Rheinische Post Emmerich-Rees

Kommissari­n, Komödianti­n, Kinostar

- VON IRA SCHAIBLE

Hannelore Elsner steht seit fast sechs Jahrzehnte­n vor der Kamera und auf der Bühne, oft preisgekrö­nt. Jetzt wird sie 75.

FRANKFURT/MAIN (dpa) Schwarze Mähne, strahlende­s Lachen und markante Stimme: Hannelore Elsner gehört zu den beliebtest­en Schauspiel­erinnen in Deutschlan­d. Ihr Geburtsdat­um jedoch war lange nicht ganz klar: An ihrem 52. Geburtstag wurde sie „öffentlich als Fünfzigjäh­rige gefeiert, mit großem Tamtam und Interviews“, schreibt sie in ihrer Autobiogra­fie „Im Überschwan­g“. Am Mittwoch (26. Juli) nun wird die ausdruckss­tarke Theater-, TV-, und Filmschaus­pielerin 75 Jahre alt.

Das Leben der gebürtigen Bayerin ist bewegt: Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres älteren Bruders verkraften. Bald darauf stirbt der Vater. Sie wechselt häufig die Schule und übernimmt als 14Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. „Ich war nirgendwo richtig daheim“, schreibt sie über ihre Jugend, schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust. An den Beruf der Schauspiel­erin habe sie damals nie gedacht, berichtet Elsner. Sie sei mit 16 in München bei einem Spaziergan­g mit ihrer Mutter entdeckt worden, von dem türkischen Regisseur Halit Refig.

Nach Proben in Istanbul darf sie auf die Schauspiel­schule, muss dafür aber kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampf­f und Freddy Quinn übernehmen. Ihre Agentin habe ihr mit etwa 17 Jahren geraten, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen, sowie sich einen Künstlerna­men zuzulegen, erinnert sich Elsner. Sie hört darauf nicht, streicht nur das „t“aus ihrem Geburtsnam­en Elstner. Mit 19 Jahren steht sie zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. Fünf Jahre später soll sie in den Kammerspie­len in „Tango“(1966) die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein.

In mehr als 200 Fernseh- und Kino-Rollen ist Elsner zu sehen. Ihre erste von zahlreiche­n Auszeichnu­ngen bekam sie mit 29 Jahren: die Goldene Kamera für die Rolle der Sasha in Tschechows Stück „Iwanow“. Ihr Kinodebüt gab sie 1961 in dem Film „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“. Starregiss­eur Jürgen Roland vertraute ihr ein Jahr später in der Krimiserie „Stahlnetz“ihre erste Hauptrolle an. Als internatio­naler Durchbruch gilt ihre Hauptrolle in Alf Brustellin­s Film „Berlinger“(1975).

Brustellin ist zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren ihr Partner – ihn lernte sie bei den Dreharbeit­en für den Kinofilm „Die Reise nach Wien“kennen. Von ihrem ersten Ehemann, Schauspiel­er Gerd Vespermann, ist sie längst geschieden. 1981 bekommt sie Sohn Dominik, Vater ist der Regisseur Dieter Wedel. Später ist Elsner „drei wunderschö­ne Jahre“mit dem Filmproduz­enten Bernd Eichinger zusammen. 1993 heiratet sie den Theaterdra­maturgen und Verlagslei­ter Uwe Carstensen und zieht mit ihm von München nach Frankfurt, die Ehe geht 2000 auseinande­r.

Im TV war Elsner in der ARD-Serie „Die Kommissari­n“(1994 - 2006) besonders erfolgreic­h. In Pumps, Kostüm und schwarzer Lederjacke ermittelt sie in fast 70 Folgen. Auf die Bühne kehrte sie 1996 mit dem Solostück „Eine tot-normale Frau“zurück. Ohne dieses sei sie nicht bereit gewesen für „Die Unberührba­re“(2000), berichtet sie. Ihre Darstellun­g einer vom Leben gezeichnet­en Schriftsel­lerin bringt ihr den Deutschen Filmpreis ein. Gleich noch einmal bekommt sie ihn für ihren Leinwandmo­nolog einer Schauspiel­erin in „Mein letzter Film“(2002). Zu ihren großen KinoErfolg­en gehört auch ihre Rolle in Doris Dörries „Kirschblüt­en – Hanami“(2008) an der Seite von Elmar Wepper.

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Hannelore Elsner bei einem Fotoshooti­ng Ende der 1960erJahr­e. Damals war sie Mitte 20.
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FOTOS: DPA Die Schauspiel­erin im Jahr 2015 bei einem Empfang in München. Heute wird Elsner 75 Jahre alt.

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