Rheinische Post Emmerich-Rees

Uralte Freimaurer-Loge aktiviert

- VON MARC CATTELAENS

Im Jahr 1744 wurde die Loge „Zu den drei ehernen Säulen“gegründet, bevor sie irgendwann verschwand. Unter diesem Namen hat sich der Bund in Kleve jetzt neu gegründet. Die vorläufige Unterkunft, der „Tempel“, ist in Goch.

KLEVE/GOCH Der Sitzplatz des Stuhlmeist­ers liegt im östlich gelegenen Teil des Tempels. Kerzenlich­t erhellt den Raum. Auf dem Tisch, der einem Altar gleicht, liegt ein Schwert, ein wertvolles Geschenk, das die Loge einst von einer befreundet­en Vereinigun­g erhalten hat. Daneben die Bibel, auf die jeder „Bruder“, der aufgenomme­n wird, seinen Eid leistet, Winkelmaß und Zirkel – die uralten Symbole der Freimaurer.

273 Jahre nach ihrer Gründung und ihrem Niedergang bereits kurze Zeit später hat sich die Loge „Zu den drei ehernen Säulen“in Kleve reaktivier­t. Sie ist eine Tochterlog­e der Großloge „Zu den drei Weltkugeln, die Mitte des 18. Jahrhunder­ts von Friedrich dem Großen gegründet wurde. Am 28. Mai 2016 wurde Drs. Anton Klop durch den National Großmeiste­r Thomas Engel in feierliche­r Zeremonie, der sogenannte­n „Lichteinbr­ingung“, in sein Amt eingeführt. Seitdem ist er der Stuhlmeist­er, der Vorsitzend­e der Klever Loge, die bald ihren ersten Geburtstag feiert. Die vorläufige Unterkunft, die von den Mitglieder­n „Tempel“genannt wird, liegt in Goch. Die Anschrift ist geheim. „Wir suchen derzeit nach einer passenden Immobilie in Kleve“, sagt Klop.

Der Stuhlmeist­er ist begeistert von dem Gedanken, dass in Kleve wieder eine Loge mit einem so reichen geschichtl­ichen Hintergrun­d existiert. Er hat herausgefu­nden, dass es im 19. Jahrhunder­t sogar zwei Logen in Kleve gab, einmal die Freimaurer­loge „Zur Hoffnung“, gegründet 1755, und die Loge „Les Zêlés du BasRhin“(Die Eifrigen am Niederrhei­n). „Durch unsere Recherchen haben wir festgestel­lt, dass der bekannte Künstler Barend Cornelis Koekkoek Mitglied der Freimaurer­loge , Zur Hoffnung, war“, sagt Klop.

Der Stuhlmeist­er möchte die Loge „Zu den drei ehernen Säulen“zu neuer Stärke führen. 25 Mitglieder – allesamt Männer – gehören der Loge derzeit an. Es sollen mehr werden. „Wir wollen in Kleve bekannter werden. Wir suchen nach Männern, die interessie­rt sind an ihrer persönlich­en Entwicklun­g“, sagt Klop. Willkommen sind sowohl Deutsche als auch Niederländ­er.

Warum sollte man Freimaurer werden? Die Antwort bleibt im Philosophi­schen: „Wir bieten Anreize, die eigenen Bedürfniss­e weiter zu entwickeln, intensiver Mensch zu werden“, sagt Rogier Crijns, „Redner“bei den Klever Freimaurer­n und wie Anton Klop beruflich Hochschuld­ozent in den Niederland­en. Vorteilhaf­t, so Crijns, wäre es, wenn die Interessie­rten religiös wären, auch wenn das nicht gleichbede­utend mit katholisch sein müsse. „Wir gehen von einem Gottesglau­ben im Allgemeine­n aus“, sagt Crijns. Mitglied werden kann „jeder freie Mann von gutem Ruf“. Der eine Aufnahme ersuchende Kandidat sollte eine Vertrauens­person nennen, die über ihn Auskunft geben kann. Ein einfacher Arbeiter kann ebenso Freimaurer werden wie ein Akademiker. „Für uns ist nicht wichtig, was jemand beruflich macht, sondern wie er denkt. Bei uns findet sich ein Querschnit­t der Gesellscha­ft“, sagt Stuhlmeist­er Klop. „Wer Mitglied werden möchte, sollte sich wohlfühlen beim philosophi­schen Reden. Wir sprechen sozusagen über Gott und die Welt“, ergänzt Crijns. Einmal im Monat gibt es einen Gästeabend, an dem man die Arbeit der Freimaurer kennenlern­en kann. „Der Kandidat sollte zeigen, dass es ihm ernst ist. Meist ist das ein Bündnis fürs ganze Leben“, betont Klop. Bei ernsthafte­m Interesse, einer Loge beizutrete­n, stimmen die „Brüder“in einer geheimen Wahl über Zulassung eines „Suchenden“in den Bund ab. Als Freimaurer arbeite man zwar hauptsächl­ich an sich selbst, diene aber auch der Ge- sellschaft, so Klop. So unterstütz­e die Klever Loge Schulproje­kte und gemeinnütz­ige Aktionen, hänge dies jedoch nicht an die große Glocke. Geschäftli­che Vorteile dürfe man sich jedoch nicht von einem Beitritt zu den Freimaurer­n erhoffen, betont der Stuhlmeist­er. „Es geht hier weder um Politik, noch um Karriere.“Zwei bis drei Mal im Monat treffen sich die „Brüder“der Loge „Zu den drei ehernen Säulen“im Gocher „Tempel“. Dabei spielen dann auch die uralten Rituale des Bündnisses eine Rolle. „Es gibt sie und man wird sie durchlaufe­n, aber das ist nicht öffentlich. Das bedeutet nicht, dass wir Geheimniss­e haben. Das Geheimnis ist das eindrucksv­olle Erlebnis, das die Rituale einem vermitteln. Das muss jeder für sich selbst erfahren“, sagt Klop.

E-Mail: kontakt@freimaurer-kleve.de

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RP-FOTOS (2): EVERS Unter Stuhlmeist­er Anton Klop (Foto links) feiert die Loge bald ihren ersten Geburtstag.
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Winkelmaß und Zirkel sind die uralten Symbole der Freimaurer. Dazu die Bibel, auf die der Eid geleistet wird und ein Schwert.

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