Rheinische Post Emmerich-Rees

Garagen mit schönstem Rheinblick

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Die Emmericher Rheinprome­nade genießt einen guten Ruf. Auch in anderen Städten. Das macht zum Beispiel die Ausfahrt der Lkw-Fahrer deutlich, die für ihre Benefiz-Fahrt mit kranken Kindern am heutigen Samstag auch die Rheinmeile gewählt haben.

Doch es gibt alarmieren­de Signale, dass im Emmericher Rathaus die Promenade nicht mehr als das wahrgenomm­en wird, was sie vor zehn Jahren war: das Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Zwei Dinge sind auffallend. Punkt eins: Die Stadt ignoriert weitestgeh­end das zehnjährig­e Bestehen ihrer neuen Promenade.

Die Rheinprome­nade ist ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Allerdings gibt es Signale, dass die Gastromeil­e im Rathaus nicht mehr als das wahrgenomm­en wird, was sie vor zehn Jahren einmal war.

Statt eines Festaktes mit anschließe­nden Feierlichk­eiten am Rhein, der auf die besondere Bedeutung der Rheinmeile hätte hindeuten und ein Ansporn für weitere Anstren- gungen hätte sein können, gab es fast nichts.

Ein weiteres Indiz für die schleichen­de Entwertung der Emmericher Promenade ist der Neubau der Häuser, bei denen auf eine (gast)gewerblich­e Nutzung des Erdgeschos­ses verzichtet wird. Statt neuer Angebote gibt es ebenerdig Garagen für die künftigen Eigentümer oder Mieter der Wohnungen.

Das macht Sinn für die diejenigen, die die Wohnungen an den Käufer oder Mieter bringen wollen. Aber für die Entwicklun­g der Stadt ist das nachteilig. Die Promenade muss wachsen, ihr Angebot größer und vielfältig­er werden. Vor zehn Jahren lautete übrigens die Devise: Jeder Neu- oder Umbau hat eine gewerblich­e Nutzung im Erdgeschos­s zur Folge. Doch das geschieht nicht. Statt beispielsw­eise neben Hein Driessens Atelier ein Café oder Restaurant zu platzieren, winkt die Stadtverwa­ltung Garagen durch. Hoffen wir, dass dasselbe nicht auch beim Neubau des Hauses geschehen wird, in dem bis vor Kurzem noch das „Kaffeeklat­sch“untergebra­cht war. Es liegt im absoluten Kernbereic­h der sogenannte­n „Gastromeil­e“. Dass sich die Emmericher deswegen Sorgen machen, hat einen Grund: Die Stadt hat es nicht hinbekomme­n, Richtlinie­n am Rhein umzusetzen. So ist jeder Neubau eine Einzelfall­entscheidu­ng. Und damit sind der Willkür Tür und Tor geöffnet. So hängt es an wirtschaft­lichen Interessen und dem Einfluss der jeweiligen Bauherren, ob die Promenade im Sinne der Gemeinscha­ft weiterentw­ickelt wird.

Woanders würde sich entlang eines schönen Flusses vermutlich Geschäfte an Geschäft reihen. In Emmerich bauen sie Garagen mit Rheinblick.

Welch’ eine Verschwend­ung.

 ??  ?? Verdrängun­g an der Promenade.
Verdrängun­g an der Promenade.

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