Vogel fiel nach zweieinhalb Stunden
Beim Allgemeinen Schützenverein Wittenhorst-Töven-Sonsfeld erwies sich das Königsschießen als zähe Angelegenheit. Den erlösenden Schuss landete schließlich Georg Winkel. Elke Haarmann ist die neue Königin.
WITTENHORST (het) Viel Zeit ließen sich die vier Königsbewerber am Himmelfahrtstag, den zähen Rumpf des Holzvogels in seine Einzelteile zu zerlegen. Sie ignorierten dabei auch den versteckten, „drohenden“Hinweis der Sporker Musikanten, die mit dem Marsch „Der Steiger kommt!“eine schnellere Entscheidung einforderten. Es nutzte alles nichts.
Erst nach mehr als zweieinhalb Stunden setzte Georg Winkel zum finalen Schuss an, doch auch der Vogel ließ sich Zeit. Zunächst enttäuscht verließ Winkel den Gewehrstand und wurde plötzlich vom Jubel der Zuschauer überrascht. Der arg malträtierte Holzvogel gab auf und fiel schließlich doch noch von der Vogelstange.
Zum Königschießen gab es Kaiserwetter beim Allgemeinen Schützenverein Wittenhorst-Töven-Sonsfeld. „Verantwortlich dafür ist der amtierende Präsident“, erklärte der neue Präsident Jan Wellem Neuhaus, „aber nur, wenn das Wetter gut ist“, ergänzte er scherzhaft.
Zum ersten Höhepunkt des diesjährigen Festes traten am Donnerstagmorgen rund 150 Schützen an, die auf dem herrlich gelegenen Schießplatz in toller Biwak-Atmosphäre einen ganz besonderen Holzvogel Schuss für Schuss abschießen wollten.
Aus mehrfachen Gründen fiel der Vogel dieses Mal aus dem üblichen Rahmen. Er war nicht nur äußerst zäh, sondern vom amtierenden Kö- nigspaar und vom Thron kreativ bemalt. Er glich schon sehr einem mit Zuckerlasur bemaltem Lebkuchenherz, und dazu enthielt er auch noch die ironische Aufschrift „Der immer lacht“. Gemeint war aber nicht der Vogel, sondern der Partyhit des letztjährigen Thrones. Etwas wehmütig blickten Maximillian Bauhaus und Lena Gores auf ihre Regentschaftszeit zurück. „Wir haben schön gefeiert, es war eine tolle Zeit“, resümierten sie.
Nicht nur der Rumpf des Vogels war zäh, sondern auch die Trophäen, die sich Marius Terhorst (Kopf und rechter Flügel), Torsten Möllers (linker Flügel) Karl-Heinz Schruff (Zepter) und Fabian Großkopf (Reichsapfel) sicherten.
Nach mehrmaligen, aufmunternden Aufforderungen des Präsidenten trugen sich Georg Winkel und sein Bruder Martin, Paul Reuter, sowie Jens-Wilhelm Becks in die Liste der Königsbewerber ein. Vielleicht lag es an der fehlenden Zielgenauigkeit der Bewerber, aber auch der Präsident schien keine Eile zu haben. „Ich finde es nicht schlimm, wenn der Vogel noch ein bisschen hängt“, merkte er an.
In der Endphase des langen Duells wurde es dann doch spannend. Unterstützt von den Zuschauern und von motivierenden Zurufen der Kinder, „das sind meine“, klärte Georg Winkel auf, setzte sich der 44jährige Tischler, Georg Winkel, der verheiratet und Vater von drei Jungen ist, vor seinen Mitbewerbern durch. Noch etwas blass im Gesicht, hielt er um 17 Uhr siegessicher die Trophäe hoch. „Ein einmaliges Erlebnis“, so sein kurzer Kommentar.
Gesprächiger war seine Königin Elke Haarmann, kaufmännische Angestellte aus Wittenhorst, die verheiratet ist und eine Tochter hat. „Ich habe mitgefiebert und bin jetzt glücklich und froh, Königin werden zu können.“