verkauf von Schallplat­ten spezialisi­ert ist. „Mittlerwei­le sind Schallplat­ten wieder im Kommen, und die Kunden greifen häufiger zur Platte als zur CD. Die meisten Scheiben enthalten auch einen Downloadco­de, damit der Käufer sich die Musik problemlos auch auf sein Smartphone ziehen kann“, erzählt Felix Meininghau­s, der im PopShop arbeitet.

Dass die Schallplat­te auch unter jüngeren Leuten wieder modern ist, zeigt sich am Samstag beim RecordStor­e-Day in Haldern. Hierhin pilgern viele junge Leute, um ihre Plattensam­mlung zu erweitern. Höhepunkt des Tages ist die Plattenver­steigerung. Zum dritten Mal kann jeder seine Platte unter dem Motto „Top oder Hop“in den Ring werfen. Eine Minute lang wird ein Song der jeweiligen Scheibe abgespielt. Innerhalb dieser Minute kann munter drauflos geboten werden. Das Mindestgeb­ot liegt bei einem Euro. Wird dieses Gebot nicht erreicht, gibt es keine Gnade: Die Schallplat­te wird direkt zerstört. „Das ist aber sehr schade“, entfährt es da direkt einigen Vinylliebh­abern.

Anlass für einen Praxis-Test: Die RP wagt sich in die Versteiger­ung und schickt eine Platte ins Rennen, die Redakteur Michael Klatt schweren Herzens aus seiner Sammlung geopfert hat: Children of the world von den Bee Gees. „Alleine für das Cover könnte man schon fünf Euro verlangen. Die haben tolle Föhnfrisur­en“, scherzt Markus Hüfing vom Pop-Shop, der die Versteiger­ung moderiert. Das RP-Team hat sich im Vorfeld bereits mit der Möglichkei­t abgefunden, dass die Platte zerstört werden könnte. Doch als die ersten Töne des Hits „You should be dancing“ertönen, werden die ersten Gebote in die Pop-Bar gerufen: 9 Euro kamen am Ende zusammen. 15 Schallplat­ten werden auf diese Weise zum Kauf angeboten. Darunter befinden sich einige Überraschu­ngen, bei denen das Cover fehlt, stattdesse­n aber eine Signierung von „Daddy“enthält, der seinem Sohn Chris alles Gute zum Geburtstag wünscht. Aber auch aktuelle und original-verpackte Stücke aus dem Pop-Shop wie das letzte Coldplay-Album werden versteiger­t. Besonders begehrt unter den jüngeren Bietern ist eine Platte der Band „Disclosure“, die mit 21 Euro den höchsten Preis erzielt und damit nur drei Euro unter dem regulären Preis den Besitzer wechselt. Zur Freude der VinylLiebh­aber wird nur eine Schallplat- te zerstört: Für eine Scheibe der Scorpions ohne Cover, dafür mit großer Delle gibt es in Haldern keine Gnade. Kein einziges Gebot geht ein. Es folgt der Akt der Zerstörung. Mit Schutzbril­le und Handschuhe­n bewaffnet wird die Platte durchgebro­chen. Dabei zeigt sich, dass Hardrock sehr zäh sein kann. Die Platte lässt sich erst nach mehrmalige­n Anläufen in ihre Einzelteil­e zerlegen. Die Idee für die Versteiger­ung hatten sich die Organisato­ren vor einigen Jahren bei einer ähnlichen Veranstalt­ung abgeguckt. Mit dem Record-StoreDay nimmt der PopShop an einer deutschlan­dweiten Aktion teil. „Im Herbst haben wir dann noch ein eigenes Vinyl-Special“, verrät Markus Hüfing. „Wir sind sehr zufrieden mit der Veranstalt­ung. Es ist ein rundum erfolgreic­her Tag. Dabei ist uns vor allem wichtig, dass die Besucher miteinande­r ins Gespräch kommen.“

Dazu haben sie auch auf einem kleinen Flohmarkt die Chance. Die Händler schätzen die familiäre Veranstalt­ung. „Hier hat man sehr viel Ruhe. Auch ich selbst konnte einige Schätze abstauben. Bei den riesigen Schallplat­tenbörsen habe ich mit meinen drei Metern sonst eher einen schlechten Stand. Ich habe tolle Gespräche geführt und finde den kleinen Rahmen sehr schön“, be- richtet Uwe Wagner aus Münster, der in der Pop-Bar seine Platten aufgebaut hatte.

Der Pop-Shop hat jeden Freitag und jeden ersten Samstag im Monat geöffnet sowie bei Konzerten in der Pop-Bar.

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RP-FOTOS: KLAUS-DIETER STADE (2)/ZEHRFELD Zum ersten, zum zweiten – vor allem das Cover hat es den Besuchern angetan. Am Ende gibt es neun Euro für die Bee-Gees-Scheibe.
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