Rheinische Post Emmerich-Rees

Deutsche Teilung: Zwei-Staaten-Theorie

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Hätte es einen Weg gegeben, nach der doppelten Staatsgrün­dung die langfristi­ge Teilung Deutschlan­ds zu verhindern? In den 1950er Jahren sprachen Politiker in Ost und West von der möglichen Wiedervere­inigung. Ein Vorschlag kam von Josef Stalin. In den so genannten Stalin-Noten regte er an, Deutschlan­d zu vereinen und einen neutralen Staat zu erschaffen. Der Westen traute den StalinNote­n damals nicht und bis heute ist unklar, ob der Machthaber im Kreml seinen Vorschlag ernst meinte. Der Westen machte stattdesse­n den nächsten Schritt in Richtung Teilung. Im Mai 1955 traten die Pariser Verträge in Kraft, die neben der weitgehend­en Souveränit­ät der Bundesrepu­blik auch den Beitritt zur Nato beinhaltet­en. Hatte die Sowjetunio­n bis dahin versucht, die Anbindung der BRD an den Westen zu verhindern, änderte man nun die Deutschlan­d-Politik grundlegen­d. Am 26. Juli 1955 verkündete Nikita Chruschtsc­how in Ost-Berlin die Zwei-Staaten-Theorie. Auf dem Gebiet des ehemaligen deutschen Reiches seien nach dem Kriegsende zwei souveräne Staaten entstanden, erklärte er. Eine Wiedervere­inigung sei allein Sache der westund ostdeutsch­en Bevölkerun­g, so Chruschtsc­how. „Sozialisti­sche Errungensc­haften“des Ostens dürften dadurch nicht in Gefahr geraten. Eine Wiedervere­inigung Deutschlan­ds war damit in weite Ferne gerückt. Das Land sollte noch weitere 35 Jahre geteilt bleiben.

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