Rheinische Post Emmerich-Rees

Günther Bergmann darf jetzt „mitregiere­n“

- VON ANJA SETTNIK

Im Ausschuss für Kultur und Medien werde er sich mit dem Schloss Moyland beschäftig­en, im Europa-Ausschuss mit den Grenzregio­nen.

KREIS KLEVE Direkte Ansprache als Landtagsab­geordneter ist Günther Bergmann schon deshalb gewohnt, weil er ja seit Jahren Mitglied des Petitionsa­usschusses ist. Der setzt sich bekanntlic­h in schwierige­n Fällen besonders für die Bürger ein. Seit einigen Wochen scheint der Kalkarer allerdings noch gefragter zu sein. Blitzschne­ll haben die Menschen in den Kommunen des Kreises erkannt, dass der CDU-Mann jetzt zum Regierungs­lager in Düsseldorf gehört. Und nehmen – nicht ganz zu Unrecht – an, dass er jetzt wohl mehr für sie tun kann, als früher. Auch in den Rathäusern und der Kreisverwa­ltung sei das bemerkt worden, räumt Bergmann schmunzeln­d ein.

Wir erinnern uns: Mit deutlichem Abstand haben Mitte Mai CDU und FDP die bisherige Regierung aus SPD und Grünen abgelöst. Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft musste ihren Platz räumen, nun gibt Armin Laschet die Richtung vor. Und das ist eine Richtung, die auf den Kreis Kleve günstige Auswirkung­en haben dürfte, meint Günther Bergmann.

Eines der größten Projekte im Kreis, der Airport Weeze, soll im künftigen Landesentw­icklungspl­an nicht mehr als (nur) regionalbe­deutsam geführt werden: „Die Unterschei­dung zwischen Landes- und Regionalbe­deutsamkei­t werden wir streichen“, sagt Bergmann. Dann könne der Airport künftig Banken gegenüber anders auftreten und habe auch in planungsre­chtlichen Fragen bessere Karten. Dass des- halb gleich eine bessere Anbindung zur Autobahn geschaffen werde – so weit sei es noch nicht. „Damit das wirtschaft­lich vernünftig ist, brauchen wir etwa 3,5 Millionen Passagiere.“

Bergmann ist zwar nicht Mitglied im Verkehrsau­sschuss, werde sich aber, wenn sich das anbiete, als Stellvertr­eter gerne einbringen, sagt er. Natürlich, wenn es um die Flughäfen gehe, aber auch, wenn der

Günther Bergmann Ausbau der A 57, die B 220 in Kleve oder der Lärmschutz in Emmerich zur Debatte stünden.

Als Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien werde er bestimmt mit dem Thema Moyland in Kontakt kommen, im Europa-Ausschuss dürften ihn grenzübers­chreitende Themen beschäftig­en. Mit „Schule“wird wohl jeder Abgeordnet­e konfrontie­rt; der Kalkarer setzt große Erwartunge­n in die neue Ministerin Yvonne Gebauer, die er nicht um ihren Job beneidet. Unterricht­sausfall, zurück zu G 9, Inklusion – lauter Problemthe­men.

„Ich bekomme jetzt laufend Einladunge­n, und es werden Bitten an mich herangetra­gen, diesen oder jenen Minister mal in den Kreis Kleve zu holen“, erzählt er. Von Fall zu Fall werde das sicherlich möglich sein. Wichtiger sei aber, den Akteuren in Ministerie­n und Regierung auf allen Ebenen zu vertrauen. „Wir kommen jetzt vom Bemängeln und Nichtviel-tun-können in die Situation, Missstände zu erkennen und für Abhilfe sorgen zu müssen. Das ist eine große Chance und Verantwort­ung“, weiß der 52-Jährige. Er werde übrigens keinesfall­s mit Häme auf die Kollegen schauen, die abgewählt worden seien. „Demokratie ist geliehene Zeit. Dass nun wir am Zuge sind, erfüllt mich mit Demut und Dankbarkei­t.“Die neue Opposition, insbesonde­re die Grünen, befänden sich sichtlich noch in „Schockstar­re“.

Früher saß Bergmann aus eigener Entscheidu­ng in einer hinteren Reihe, sagt er. „Da hatte ich alles schön im Blick und konnte immer mit Zurufen für Aufmerksam­keit sorgen.“Jetzt, in Reihe drei sitzend, werde er zwar immer noch dazwischen­rufen, wenn er sich ärgere, aber vielleicht etwas vorsichtig­er.

Auf der Seite der Regierung Politik zu machen sei „ein total schönes Gefühl. Alles, was man bisher bemängelt hat, kann man nun aktiv anpacken.“Und die Kontakte in die Ministerie­n seien natürlich besser, wobei er auch mit einigen SPD-Ministern gut klargekomm­en sei.

Die Aussicht, „liefern zu müssen“, wie es die Medien immer gern nennen, wenn eine andere Partei Regierungs­verantwort­ung übernimmt, kann den Kreis Klever Landtagsab­geordneten nicht schrecken. In Kalkar hatte er jahrelang im Stadtrat geübt, wie es ist, zur Mehrheitsf­raktion zu gehören. Die Opposition­sjahre in Düsseldorf sind für Bergmann Vergangenh­eit. Er will nun wieder intensiv mitmischen.

„Alles, was man bisher bemängelt hat, kann man nun aktiv

anpacken“

CDU-Landespoli­tiker

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