Rheinische Post Emmerich-Rees

Erotik statt Grammatik

- CHRISTIAN HAGEMANN

In der Grundform sind die Schreibwei­sen chic und schick beide korrekt. Es heißt also zum Beispiel: Das Kleid ist schick. Oder: Das Kleid ist chic.

In der gebeugten Form hingegen gibt es nur eine Form: schick. Beispiel: Sie trug ein schickes Kleid.

Eine Emmericher­in war sich dieser orthografi­schen Regeln durchaus bewusst, als sie in einer Kleinanzei­ge formuliert­e: „Schicke Schuhe mit Strass.“Dazu gab es, weil es sich um ein Online-Angebot handelte, auch noch ein ansprechen­des Foto des besagten Paares.

Der Adressat der Annonce schien also eindeutig formuliert zu sein.

Doch statt einer Frau mit selber Schuhgröße und ähnlichem Geschmack meldete sich ein unbekannte­r Herr, der von sich nur den Vornamen preisgab. Und den Hinweis, dass er „hauptberuf­lich Diener“sei. Diesen Service in diesem Fall aber auch gerne unentgeltl­ich anbiete unter gewissen Umständen. Man solle sich doch, bitte schön, bei ihm melden...

Sie können sich vermutlich die Vielzahl der Fragezeich­en vorstellen, die diese Nachricht hervorrief. Doch Nachdenken brachte schließlic­h die Erkenntnis.

Der Mann verfügt offenbar über mehr erotische Fantasie als Grammatikk­enntnisse. Jedenfalls verarbeite­te sein Gehirn die Worte „Schicke Schuhe“nicht als Beschreibu­ng eines Gegenstand­es, sondern als verruchtes Angebot den wie auch immer gearteten Genuss getragener Damenschuh­e durch Zusenden zu ermögliche­n.

Wir sagen: „Konrad Duden, bitte übernehmen Sie! Und bringen Sie am besten gleich Sigmund Freud mit.“

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